Erik Niedling »
FORMATION
Exhibition: 28 Jun – 2 Aug 2008
Die Hamish Morrison Galerie präsentiert Ende Juni in der Heidestrasse die Fotoserie FORMATION des in Berlin lebenden Künstlers Erik Niedling (*1973 in Erfurt). Zum ersten Mal werden die vorwiegend großformatigen Werke in diesem Umfang in Berlin gezeigt. Im Oktober wird begleitend zur Serie im Hatje Cantz Verlag ein Katalog erscheinen. Erik Niedling nimmt in seinen Werken der Fotoserie Ausgangspunkt in historischen Zeugnissen, denen er durch das Reproduzieren, Selektieren und das neue Arrangieren des schon vorhandenen Fotomaterials eine neue Erscheinung verleiht. Die Idee zur Serie FORMATION entstand ursprünglich, als Erik Niedling in der Bibliothek des Angermuseums in Erfurt auf den Band Die Welt der Pflanze stieß, der mit Pflanzenaufnahmen des renommierten Fotografen und Gärtners Walther Haage gestaltet war. Bei der weiteren Recherche fand Niedling ein umfangreiches Archiv von Glasnegativen aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen, das sich unter Verschluss auf dem Dachboden des Wohnhauses der Familie Haages befand. Die Fotos innerhalb dieser Serie zeigen größtenteils Darstellungen von Pflanzen, aber auch die zu ihrer Kultivierung nötigen Werkzeuge und Arbeitsprozesse. Die rein bildlichen Darstellungen werden durch die ausführliche Dokumentation des Arbeitsumfelds um einen narrativen Aspekt ergänzt und wecken Assoziationen zu Themenfeldern, die dem Betrachter erschreckend bekannt vorkommen: das menschliche Intervenieren in die Natur, das Kultivieren der Umwelt und damit folgend auch die Selektion. In seinem Bearbeitungsprozess legt Niedling die originalen Glasnegative zunächst auf einen Leuchtkasten um sie dann mittels einer Großbildkamera mit Negativfilm zu reproduzieren. Von den so entstandenen neuen Negativen erstellt Niedling C-Print-Abzüge, Positive, die zwar noch die optische Anmutung eines Negativs haben, jedoch nicht mehr seine fototechnischen Eigenschaften. Auf der Grundlage der dokumentarischen, nüchternen Darstellungsweise Haages schafft Niedling eine Verfremdung, die das ursprüngliche Bild ästhetisiert und gleichzeitig auch dekonstruiert, er vollzieht hierbei den Wandel von der Dokumentation zum Kunstwerk. Erik Niedling gelingt es in seiner Fotoserie FORMATION sachliche Fotografie umzudeuten und er beleuchtet dabei Metaphern kulturgeschichtlicher Prozesse, die dem ästhetischen Reiz der Bilder eine weitere Dimension verleihen. Durch die neue Inszenierung schafft es Niedling aus den neusachlichen Fotografien ihr ästhetisch-epistemologisches Programm auszutreiben und belässt sie doch in einem eigentümlichen Zwielicht – im gespenstisch schönen und dunkel leuchtenden Licht der Fotografie. Und in diesem Licht beginnt auch unsere Kulturgeschichte neu zu leuchten.
In the end of June the Hamish Morrison Gallery presents photography from the series FORMATION by Erik Niedling (*1973 in Erfurt), who lives and works in Berlin. For the first time these mainly large-sized works are shown in Berlin in this extent. In October Hatje Cantz will publish the catalogue accompanying the series. In his work Erik Niedling uses historical sources and gives them a new appearance by reproducing, selecting and arranging them new. The idea for the series FORMATION occurred when Erik Niedling found the illustrated book Die Welt der Pflanze (The world of plants) in the Angermuseum in Erfurt. It contains a large number of images from the well known photographer and plant expert Walther Haage. During the following research Erik Niedling made an interesting discovery finding a tremendous archive of glass negatives, originating from the time between the two world wars. The negatives show a large number of plants, furthermore illustrations of the tools that were used for the treatment of plants and images of the environment of Haages gardening factory. The simple figurative presentation of the objects is complemented by a narrative aspect, which brings up memories who remind of dreadful familiar topics: the human intervening in the nature, the regulation of the environment, subsequentially leading to the subject matter of selection. To convert the negatives, Niedling placed the glass plates on a light box and then took pictures to reproduce the material. Following he developed the C-Prints as a positive image, that at the same time contains features of a negative. Niedling creates an alienation of the primary work that is characterized by its distinctive documentary style. Simultaneously he deconstructs the photographs and transfers documentation into art. In his series FORMATION, Erik Niedling accomplishes a metamorphosis of this prosaic photography. In an act of transformation he demonstrates historico-cultural procedures and adds a further dimension to the aesthetic program. Niedling's new arrangement avoids a distinct aesthetic appearance; the pictures remain in a twilight zone: In the mystic dark light of photography, which illuminates our cultural history reemerged.