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Die Trilogie der schönen Zeit, oder:
"LABATUT", 2005 © karen stuke

Karen Stuke »

Die Trilogie der schönen Zeit, oder:

Warten macht mir nichts aus

Exhibition: 13 Oct – 23 Dec 2007

Beaugrand Kulturkonzepte

Brandenburger Str. 18
33602 Bielefeld

0172-5219733


www.beaugrand-kulturkonzepte.de

Die Trilogie der schönen Zeit, oder:
"CLARA", 1998

Gottfried Jäger über Karen Stukes Bilder: Cameraträume Die Fotografien von Karen Stuke geben vielfachen Assoziationen Raum. Da ist zuerst das Licht, das eine wichtige Rolle spielt. Es lässt Szenarien erkennen, die sich im Dunkeln ereignen. Fotografien sind Lichtbilder. Licht ist die Essenz der Fotografie, ihr eigentliches Medium. Für Karen Stuke ist es aber nicht nur das, sondern auch ihr Gegenstand, wie sich zeigt. Dann sind ihre Fotografien vom Raum bestimmt. Sie nehmen Räume auf und sie entstehen in ihnen. Man erblickt eine Bühne, ein Zimmer. Die Fotokamera selbst ist im Grunde nichts als ein dunkler Raum. Ein dritter Faktor, durch den ihre Bilder geprägt sind, ist die Bewegung. Sie erscheint flüchtig und wird nicht wie in der Momentfotografie in einem 'entscheidenden Augenblick' erfasst, sondern ganzheitlich und mit zeitlicher Dauer. Dabei verschwimmen die Konturen der Gegenstände. Man erkennt Bewegungen, die sich nicht durch ein einzelnes bewegtes Objekt erschließen, sondern deren Elemente irgendwie rätselhaft bleiben, der Interpretation offen. Der genaue Zugriff darauf ist ausgeschlossen. Dafür entsteht ein Gefühl von Zeit, eine Ahnung von einem Zeitrahmen, in dem das Bild ursprünglich entstand. So weist es auf seinen Herstellungsprozess zurück und reflektiert sich selbst. Licht, Raum und Zeit sind die Koordinaten, in deren Schnittfeld die Fotoarbeiten von Karen Stuke entstehen. ... Ganz überraschend wirken in diesem Oevre die Schlafbilder, in denen sich die Fotografin über Nacht selbst beobachtet. Es vergehen Stunden, während derer die Camera, still gestellt und mit geöffnetem Verschluss, die Eindrücke der Dunkelheit nach und nach sammelt und speichert. Erst gegen Morgen wird ihr intimer Blick beendet, der Tag beginnt. Zurück bleiben langsame, friedliche Bilder auf der Grenze zwischen Nähe und Distanz, zwischen Tag und Traum – doch an die Träume der jungen Frau kommt ihre stumme Zeugin nicht heran. Eine zentrale Rolle in den Arbeiten von Karen Stuke die Theaterfotografie. ...Das Bild, das alles in sich vereint, die ganze Szene, den ganzen Akt, das ganze Programm. So kam sie fast zwangsläufig zu dem anachronistisch langsamen Instrument, das dies ermöglicht und mit dem sie inzwischen so verwachsen ist, dass sie es garnicht mehr als etwas Besonderes empfindet – so virtuos, wie sie es beherrscht. Dass die daraus entstandenen Bilder 'anders' sind, ist unabweisbar. Ob sie angemessen und 'richtig' sind, ist unbeweisbar. Sie sind der sichtbare Ausdruck eines tiefen Wunsches, der fantastischen Welt des Theaters ein fantastisches Bild der Fotografie entgegenzusetzen. Ihre Inszenierung ist eine doppelt und dreifache. Auf die Inszenierung der Bühne reagiert sie mit der Inszenierung der Kamera, der die Inszenierung des Bildes in bühnenähnlichen Kästen folgt. Ein eigenes Bildsystem entsteht. In ihrer jüngsten Werkgruppe, 'City Lights', setzt Karen Stuke das Licht nicht nur als szenisches Hilfsmittel ein, sondern als generative Instanz, die autonome Bildstrukturen erzeugt. Sie erinnern kaum mehr an einen Gegenstand und auch die Art ihrer Hervorbringung tritt in den Hintergrund. Allein die Bewegungsdimension bleibt dem kundigen Auge nicht verborgen und bildet so ein Erklärungsmuster und eine Konstante in dem bildnerischen Spiel der reisefreudigen Fotografin. Hier bewegt sie sich selbst. Sie installiert ihre Camera auf den mächtigen Drehtürmen, wie sie mit meist schick eingerichteten Restaurants hoch über den Metropolen der Welt, wie in Berlin, New York oder dem japanischen Kobe, ein schwindelerregendes Dasein führen. Beim entgrenzten Blick in die Tiefe ziehen die ruhenden Lichter der Großstadt an uns vorbei. Das Bild wechselt ständig. Doch was sich ändert und bewegt, sind wir selbst. Das Fotoauge bleibt gelassen. Es registriert nach eigenem Ermessen und lässt über Raum und Zeit hinweg in seinem Inneren ein exklusives Bild entstehen. Es ist nicht weniger wahr, gut und schön, als unser eigenes. Nur anders. (Ausschnitte aus dem Buch "Die Trilogie der schönen Zeit, oder: Warten macht mir nichts aus!") Andreas Kesberger schreibt im neuen "Monochrom - Katalog" über das Buch zur Ausstellung: Wir kennen das Werk von Karen Stuke jetzt seit fast zehn Jahren. Wir haben es wachsen und reifen sehen. Wir haben es ausgestellt und im Katalog präsentiert. Aber jetzt kapiert es langsam auch der Rest der Welt. Die roten Punkte sammeln sich unter den Bildtiteln und mit diesem Bildband wird sich der Weg zu noch mehr roten Punkten kaum aufhalten lassen. Mit einer Lochkamera zu fotografieren macht Spaß, aber noch mehr Spaß macht auch das Betrachten der Bilder, wenn dieses ganz spezielle Medium auch wirklich intelligent genutzt wird. Wenn das Spiel mit der Zeit einher geht mit dem Spiel mit dem Licht. In diesem Ausstellungskatalog kommen drei Projekte zusammen, die vordergründig erst einmal nichts miteinander zu tun haben. Schlafbilder, Theaterfotografien und Fernsehtürme. Das klingt so disparat wie es dann doch im Buch genial ineinander fließt und zusammen passt. Wenn Sie immer schon davon geträumt (sic!) haben, im Schlaf Kunst zu schaffen, können Sie hier schon mal nachblättern, vielleicht im Restaurant Ihres örtlichen Fernsehturms.

Die Trilogie der schönen Zeit, oder:
"BERLIN", 2001, © karen stuke
Die Trilogie der schönen Zeit, oder:
"BERLIN-renovieren", 2001, © karen stuke