Michael Schäfer hat in seinen großformatigen Fotoarbeiten der letzten Jahre explizit die Mechanismen des allgegenwärtigen Medienapparates in den Fokus genommen. Er hat gefundenes Bildmaterial aufgegriffen und einzelne Sujets daraus mittels Rekonstruktion oder abgewandelter Inszenierung in den Kunstkontext transponiert. Für 'Champ' hat er nun eine Serie von auf den ersten Blick klassischen 'Porträts' entwickelt. Ausgewählte SchülerInnen eines Elite-Internats finden sich in der Situation des Managers am Arbeitsplatz, der für ein Interview oder den alljährlichen Geschäftsbericht in möglichst repräsentativer Haltung abgebildet werden soll. Dabei blieb es den Akteuren überlassen, inwieweit sie sich individuell in Szene setzen oder auf schon ins gesellschaftliche Gedächtnis eingesickerte Posen zurückgreifen. Michael Schäfer verfolgt hier zum einen konsequent die eingeführten digitalen Techniken aus seinen früheren Serien und erweitert zugleich diesen Ansatz, indem er das Phänomen der kollektiven Erinnerung mit der persönlichen Interpretation tradierter Rollenmodelle aufeinander treffen lässt. Obwohl stark konstruiert, leben die Bilder von der Ambivalenz zwischen Künstlichkeit und Authentizität der einzelnen Charaktere. Die subtile Unschärfe der Bildaussage lässt das Genre des fotografischen Porträts weit hinter sich und rückt Fragen nach der Identität gesellschaftlicher Rollenzuschreibung und deren Erfüllung in den Mittelpunkt. Für die Ausstellung wird Michael Schäfer auch den Boden der Galerie in seine Foto-Installation mit einbeziehen und so den Kontext der Arbeit auf den Raum ausdehnen.