Mit der Ausstellung "Russische Variationen" - Malerei und Fotografie beteiligt sich die Stiftung Landdrostei nun schon zum siebten Mal in Folge an dem Museumssommer und da das diesjährige Schwerpunktland des Schleswig-Holstein Musik Festivals "Russland" ist und werden vom 12. Juli bis zum 14. September 2008 zehn junge russische bildende Künstlerinnen und Künstler in der barocken Landdrostei in Pinneberg bei Hamburg zu Gast sein u. a. die drei FotokünstlerInnen: Aleksandra Koneva (Berlin / Galerie Art Sandmann Berlin), Nadja Kuznetsova (St. Petersburg / Galerie J. J. Heckenhauer Berlin) und Andrej Krementschouk (Hamburg/Leipzig) Die Kuratorin und Künstlerische Leiterin der Stiftung Landdrostei, Erle Bessert M. A., wird die Ausstellung "Russische Variationen" - Malerei und Fotografie, die unter der Schirmherrschaft des Generalkonsuls der Russischen Föderation steht, am Donnerstag, 10. Juli 2008 um 19.00 Uhr eröffnen. Nadja Kuznetsova (*1960), deren Arbeiten in Deutschland - außer von ihrem Berliner Galeristen - bislang kaum gezeigt wurden, arbeitet ausschließlich mit Schwarz-Weiß-Fotografien und technischen Experimenten. In der Pinneberger Ausstellung ist die Serie "Innocent Things" zu sehen. Diese Serie reflektiert sowohl Kuznetsovas romantische Einstellung zur Fotografie, die ganz in der St. Petersburger Tradition steht, als aber auch den Einfluss eines Grafikdesign-Studiums an der Muchina-Kunsthochschule, der russischen Talentschmiede schlechthin, erkennen lässt. Die Arbeiten, die charakteristisch für die Fotografie der neunziger Jahre in St. Petersburg sind, haben einen starken Einfluss von den so genannten "Künstlerfotografen" und von der regionalen Konzeptkunst. Bei der Belichtung der Fotos benutzt Nadja Kuznetsova oftmals Rasterschablonen oder sie greift in den Entwicklungsprozess direkt ein. Ihre romantischen Fotoarbeiten wirken zunächst wie feine mit einem spitzen Bleistift erstellte Zeichnungen und erscheinen dabei andererseits als ob sie aus dem 19. Jahrhundert entstammen, als die Fotografie gerade erst entdeckt wurde. Ganz anders die Objekte der Künstlerin Aleksandra Koneva (*1972), die seit über zehn Jahren in Berlin lebt und spielerisch zwischen den einzelnen Kunsttechniken - der Malerei, Druckgraphik, Fotografie und Collagen - zu wechseln weiß. Von ihr werden jüngste Arbeiten aus der Serie "Kuriositätenkabinett" ausgestellt. Auf den analog erstellten Farbfotografien sind kleine Puppen, Marke Barbie-Puppe und das männliche Pendant "Ken", in Einmachgläsern zu erkennen. Die Puppen, unterschiedlich kostümiert und mit kleinen Requisiten arrangiert, schwimmen in einer unbestimmten Flüssigkeit und sind für die Nachwelt eben wie in einem Kuriositätenkabinett festgehalten: so ragen aus einer verknöcherten Ingwerwurzel zwei Plastikbeine, zwei Arme und der Kopf einer blonden Barbie-Puppe heraus und das ganze läuft unter dem Titel "Scharfe Braut". Hierbei geschieht zudem eine doppelte Archivierung: zum einen die in den Einmachgläsern konservierten Barbie-Puppen, jede mit einem bestimmten Titel und Thema unterlegt, und zum anderen die analoge Farbfotografie, die alles noch für die Nachwelt festhält und zur Verbreitung beiträgt. "An Deinem Haus" heißt die mit der Ausstellung "Gute Aussichten - Junge deutsche Fotografie" in Deutschland auf Tour - u. a. in den Deichtorhallen in Hamburg und im Martin-Gryphius-Bau in Berlin - geschickte Serie des russischen Fotografen Andrej Krementschouk. Die Lehr- und Wanderjahre, des 1973 in Gorki geborenen Andrej Krementschouk, sind lang und vielfältig: Zunächst absolvierte er eine Ausbildung als Restaurator von Ikonen und kunsthandwerklichen Objekten, im direkten Anschluss daran eine Ausbildung zum Co-Dirigenten an der Musikhochschule in Vladimir. Von 1999-2003 war er an der Universität Greifswald für Slawistik und Kunstpädagogik eingeschrieben und wechselte danach an die Hochschule für Angewandte Wissenschaften nach Hamburg, wo er 2007 sein Diplom in Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Fotografie bei Prof. Ute Mahler machte. Ab dem Sommersemester 2008 ist er Meisterschüler an der Kunsthochschule in Leipzig. In seiner Fotoarbeit "An Deinem Haus" spürt Andrej Krementschouk in melancholischen Bildern seiner vom Verschwinden bedrohten Heimat in einem kleinen Dorf nach. Die jährliche Rückkehr in sein russisches Heimatdorf nahm er zum Anlass, Menschen, Wohnsituationen und Landschaften in seinem familiären Umfeld zu fotografieren und stellt damit die immer wieder aktuelle Frage nach Erinnerung und Verlust und nach einer kulturellen Identität. Es ist aber auch ein unaufdringliches Annähern an einen Ort, der langsam verschwindet. So sieht man eine Beerdigung, einen einsamen auf der Dorfstraße streunenden Hund und sorgfältig geschichtete Äpfel auf einem Tisch. "Ich muss über diesen bescheidenen Ort, den keiner kennt, etwas erzählen, was mich betrifft", so Andrej Krementschouk. "An Deinem Haus ist eine fotografische Kurzgeschichte über diese Heimat (Russland), über ihren heutigen Atem, über meine Wahrnehmung von ihr. Dies ist mein Haus, ein solches, wie ich es sehe und mein persönliches Zusammentreffen mit ihm - sogar heute noch - fühle. Das Thema meiner Arbeit ist sehr persönlicher Natur. Höchstwahrscheinlich ist dies der Grund, dass man nicht Alles mit Worten beschreiben, ausmachen und einen Punkt setzen kann... Ein Teil des Themas befindet sich in mir als für mich schwer beschreibbare Empfindungen, Gedanken und Gefühle, welche ich versucht habe, mit Hilfe von fotografischen Bildern zu vermitteln."