Klaus Küster »
Plastisches Werk
Exhibition: 13 Feb – 10 May 2009
zone B
Brunnenstr. 149
10115 Berlin
Galerie zone B
Brunnenstr. 149
10115 Berlin
0170-4630953
kwm@zone-b.info
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KLAUS KÜSTER - PLASTISCHES WERK Der nicht nur fotografisch orientierte Pionier neuer Fotogramm-Methoden zeigt hier jüngere Arbeiten aus zwei Werkblöcken: Die durch mechanische Einflussnahmen des Künstlers erzielte Räumlichkeit der lichtempfindlichen Schicht erfährt ihre optische Steigerung in der fotogrammatischen Belichtung ohne Kamera. Außer diesen "luminoplastischen Reliefs" werden seine kameragenerierten Arbeiten ("Kombis") zu sehen sein, deren fotografische Stofflichkeiten mit realen Stofflichkeiten und den realen Substituten Licht und Schatten räumliche Symbiosen bilden. Text: Andreas Steffens Die Dunkelkammer des Bildes Klaus Küsters neue Fotoplastiken Der plastischen Dynamik des Bildes haben sich viele Maler ausgesetzt; fast kein Fotograf. Seit die Malgebilde mit dem Informel zu farbplastischen Flächen wurden, war der raumgreifende Schritt in die dritte Dimension zwingend, wie ihn Lucio Fontanas in den sie umgebenden Raum hin geöffneten Bilder und Bernhard Schultzes 'Migofs' exemplarisch vollzogen. Als Zeitgenosse des Informel, und Grenzgänger von Temperament, bildet die praktische Auseinandersetzung mit den Künsten des Übergangs ein Leitmotiv in Klaus Küsters Lebenswerk. Mit den Einflüssen des maßsetzenden grenzgängerischen Werkes von Wols, in dessen Fotografie sich im Arrangement ihrer Sujets einer 'art brut' bereits plastische Dynamik andeutete, ohne selbst in den Raum schon auszugreifen, verbanden sich Impulse des duchampschen 'ready made' und des dadaistischen 'Gesamtkunstwerks' eines Kurt Schwitters in der lebenslangen Kontinuität eigener plastischer Arbeit. Im Rahmen der Fotografie führte der plastische Impuls Küster zur Entwicklung seines 'luminoplastischen Reliefs', einer Fotogrammtechnik, die durch mechanische Bearbeitung des unbelichteten Fotopapiers ein dreidimensionales Lichtbild entstehen läßt. In seinen jüngsten Arbeiten, der seit 2008 entstehenden Serie der 'Partagenos', verbindet Klaus Küster klassische Papierfotografie mit Miniaturräumen zu plastischen Kleinobjekten: Ausschnitte aus dem Foto, das die Oberfläche eines flachen Raumes bedeckt, öffnen diesen zum Durchblick ins Innere – die optisch undifferenzierte Dunkelheit des Raumes hinter dem Bild läßt es jedoch unsichtbar bleiben. Damit wird das plastische Fotoobjekt, das sich in den hinter ihm liegenden Raum öffnet, zur Dunkelkammer. Die durchbrochene Oberfläche des Lichtbildes, das die optische Welt in einem Ausschnitt erfasst, leitet den Blick in die undurchdringliche Dunkelheit des Seins 'dahinter'. So gelingt Küster die fotoplastische Veranschaulichung des Sinns der Bilder: jedes Bild ist ein Triumph des Auges über die Unsichtbarkeit, des Lichts über die Dunkelheit. Die Bildplastik öffnet zwar das Innere des Raumes, den es umschließt, gibt den Blick in ihn aber nicht frei, weil der Lichteinfall durch den Ausschnitt zu gering ist, um ihn ausreichend zu erhellen, dass Sichtbarkeit entstehen könnte. Das Geheimnis jedes Bildes ist die Unsichtbarkeit. Das Begehren des Bildes richtet sich auf das Innere der Welt, deren Oberfläche es zeigt. Das einsehbare, aber unsichtbar bleibende Innere des plastischen Bildes ist die Erinnerung an die Höhle des Seins, die das Leben verlassen mußte. Um (über)leben zu können, muß gesehen werden. Von diesem paläoanthropologischen Erbe unserer biologischen Verfassung entbindet keine noch so entwickelte Kulturleistung. Wer leben will, muß sehen. Die Höhle, das Innere des Seins, zu verlassen, bedeutet, sich Ansichten dessen verschaffen zu müssen, was gesehen werden muß. Jedes Bild führt diese unbedingte Notwendigkeit des Sehens vor Augen. Küsters Fotoplastiken sind materielle Miniatur-Metaphern jenes Sehenmüssens, das jedes Bild bezeugt.