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Belle de nuit
© Torsten Warmuth 'Vanessa' 2003

Torsten Warmuth »

Belle de nuit

Exhibition: 30 May – 25 Jul 2009

Johanna Breede

Fasanenstr. 69
10719 Berlin

Johanna Breede PHOTOKUNST

Fasanenstr. 69
10719 Berlin

+49 (0)30-88913590


www.johanna-breede.com

Tue-Fri 11-17, Sat 11-14

Belle de nuit
© Torsten Warmuth 'Tango' 2005

The day is light, the night is twilight. As early as 1857, Charles Baudelaire wrote in his poem Le Crépuscule du soir of man's guise which would morph, animal-like, under the "black curtain" of night. Darkness, it is the place of trap doors and two faces.

The theme of darkness (twilight), the magical time before the break of dawn, pervades the work of the photographic artist, Torsten Warmuth (b.1968, in Hildburghausen). In 2006, the museum Kunsthalle Erfurt presented Warmuths' series Nachtsammler/ Night Gatheres - a 19-piece work that reveals the people of Argentina's Buenos Aires as they gradually succumb to the shadowy existence of the capital's pallid light of night.

With Belle de nuit Torsten Warmuth again reaches out to this world of the darkness, but, this time, he shifts his focus. In this photographic cycle, all boundaries appear to change. Warmuth shows Orphic-Bacchic games of carousers, gamblers and graces in the half light of a bar. It is a night piece from the "Theatrum mundi": One sees the entrance of blonde beauties and the youth lying in wait; one sees drinkers lost in nostalgia and dancers in heated fervour. Between waiting and longing, between posturing and flirting, eyes cross and desire is met.

Belle de nuit stages night as a place of obscurities and transitions. Just as Brassaï noted, in his images of the nocturnal playgrounds of Parisian cafes, forces at work that elude the normal reaches of the human mind, it seems that Warmuth's images also escape into an odd realm of trance and dreaming. On his nocturnal stage, definitude becomes blurred and identity lapses into a whirling dervish. Often, time and place even seem to dissolve altogether in these photographs.  

The photographic series, Rauschendes Glück, also records the remarkable ways in which some people choose to escape. Their behavior and guise allow them to move between realities - time travelers from the past, who tirelessly pursue the future. These photographic scenes are seen as if through the haziness of a dream. This effect is produced through overlays and the veil of movement. Since his earliest work Torsten Warmuth has experimented with complex long- and multiple-exposure techniques. Warmuth captures these timely, spontaneous moments through his large-format camera which he tugs along and loads with traditional, analogue film. In the end, Warmuth's large format gelatin silver prints, each, are occupied with its own subjective magic, a magic partly formed by the emotion of the nightly figures at the moment of being photographed. The Belle de nuit, is a great homage to the many metamorphoses of the night.

(Ralf Hanselle)

Belle de nuit
© Torsten Warmuth 'Sharia' 2008

Der Tag ist Licht, die Nacht ist Zwielicht. Schon Charles Baudelaire berichtete in seinem 1857 veröffentlichtem Gedicht Le Crépuscule du soir von menschlichen Gestalten, die sich unter dem "schwarzen Vorhang" der Nacht in Tiere verwandeln. Die Dunkelheit, sie ist der Ort der doppelten Böden und der zwei Gesichter. Der 1968 im thüringischen Hildburghausen geborene Fotokünstler Torsten Warmuth hat sich in seinen Arbeiten bereits des öfteren mit diesen magischen Zwischenzeiten vor Anbruch des Morgens beschäftigt. 2006 etwa präsentierte die Kunsthalle Erfurt seine in Buenos Aires entstandene Serie Nachtsammler - eine 19teilige Arbeit, die jene Menschen zeigte, die unter dem fahlen Licht der argentinischen Großstadt zum Schattendasein gezwungen werden.

Mit Belle de nuit greift Torsten Warmuth diese Nachtwelten wieder auf, verschiebt sie aber in andere Sphären. In diesem fotografischen Zyklus scheint alles auf Grenzen zu wandeln. Im Halbdunkel einiger Bars zeigt Warmuth das orphisch-bacchische Spiel von Zechern, Grazien und Hasardeuren. Es ist ein Nachtstück aus dem "Theatrum mundi": Man sieht den Auftritt blonder Schönheiten und man sieht Jünglinge in Lauerstellung. Man erblickt Trinker in beschwipster Wehmut und Tänzer in aufgeheizter Erregung. Zwischen Wünschen und Warten, zwischen Posen und Poussieren queren sich ihre Blicke und kreuzt sich das Begehren.

Belle de nuit inszeniert die Nacht als Ort der Unschärfen und Übergänge. So wie einst BrassaSYMBOL 239 f "Arial TUR" s 12ï in der Dunkelheit der Pariser Amüsierlokale Kräfte am Werk sah, die sich dem menschlichen Verstand entzögen, so scheinen auch Warmuths Aufnahmen in ein eigentümliches Reich aus Trance und Träumerei zu entgleiten. In seinen nocturnen Kulissen verschwimmt die Eindeutigkeit und die Identitäten verfließen im nächtlichen Taumel. Zuweilen gar, da lösen sich auf diesen Fotografien Orts- und Zeiteinheiten auf. Die Bildserie Rauschendes Glück etwa zeigt Menschen, die auf merkwürdige Weise dem Heute entgleiten. Denn Gewandung und Gebaren läßt diese Menschen wie Wiedergänger wirken - Zeitreisende aus der Vergangenheit, die die Gegenwart belagert halten.

So werden die Blicke allmählich trübe und die Bilder werden traumverloren. Hervorgerufen wird dieser Effekt durch Überlagerungen und Bewegungsschleier. Seit seinen frühesten Arbeiten experimentiert Torsten Warmuth mit komplizierten Langzeit- und Mehrfachbelichtungsverfahren. Seine Großbildkamera, sie zerrt dabei solange am Augenblick, bis sich dieser über weite Bereiche des analogen Fotofilms gestreckt hat. Am Ende, da werden die von Warmuth selbst hergestellten großformatigen Silbergelatineabzüge jene subjektive Magie in sich aufgenommen haben, die die nächtlichen Gestalten im Augenblick der Bildentstehung empfunden haben mögen. Denn Belle de nuit, das ist eine große Hommage an die vielen Metamorphosen der Nacht.

(Ralf Hanselle)