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Erinnerung (Teil II)
© Janet Zeugner

Janet Zeugner »

Erinnerung (Teil II)

Exhibition: 29 Jan – 30 Mar 2009

zone E

Kahrstr. 54
45128 Essen

Galerie zone E

Kahrstr. 49
45128 Essen

0170-4630953


www.zone-e.info

By appointment only

Erinnerung (Teil II)
© Janet Zeugner

In zone E, dem Essener Kunstraum in unmittelbarer Umgebung des Museum Folkwang, zeigt die Rostocker Künstlerin Janet Zeugner, Teil II Ihrer Arbeit Erinnerung. Auf der Grundlage von Schwarz-Weiß-Vorlagen entwickelt die Künstlerin Bilder einer ganz eigenen sinnlichen und malerischen Qualität. Dabei knüpft sie an die Experimente der Avantgarde der zwanziger Jahre an und entwickelt diese weiter. Der konträre Umgang mit Fotopapier und Chemie, der fast gänzliche Verzicht auf Kamera, Objektiv und Fixierung bestimmen Zeugners experimentelle Arbeitsweisen. Durch den Einsatz von Bakterien und "alchimistischen" Substanzen löst sich das auf Schwarzweißpapier erzeugte Bild partiell auf. Das Blatt Papier erinnert an ein verblichenes, latentes Bild aus unserem Unterbewusstsein und lässt sich nur durch eigene Erinnerung rekonstruieren. Es erscheint eine Publikation mit einer limitierten Sonderedition und einem Text von Dr. Andreas Steffens. Aus dem Text Ein Zitat von Andreas Steffens zu der Arbeit Erinnerung von Janet Zeugner: Janet Zeugners chemopictuarale Fotografik der Erinnerung von Andreas Steffens Vergesslichkeit ist die Komplizenschaft der Lebenden mit dem Tod der anderen, Erinnerungslosigkeit die mit dem eigenen. Sie vollendet, was mit dessen Eintritt dem Leben des Einzelnen widerfährt. Die Verbreitung des Bildes in der europäischen Kultur verdankt sich zu einem beträchtlichen Maß seiner Fähigkeit, einem Leben im Bewusstsein Nachlebender Dauer über das eigene Leben hinaus zu verleihen. Einst den Mächtigen vorbehalten, wurde das Portrait mit der Erfindung der Fotografie und deren Massenverbreitung zur populärsten Bildform: Zeige mich, damit ich mein Vergehen überstehe, lautet der Imperativ, den Blick und Pose des sich zur Ablichtung Bereitstellenden an die Kamera richten. Aber keine seiner Eigenschaften wird an dem entstandenen Foto tatsächlich so wenig genutzt, wie dieses Motiv seiner Herstellung. Diejenigen, denen die Zukunft gehören wird, sind an den Lebenszeugnissen derer, die sie überleben werden, kaum interessiert. Haben sie aber Glück, und geraten in die Hände von Menschen, die wissen wollen, wie es war, als sie noch nicht waren, können sie in deren Bewusstsein durch produktive Anregung ein unvorhergesehenes Nachleben finden. Fasziniert von eigenen Funden anonymer fotografischer Hinterlassenschaften, hat Janet Zeugner sich zu einer Bergerin derart unerinnerter Erinnerungen gemacht. Als materieller Rohstoff werden sie zu Auslösern eigener Bildvorstellungen, die sie in einem intuitiv gesteuerten Prozeß der Verwandlung aus ihren Fundstücken hervortreibt. Dabei macht die Fotografin möglichst wenig Gebrauch von den avancierten Techniken der elektronischen Zivilisation. Stattdessen greift sie in ihrer Bildästhetik auf avantgardistische Techniken einer Fotografik ohne Kamera zurück. Malerei ohne Farben ist nicht möglich, nicht einmal denkbar; Fotografie ohne Kamera dagegen ist nicht nur denkbar, sie ist auch praktizierbar. Dieser Praxis widmet sich Janet Zeugner. Sie nutzt Fotografie, um mehr als Fotografie herzustellen. Das verdeutlicht die genaue technische Bezeichnung ihrer >Erinnerungsbilder<: es sind 'fotochemische Malereien'. Ihre chemopicturale Manipulationstechnik, die ein gegebenes Foto in ein neues Bild verwandelt, das sichtbar werden lässt, was in seinem Ursprungsbild ungesehen blieb, ist eine Praxis einer Fotografie jenseits der Fotografie. Einer Fotografie, die sich nach der ästhetischen Kraft einer reinen abstrakten Bildlichkeit sehnt, die der realistische Kern der Fototechnik verstellt, die aber als Möglichkeit in jedem Bild ruht. Die elektronische Zivilisation funktioniert als ein Netzwerk virtueller Archive, die durch unablässige Einspeisung in Dimensionen der Unbenutzbarkeit anwachsen. Indem sie alles im digitalen Bild-Code aufzubewahren strebt, hat sie tatsächlich begonnen, nichts mehr wirklich zu erinnern. Dagegen wendet sich eine neue Künstlerästhetik des Erinnerns. In der zweiten Generation dieses Impulses gewinnt die Fotografie ihre avantgardistischen Spielarten jenseits hergebrachter dokumentarischer Funktionen zurück. In diesem Kontext steht der fotokünstlerische Einsatz Janet Zeugners. 1977 geboren, gehört sie zur Generation der Nutznießer der 'Wiederkehr der Geschichte'. Ihre Bilder sind imaginäre Erinnerungen: Visionen, die aus dem Ungesehenen der aus jedem Lebenskontext herausgefallenen Bilder mögliche Bilder nun nicht mehr aus anderer Zeit und anderem Leben, sondern zu ihnen macht. Diese Bilder erstatten Berichte aus dem Krieg der Zeit gegen das Bewusstsein. Indem sie dem abgerissenen Bewusstseinsstrom kleine visuelle Schocks versetzen, bringen sie ihn erneut in Gang. Dann entstehen 'unmögliche' Verbindungen, und die Zeiten gehen einander beschwörend ineinander über.

Erinnerung (Teil II)
Janet Zeugner, aus Erinnerung, 2007/08
Erinnerung (Teil II)
© Janet Zeugner