Craig Kalpakjian »
Frequencies
Exhibition: 21 Jun – 24 Aug 2007
Baukunst Galerie
Theodor-Heuss-Ring 7
50668 Köln
+49 (0)221-7713335
art@baukunst-galerie.de
www.baukunst-galerie.com
Tue-Fri 10-18 . Sat 11-18 and by appointment
Die Baukunst Galerie eröffnet am Mittwoch, den 20. Juni 2007 von 19.00 bis 22.00 Uhr eine große Einzelschau mit Werken des in New York lebenden Künstlers Craig Kalpakjian. "Frequencies" ist deutschlandweit die erste große Einzelausstellung des Künstlers, in der neben Inkjet Prints auch eine Installation aus Dialeuchtkästen und ein Künstlerfilm zu sehen sein werden. Dr. Gregor Jansen, Kurator am ZKM in Karlsruhe, wird eine Einführung in Kalpakjians künstlerisches Œuvre geben, dessen ambivalente, technoide Ästhetik in den USA, Frankreich, England und der Schweiz bereits große Aufmerksamkeit erregt hat. Der 1961 geborene Künstler schloss 1983 an der Universität von Pennsylvania in Philadelphia sein Kunstgeschichtsstudium mit einem "Bachelor of Arts" ab. Seine Werke sind in international bekannten Museen wie dem Metropolitan Museum of Art und dem Whitney Museum of American Art in New York vertreten und Teil zahlreicher öffentlicher Sammlungen in Paris, Rom, London, Chicago und Santa Fé (USA). Craig Kalpakjian untersucht in seinem Werk Wahrnehmung und psychologische Wirkung von Räumlichkeit. In den frühen 90er Jahren kreierte er skulpturale Arbeiten aus konkreten Symbolen des bürokratisch-institutionellen Raums, beispielsweise aus Bestandteilen von Sicherheits- und Überwachungssystemen oder Absperrgurten von Personenleitsystemen. Als Hybride zwischen Skulptur und Installation in der Tradition von Minimalismus und Konzeptkunst stehend kontrollieren diese Arbeiten unsere Bewegungen im Raum und beeinflussen die Wahrnehmung desselben. Schon damals galt das Interesse des Künstlers weniger den Objekten selber, als ihren Effekten auf den sie umgebenden Raum. Daher erscheint es nur konsequent, dass Craig Kalpakjian 1999 damit beginnt, seine Arbeiten mittels der Architektursoftware "Form Z" und "Lightscape" zu konzipieren, die es ihm erlaubt, den Raum und dessen Lichtgebung selbst zu konstruieren. Beginnend mit der Zeichnung eines einfachen Modells fügt er mit großer Perfektion im Detail sukzessive Lichtquellen, Oberflächenstrukturen und Farbtöne hinzu. Das Endprodukt ist ein digitales Konstrukt, das Jean Baudrillard in der "Agonie des Realen" als Simulakrum beschreibt – eine Simulation ohne dazugehöriges Original. Obgleich sie keine Entsprechung in der Realität haben, erscheinen uns die digital generierten Innen- und Außenräume aus unserem urbanen Lebensumfeld vertraut. Sie zitieren die von Funktionalismus und Rationalismus geprägte moderne Architektur des "International Style". Zu sehen sind Hochhausfassaden, Korridore und Empfangshallen in einer auf Schwarz-, Grau- und Blautöne reduzierten Farbskala, die den Einfluss von Ad Reinhardts monochromer Malerei erkennen lässt. Die Reduktion lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Spiegelungen und Brechungen des Lichts auf den hochglanzpolierten Hightech-Oberflächen. Der Ausstellungstitel "Frequencies" verweist hier sowohl auf die wellenförmige Ausbreitung des Lichts als auch auf die damit verbundene optische Wiederholung gespiegelter Gegenstände. Durch Transparenz und Reflexion wird eine Spannung aufgebaut, die die Grenzen zwischen Auf- und Durchblick, Innen und Außen, Bildgegenstand und Spiegelbild verwischt. Der virtuelle Raum erscheint durch die prismatische Aufgliederung potentiell unendlich – ein Effekt, der durch gespiegelte Himmelsansichten verstärkt wird. Diese Unendlichkeit durchbricht der Künstler durch Löcher und Risse in den Oberflächen, hinter denen sich nichts als schwarze Leere verbirgt. Die von ihm konstruierte virtuelle Welt wird somit als reine Oberfläche ohne Tiefe offenbart. Obgleich Craig Kalpakjians Architekturen wie von Menschen entworfene und bewohnte Gebäude wirken, ist der menschliche Körper vollkommen abwesend. Er ist weder als Sujet, noch in Form von Schatten oder gespiegelten Silhouetten präsent. Allein der kinematografisch gewählte Standpunkt, der die Arbeiten wie Filmstills erscheinen lässt, verleiht Kalpakjians Werken eine narrative Komponente, die durch die assoziativen Titel potenziert wird. Leere Szenerien, auf denen ein umgestoßener Stuhl und gewehrkugelgroße Einschusslöcher an menschliche Gewalteinwirkung erinnern, lassen den Betrachter zum Subjekt des Bildes werden, der die Leere mit seiner Imagination füllt. Darüber hinaus ist die Perspektive so gewählt, dass sich der Betrachterstandpunkt und die Dimensionen des Dargestellten nicht ausmachen lassen. Diese Orientierungslosigkeit im Raum verstärkt die psychologische Aufladung der digitalen Fotoarbeiten auf den Betrachter. Das gleiche Gestaltungsprinzip verfolgt auch der 2007 entstandene Künstlerfilm "Frequency", der sich frei an den strukturalistischen Film "Wavelength" von Michael Snow anlehnt. Durch die singuläre Kameraeinstellung eines langen, gleichförmigen Korridors, die sich unmerklich auf einen Aufzug zubewegt, erzeugt Kalpakjian eine psychologische Spannung, die an Filme von Stanley Kubrick erinnert und der Phantasie des Betrachters eine große Projektionsfläche bietet. Craig Kalpakjian kreiert in seinen Bildern digitale "Unorte", die in ihrer sterilen Perfektion und Monotonie zu Metaphern der Künstlichkeit unseres modernen Lebensumfelds werden: die meisten Oberflächen, die uns umgeben, sind das Produkt technologischer Prozesse; menschliche Dienstleistungen werden durch Automaten ersetzt; industrielle Produkte und ganze Gebäude werden schon seit Jahren am Computer entworfen; ökonomische Überlegungen eliminieren dabei alle unnötigen Details. Craig Kalpakjians Werke führen uns die Bedingungen und Folgen der modernen Leitprinzipien von Effektivität, Rationalität und Funktionalität vor Augen.