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Keine Erziehung
M+M, Happy Slapping 2, 2008, Einzelbild, Lambda-Belichtung auf Endura auf Aluminium, Auflage 6 (+1 A.P.)

M+M (Marc Weis + Martin De Mattia) »

Keine Erziehung

Exhibition: 13 Nov 2008 – 15 Jan 2009

Baukunst Galerie

Theodor-Heuss-Ring 7
50668 Köln

+49 (0)221-7713335


www.baukunst-galerie.com

Tue-Fri 10-18 . Sat 11-18 and by appointment

Keine Erziehung
M+M, Happy Slapping 2, 2008, Lambda-Belichtung auf Endura auf Aluminium, Auflage 6 (+1 A.P.)

Die Baukunst Galerie eröffnet am Mittwoch, dem 12. November 2008 von 18 bis 20 Uhr eine große Einzelschau mit Werken von M+M. "Keine Erziehung" ist die zweite Ausstellung des deutschen Künstlerduos in der Galerie, dessen Name für die künstlerische Zusammenarbeit von Marc Weis (*1965) und Martin De Mattia (*1963) steht. Dr. Doris Krystof, Kuratorin am K21 Kunstsammlung NRW in Düsseldorf, wird eine Einführung in das künstlerisches Œuvre geben, das eine komplexe Synthese aus Film, Fotografie und Installation verkörpert. In der Ausstellung werden neben einer vierteiligen Videoinstallation ein "Panic Room" mit aktuellen Fototableaus aus der Serie "in front", Gewaltszenen aus Handyfilmen von Jugendlichen sowie ein Künstlerbuch zu sehen sein. M+M errangen 2006 den 1. Preis im dem von der Bundesrepublik Deutschland ausgelobten Wettberwerb für "Kunst am Bau" im Bundesministerium für Gesundheit in Bonn. Im gleichen Jahr hatten sie bereits ein Aufenthaltsstipendium an der Villa Aurora in Los Angeles erhalten. Dem war 2002 ein USA-Stipendium des Bayrischen Staates, 1998-99 ein Stipendium der Villa Massimo in Rom und 1997 die Auszeichnung mit dem Bayrischen Staatförderpreis vorangegangen. Außerdem erhielten M+M 2008 eine Gastprofessur an der Peter Behrens School of Architecture in Düsseldorf, 2001-02 eine Dozentur an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich und ein Jahr zuvor eine Gastprofessur an der Kunstakademie in München. Die Arbeiten des Künstlerduos wurden bereits in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert, u.a. im Italienischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, ZKM Karlsruhe, Pergamon Museum in Berlin, Sprengelmuseum Hannover, Kunstmuseum Bern, Museum Ludwig Köln und Musée d‘ Art Contemporain Montreal. Gedanklicher Anstoß für den Ausstellungstitel "Keine Erziehung" war für das Künstlerduo der Artikel "Schlechte Manieren" in der ZEIT vom 21. August 2008 von Slavoj Žižek. Der slowenische Philosoph und Psychoanalytiker beschreibt in diesem Aufsatz das komplizierte Netzwerk ungeschriebener Gesetze im Bereich der sozialen Interaktion. Dabei zeigt er Parallelen zwischen fehlenden Manieren in privaten Beziehungen (am Modell Onkel und Neffe) und den mangelnden Manieren der Großmächte Russland und USA in der Weltpolitik (am Beispiel des Georgien- und Irakkriegs) auf. Diese Verbindung zwischen gesellschaftlichem Mikro- und Makrokosmos visualisieren M+M in dem ausgestellten "Panic Room". Eine in den Ausstellungsraum hineingebaute Architektur haben die Künstler mit der 2008 in Zusammenarbeit mit dem Grafiker Felix Kempf entwickelten "Putin 04"-Zeitung tapeziert. In dieser reflektieren sie anhand von Bild- und Textfragmenten die Rede Putins zum Thema der internationalen Sicherheit, die unter anderem deshalb weltweit Aufsehen erregte, weil Putin gleich zu Beginn explizit darauf hinwies, dass er auf übertriebene Höflichkeitsformen und Diplomatie verzichten werde, um zu äußern, was er wirklich denke. Auf diese Zeitung haben die Künstler Fototableaus aus der Serie "in front" (Lambda-Belichtung auf Endura, Maße variabel) montiert. Arbeitsprinzip ist hier die Auflösung ausgewählter Fernsehnachrichten in ihre vielen hundert und tausend fotografischen Einzelbilder. Was aus der Ferne wie eine abstrakte Matrix horizontaler Streifen wirkt, enthüllt sich in der Detailbetrachtung als Analyse der arbeitsökonomischen Mittel des Fernsehens, das auf seine elementaren Fragmente zurückgeführt wird. Darüber hinaus stellen M+M in der thematischen Auswahl der Fototablaus Verbindungen zwischen Ereignissen wie dem Amokläufer in Erfurth (2002), den Selbstmordattentätern in Pakistan (2002) und Palästina (2004) und den Randalen bei dem Fußballländerspiel Schweiz-Türkei (2005) her. Das Ausstellungsthema wird in der Videoinstallation "Dance Köln" 2004-08 in einer Lehrer-Schüler-Beziehung weiter durchgespielt. Auf vier Projektionswänden wird synchron die Suche eines jungen Türken in Deutschland nach persönlicher und gesellschaftlicher Identität erzählt. Ausgangspunkt hierfür war die Ausweisung des türkischen Jugendlichen Mehmet, die bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Der Münchener Autor Andreas Neumeister entwickelte das Filmmanuskript teilweise aus dem Vokabular, das diesen Fall prägte. Darüber hinaus haben M+M im Internet gefundenes Videomaterial zu Schlägereien von Jugendlichen zu einem Künstlerfilm und der Fotoserie "Happy Slapping" (Lambda-Belichtung auf Endura, Maße variabel) verarbeitet. Dieser Begriff, der übersetzt "Fröhliches Zuschlagen" bedeutet, wurde durch die intensive Berichterstattung der englischsprachigen Presse bekannt. Er steht für einen Gewalt-Trend, der vor ca. 3 Jahren von Großbritannien auf Deutschland übergriff. Dabei geht es um Körperverletzung von unbekannten Passanten, aber auch Mitschülern und Lehrern, die von den meist jugendlichen Tätern mit dem Handy oder einer Videokamera gefilmt und im Internet veröffentlicht oder per Mobiltelefon verbreitet wird. Einen Einblick in den privaten Kosmos der Postpubertät Jugendlicher bieten M+M auch in dem präsentierten Künstlerbuch "Pie Bible". Mit diesem an Bibelausgaben und Gesangbüchern orientierten, in Faksimile-Manier mit individuellen Gebrauchsspuren gedruckten erotischen Kompendium lassen M+M ein fiktives Buch aus dem amerikanischen Film "American Pie" Realität werden: die im Spielfilm von einer Schülergeneration an die nächste weitergegebene Sammlung an Erfahrungen und Tipps in Sachen Liebe und Sexualität. Das Künstlerduo bat ausgewählte Künstlerinnen und Künstler, persönliche Erlebnisse, raffinierte Sexualtechniken und erotische Phantasien möglichst unmittelbar und direkt zu offenbaren. Die veröffentlichten Beiträge reichen dabei von Texten bis zu Collagen, Zeichnungen oder Fotos.

Keine Erziehung
M+M, Panic Room, 2008, Rauminstallation mit Fototableaus aus der Serie "in front"
Keine Erziehung
M+M, Dance Köln, 2004/08, 4 Kanal Videoinstallation, synchronisiert, 4:25 min, Split Screen