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Die Fotografin der magischen Sekunde
Philippe Soupault, Tunesien 1940
© 2007 Nachlass Ré Soupault / VG Bild-Kunst, Bonn 2007

Ré Soupault »

Die Fotografin der magischen Sekunde

Exhibition: 3 Oct – 25 Nov 2007

Literaturhaus München

Salvatorplatz 1
80333 München

089-2919340


www.literaturhaus-muenchen.de

Mon-Fri 10-19, Sat/Sun 10-18

Wiederentdeckung Ré Soupault war bereits über 90 Jahre alt, als sie an ihrer ersten eigenen Ausstellung teilnahm. Das verloren geglaubte Werk der Fotografin - es umfasst ca. 1500 Negative und 150 Vintage Prints - wurde erst Ende der 1980er Jahre von Manfred Metzner, Verleger (Das Wunderhorn) und Kurator der Ausstellung, wiederentdeckt. 250 Arbeiten sind nun in einer großen Gesamtschau zu sehen. Die Retrospektive wird ergänzt durch Briefe, Übersetzungen und Textmanuskripte, die das bewegte Leben der Ré Soupault und ihre Bedeutung für die Künstler- und Intellektuellenszene der 20er und 30er Jahre widerspiegeln. Von Ostpommern nach Paris Ré Soupaults Leben war geprägt von eigenwilligen Wegen, beruflich wie privat. 1901 als Erna Meta Niemeyer in Ostpommern geboren, studierte sie als eine der ersten Frauen im Weimarer Bauhaus (1921-1925) bei Johannes Itten, Wassily Kandinsky, Georg Muche, Oskar Schlemmer und Paul Klee. 1923/24 stellte sie mit dem schwedischen Avantgarde-Filmemacher Viking Eggeling dessen Film »Diagonal-Symphonie« fertig. 1926 heiratete sie den Dadaisten Hans Richter, in ihrer Berliner Wohnung traf sich die internationale Avantgarde. Zu dieser Zeit nannte sie sich Renate Richter, Kurt Schwitters schließlich gab ihr den Namen »Ré«. Ré Soupault arbeitete als Modejournalistin für den Berliner Scherl-Verlag, unter anderem für dessen Zeitschriften »Silberspiegel« und »Sport im Bild«, und als Korrespondentin in Paris. Dort gründete sie 1928 das Modestudio »Ré Sport« und führte dies bis 1934. Sie kleidete die Frauen der Pariser Bohème ein, entwarf das sogenannte Transformationskleid und arbeitete eng mit Man Ray zusammen, der ihre Kollektionen fotografierte. Von Paris in die Welt In Paris lernte sie den Mitinitiator der Surrealismus-Bewegung Philippe Soupault kennen, den sie 1936 heiratete. Sie gehörte zum Pariser Künstler-Zirkel um Man Ray, Fernand Léger, Florence Henri, Gisèle Freund, Elsa Triolet, Helen Hessel, Max Ernst, Henryk Berlewi, Sonia und Robert Delaunay, André Kertesz und Alberto Giacometti. Philippe Soupault, zu dieser Zeit einer der bedeutendsten französischen Journalisten, überredete sie, seine Reportagen zu bebildern. Das Paar reiste fortan quer durch Europa, in die USA und schließlich nach Tunesien. Hauptsächlich auf diesen Reisen entstand das fotografische Werk Ré Soupaults. Rückkehr nach Paris Nach der Trennung von Philippe Soupault zog Ré 1948 nach Basel und arbeitete dort zurückgezogen als Übersetzerin, unter anderem übertrug sie Lautréamont ins Deutsche. Anfang der 50er Jahre besuchte sie Deutschland, wo sie unter anderem die Flüchtlingslager Ostvertriebener fotografierte. Sie studierte erneut, diesmal bei Karl Jaspers. Mitte der 50er Jahre zog sie zurück nach Paris und lebte dort Tür an Tür mit Philippe, dem sie stets verbunden blieb. Sie arbeitete bis zu ihrem Tod 1996 als Übersetzerin, Schriftstellerin, Filmemacherin, Hörspielautorin, Radio-Essayistin und Herausgeberin von Märchen-Anthologien. Das fotografische Werk Reportagefotografie, Portraits und Alltagsszenen bestimmen das Werk der Fotografin, das durch seine Geradlinigkeit, Klarheit, Vielfältigkeit und Zeitlosigkeit besticht. Kein Foto ist gestellt, »alles kam aus dem Leben« (Ré Soupault). Ré Soupault gilt als eine der wichtigsten Fotografinnen des 20ten Jahrhunderts, ihr Nachlass ist ein neu entdeckter kulturgeschichtlicher Schatz. Die Retrospektive zeigt nicht nur Bilder eines bewegten Jahrhunderts, sondern gleichermaßen die Lebensgeschichte einer Intellektuellen, die ein neues Frauenbild nicht nur gefordert, sondern konsequent gelebt hat. Der Katalog Der Katalog zur Ausstellung ist unter gleichem Titel im Verlag Das Wunderhorn erschienen (Herausgegeben von Manfred Metzner)