stattmenschen Jörg Schmiedekind hat sich auf die Fotografie von Stadträumen spezialisiert. Jenseits touristischer Schnappschüsse und glatter Postkartenmotive widmet er sich Stadträumen, die als nicht beachtenswert gelten. Mit dokumentarischer Manier werden diese mitsamt Möblierung nüchtern inszeniert. Die Serie 'stattmenschen' befasst sich mit der im Stadtbild allgegenwärtigen Werbung. Der plakativ überhöhten Werbewelt wird ihr banaler Alltagshintergrund 1 zu 1 gegenübergestellt und mit der daraus resultierenden Irritation kokettiert. Die gewählten Plakatausschnitte zeigen Menschen; unabhängig vom Ausmaß der Inszenierung erliegt der Betrachter dem Reflex, einen Bezug zum Gesamtbild herzustellen. Die Werbewelt präsentiert sich als bedeutsam und wichtig, zugleich offenbart sie im unmittelbaren Dialog mit der Alltagswelt ihre Überzeichnung und Bedeutungslosigkeit. Tatsächlich erscheint der banale Hintergrund Kraft seiner Realität als bedeutungsvoller. Die Werbebilder entspringen einer erdachten Welt, die in den Bildern dieser Serie dem Alltag als Teil seiner selbst gegenüber treten. Die formale Gleichberechtigung ist keine Botschaft, sondern eine Einladung zum Spekulieren über Sinn und Unsinn, gut und schlecht, echt und falsch. Dabei machen sich die Bilder den von der Werbung geschürten Voyeurismus zu Nutze. Zeitgleich zur Ausstellung stattmenschen ist im Hotel Bogota (Berlin, Schlüterstraße 45) innerhalb der dortigen Berlin-Reihe die Doppelausstellung 'kreuz und quer' zu sehen, in der Jörg Schmiedekind Stadtlandschaftsbilder von der Potsdamer Straße zeigt.

Jörg Schmiedekind www.schmiedekind-fotografie.de 1963 geboren in Ludwigshafen am Rhein seit 1982 Beschäftigung mit Fotografie und Stadtplanung seit 1984 lebt und arbeitet in Berlin 1984-1991 Architekturstudium an der TU Berlin 1987-1994 Mitarbeit in verschiedenen Berliner Architekturbüros seit 1994 selbstständige Tätigkeit in Architektur und Stadtplanung