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Journal of Science
Abb.23 © Martin Fengel 2008

Martin Fengel »

Journal of Science

Exhibition: 11 Jul – 21 Sep 2008

Münchner Stadtmuseum - Sammlung Fotografie

St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

Münchner Stadtmuseum

St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

+49 (0)89-23322370


www.muenchner-stadtmuseum.de

closed until 2027

Journal of Science
Abb.4 © Martin Fengel 2008

Martin Fengel - Journal of Science es erscheint ein Katalog bei schaden.com Martin Fengels neuer Bildzyklus "Journal of Science" zeigt rätselhafte Objekte, die aus dem didaktischen Parcours von Museen der Naturkunde oder Technik, aber auch in anderen Gebäuden des öffentlichen Lebens entstammen könnten. Vom Reiz der Metamorphose, die etwa die Kunst des Surrealismus auszeichnet, leben auch seine Bilder, denen ein vergleichbares Potential des Fremdartigen zu eigen ist. Der Künstler transformiert die vorgefundene Wirklichkeit zum fotografischen Ready Made, das, seinem Funktionswert enthoben, eine absurde Konstellation des Realen widerspiegelt. In seiner bizarren Form erscheint uns das Bild wie eine Sehstörung und sorgt für nachhaltige Irritation unserer Wahrnehmung. Im Kontext der Wissenschaften wächst der Fotografie die Aufgabe eines beweiskräftigen Argu-ments zu. Sie soll einen spezifischen Sachverhalt bezeugen und steht für die Objektivität der wis-senschaftlichen Behauptung bzw. Erkenntnis. Der Evidenz-Charakter der Fotografie, ihre doku-mentarische Treue und der Authentizitätsanspruch spielen auch eine Rolle in Martin Fengels "Journal of Science". Hier wird die Welt des Faktischen mit einem Augenzwinkern zur Disposition gestellt. Die Aufnahmen repräsentieren kein verlässliches Zeugnis. Ebenso bleibt das Dargestellte ungeachtet der Sachlichkeit und Transparenz eher nebulös, rätselhaft und unverständlich. Dabei hat der Künstler das Motiv nicht weiter bearbeitet oder manipuliert. Augenfällig ist, dass Martin Fengel mit viel Verständnis für absurde Logik den möglichen Wahlver-wandtschaften nachspürt, die sich zwischen den Kunstwerken der Moderne und den technischen oder naturwissenschaftlichen Modellen ergeben könnten. Der Künstler isoliert den Bildgegenstand durch Fokussieren und Herausblitzen, rückt das Motiv ins Zentrum, während die Umgebung im Halbdunkel versinkt. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Georg Diez, Peter T. Lennart, Andreas Neumeister, Georg M. Oswald, Ulrich Pohlmann, Rudolf Scheutle und Bernhart Schwenk. Künstlergespräch am 11. Juli um 15:00 Uhr


....es gibt diesen einen Satz von Ludwig Wittgenstein, der alle Wissenschaft auf die Grundlage der Philosophie zurückführen wollte; es gibt sogar ein paar Sätze von Wittgenstein, die sehr gut zu dem passen, was Martin Fengel macht: Es wirkt fast so, als wolle Fengel demonstrieren, was Wittgenstein meinte. "Was gezeigt werden kann, kann nicht gesagt werden", schreibt Wittgenstein etwa im "Tractatus logico-philosophicus" - und meint damit erst einmal die Sprache in ihrer elementaren Form. "Der Satz", schreibt er später im "Tractatus", "zeigt die logische Form der Wirklichkeit. Er weist sie auf." Auch wenn Wittgenstein diese Festlegung auf die Sprache bezog (er dachte eben noch über die Grammatik der Welt nach in einer Zeit, als es noch nicht vor allem die Bilder waren, die diese Grammatik bestimmten) - so, nach diesem Muster, in dieser Strenge funktionieren die Bilder von Martin Fengel: Sie zeigen die logische Form der Wirklichkeit, sie weisen sie auf; sie sind Formeln, sie sind Schlüssel zu unserem Verständnis dessen, was wir sehen; in ihnen ist, wenn man will, die optische DNA unserer Welt gespeichert. Das unterscheidet sie erst einmal von fast allen anderen Fotos und Bildern in unserer bildersatten Zeit: Sie erklären nicht, Fengels Fotos, sie sagen nichts zu dem, was sie zeigen, sie nehmen nicht Stellung, zeigen nicht Zuneigung oder Kritik; sie kleben nicht an der Wirklichkeit, sie schweben darüber, es haftet ihnen nichts an, sie sind frei von Vergangenheit, sie entziehen sich geradezu der Narration, sie verweigern sich der Erzählung; aber sie setzen Zeichen, so wie sie selbst Zeichen suchen. Sie speichern optische Codes, diese Bilder, Codes, die wiederum zu so etwas wie Wirklichkeit zusammengesetzt werden können.


...there's that one maxim by Ludwig Wittgenstein, who wanted to bring all science back to the basics of philosophy; there are even quite a few maxims by Wittgenstein which are very appropriate to what Martin Fengel is doing. It is almost as if Fengel wanted to demonstrate what Wittgenstein meant. In Tractatus Logico-Philosophicus, for example, Wittgenstein writes, "What can be shown cannot be said", referring primarily to language in its elementary form. He also says, "A sentence shows a logical form of reality. It emphasizes it." Wittgenstein was referring to language (he was thinking about the grammar of the world in an age when images had not yet begun to play the key role in determining this grammar), and yet Martin Fengel's pictures work with the same model and the same rigour that Wittgenstein advocated. They show the logical form of reality and emphasize it; they are formulae, they are the keys to our understanding of what we see; they contain what could be termed the optical DNA of our world. This clearly distinguishes them from almost all other photos and images in our age replete with images. Fengel's photos neither explain nor comment on what they show; they do not adopt a stance, show affection or criticism; they do not adhere to reality but float above it; nothing sticks to them, they are free from the past, they elude narration and refuse to pay homage to the story; yet they are setting a sign, just as they themselves are looking for signs. These pictures store optical codes which in turn can be combined to form something resembling reality.

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Abb.2 © Martin Fengel 2008
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Abb.19 © Martin Fengel 2008