Kader Attia, 1970 geboren, ist in Algerien und in Frankreich aufgewachsen und lebt heute in Paris. Er bedient sich unterschiedlichster künstlerischer Ausdrucksmittel und schlägt in seinen teils poetischen, teils schockierenden Installationen, Videos und Fotografien eine Brücke zwischen der abendländischen und der maghrebinischen Kultur.

Oft haben seine Werke Manifestcharakter und nehmen Stellung zu politischen Themen wie zum Beispiel den Problemen von Migration oder Gewalt in den französischen Vorstädten. Er lässt sich dabei vom Zeichnen und der Philosophie anleiten. "Zeichnungen lügen nicht", sagt er, "in ihnen liegt ebenso viel Aufrichtigkeit wie in einem Text."

"Künstler hautnah" begleitet Kader in seinem Pariser Alltag und zur ersten Biennale für zeitgenössische Kunst auf den Kanarischen Inseln, wo er eine Art Skulptur mit großen Spiegeln in Form romanischer Kirchenfenster an einem Strand errichtet. Das Werk beschäftigt sich mit dem Thema Einwanderung und den damit verbundenen Erwartungen.

In New York schließlich baut er noch einmal seine "Flying Rats" auf, eine Installation, die ihm 2005 auf der Biennale von Lyon breite Anerkennung brachte und zum internationalen Durchbruch verhalf. In einem großen Käfig stattet Kader dazu lebensgroße Figuren - bestehend aus einer Vogelfuttermischung - mit Kinderkleidern und Perücken aus. Hundert echte Tauben fressen die wie auf einem Schulhof dargestellten Kinder bis zum Ende der Ausstellung auf. In einer Art nostalgischem Bühnenbild betrauert er damit den Verlust der Kindheit. So unterschiedlich Kaders faszinierende Installationen auch sein mögen, sie prangern alle die Entgleisungen der modernen Gesellschaft an.