HAKE & FLAKE
Kerstin Flake » Caroline Hake »
Exhibition: 5 Jul – 2 Aug 2008
Galerie b2_
Spinnereistr. 7 Gebäude 20
04179 Leipzig
0341-4784747
info@galerie-b2.de
www.galerie-b2.de
Wed-Fri 13-18 . Sat 11-17
HAKE & FLAKE Die Fotografinnen Caroline Hake und Kerstin Flake gehen auf konträre Art und Weise in ihren neuen Arbeiten ihrem Interesse an der Schaffung irreal scheinender Bildwelten nach. Hake indem sie vorgefundene Szenarien der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie und deren Räume und Oberflächen dokumentiert und dekontextualisiert. Flake nutzt hingegen die Fotografie, um ihre Eingriffe und Inszenierungen zu skurrilen und eigenwilligen Bildwelten zu konstruieren. Caroline Hake zeigt in ihrer Arbeit "CANDY" einen Ausschnitt aus dem saisonalen Farbsortiment aktueller Automarken, die jährlich in unzähligen Varianten präsentiert werden. Die Künstlerin zeigt allerdings keine Autos oder den Kontext der Verbraucherschau. Sie fokussiert ausschließlich auf die Oberfläche der Fahrzeuge und fotografiert die unterschiedlichen Kühlerhauben. In den hoch polierten Metalloberflächen spiegeln sich die Scheinwerfer der Messehallen, in deren Licht die Fahrzeuge als Fetischobjekte dargeboten werden. Die Farben auf ihren Fotografien wirken schmutzig, die Oberflächen wie zerstört, Reflektionen und das Korn des Filmmaterials bestimmen die Bildwirkung. Auch wenn der Kauf eines Autos durch Preis und sozialen Status klar geregelt scheint, sind die Begierden, die zur tatsächlichen Entscheidung für einen Typ führen oftmals ungreifbar und irrational. Deshalb ist es vollkommen konsequent, dass Caroline Hake den Kontext ausblendet und sich allein auf die virtuellen Qualitäten und Unterschiede der Farben konzentriert. Sie thematisiert damit Funktionen von Konsum und zeigt, wie abstrakte Bedürfnisse sich von tatsächlichen Notwendigkeiten ablösen. In Kerstin Flakes Bildern schwirren verirrte Objekte durch die leer gewohnten Häuser. Ein Hauch von Leben ist in die totgesagten Wohnungen zurückgekehrt. In dieser zeitlichen Kluft, ohne raumzeitliche Distanz dreht das Leben anders. Es entstehen fotografische Zeichnungen, die das Mögliche abbilden und die von der Faszinationskraft des Vorstellbaren getragen werden. Objekte treten zur subtilen Rebellion gegen die Verlassenheit an, bäumen sich zu absurden, temporären Skulpturen vor der Kamera auf, bis der Film belichtet und das Bild im Kasten ist. An die spiritistischen Fotografie des frühen 20. Jahrhunderts erinnernd, geht es Flake auch um das Sichtbarmachen von Gemütszuständen: Die fotografische Spur besitzt eine grimmige Doppelbödigkeit, visuelle Fragmente und skulpturale Erinnerungsbilder blitzen plötzlich wie Geister in der Gegenwart auf, zugleich ephemer und statisch. Die Ausstellung HAKE & FLAKE verbindet zwei fotografische Reflektionen aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen: die des Luxus mit dessen Verortung an den Oberflächen des Statussymbols Automobil und die eines terrain vague nach dem menschlichen Rückzug. Im Nebeneinander dieser zwei Extreme reiben sich Konstruktion und De(kon)struktion, das Dokumentarische und die Fiktion, Rückzug und Eroberung. Es bleibt die Frage nach unserer eigenen Realität, nach der Anfälligkeit unserer Wahrnehmung von Illusion und Suggestion, und welche Konsequenzen wir daraus ziehen.