Loïc Bréard »
Urban Sketches
Exhibition: 16 Oct 2009 – 12 Feb 2010
Galerie Hilaneh von Kories
10823 Berlin
mail@galeriehilanehvonkories.de
www.galeriehilanehvonkories.de
Urban Sketches Loïc Bréad 1999 - 2009 From October 16 until December 12, Hilaneh von Kories Gallery will present the exhibit "Urban Sketches" with black-and-white images by Loïc Bréard. Loïc Bréard was born in Brittany, France, and now lives in Hamburg, Germany, where he evolved into a photo artist whose body of work is defined by a passion for the visual diversity of life. This diversity was displayed in his well-known series "El Rocio - a Spanish Pilgrimage", which became a book and was shown at Hilaneh von Kories Gallery in 2008. Human life, design ingenuity, architectural patterns - all of them come together in the Bréard vision of motives. Architectural photography often exudes an extremely cool reserve, because architects like it that way. So photographers rarely leave a personal mark, and rather simply document the architect's work. Bréard's images, taken with a small format Leica camera and printed on silver gelatine baryt paper, are perfect compositions in their own right. They show a sense for dramatic points of view in the urban landscape, and feature small details, mass-produced components, façades. Again and again, Breárd has been fascinated by reflections, resonating a classic subject of photography which has tried to capture shiny surfaces mirroring our environment. Metal surfaces and iridescent glass become subjective prisms, which remind us of a technique used by the masters of surrealistic photography -an elegant trait of craftsmanship, enhanced by exclusively using film and shooting only in black and white. The medium of black and white photography, Bréard once said, is unique in allowing "to bring to light an existence behind the appearance and an emotion behind the human façade". And so he creates images with a sense of depth exuding from shadows and reflecting the philosophical and psychological core of life itself. In 1945, French film critic André Bazin wrote in his essay "The Ontology of the Photographic Image": "All art is based on the presence of people, only photography profits from their absence." Rarely has the absence of people produced such human images. Bréard, who studied painting and sculpturing at the École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris, once said, he was able not only to see his pictures, but also to smell and to hear them. This is a rather unusual statement from a photographer. What do those image tell us about life? You can try to ask them - during the exhibit in the Hilaneh von Kories Gallery in Hamburg. Marc Peschke The exhibit presents a selection of about 50 Silver gelatine prints on Baryte. Urban Sketches Loïc Bréad 1999 - 2009 Die Hamburger Galerie Hilaneh von Kories präsentiert die Ausstellung "Urban Sketches" mit Schwarzweiß-Bildern des Fotografen Loïc Bréard. Der in Nantes in der Bretagne geborene und in Hamburg lebende Loïc Bréard ist ein Fotokünstler, dessen Werk bestimmt ist von einer großen Liebe zu der visuellen Vielfalt des Lebens. Wir sahen es bei seiner bekannten, als Buch erschienenen Serie über die prächtige Wallfahrt von El Rocío in Andalusien - und wir sehen es jetzt wieder, in seinen neuen Architekturaufnahmen: Das Leben der Menschen, ihr Gestaltungswille, die Formen der Architektur, das alles gehört für Bréard zusammen. Architekturfotografie ist oft von äußerst kühler Reserviertheit - auf Wunsch der Architekten. Die Fotografen nehmen sich zurück, dokumentieren das Werk des Architekten, trachten danach, alles Persönliche aus ihren Aufnahmen verschwinden zu lassen. Wie anders sind die mit der Leica-Kleinbildkamera entstandenen Bilder, die jetzt als Silbergelatine-Abzüge in der Galerie Hilaneh von Kories zu sehen sind: in der Komposition vollendet, mit viel Sinn für Dramaturgie, zeigen sie Ansichten unserer gebauten Umwelt: Architekturdetails, serielle Strukturen, Fassaden. Immer wieder sind es Spiegelungen, die Bréard begeistern. Der fotografische Blick in eine glänzende Oberfläche, in der sich die Außenwelt spiegelt, gehört zu den klassischen Themen der Fotografie. Spiegelungen und Reflexionen, in metallischen Oberflächen etwa oder im schillernden Glas zeitgenössischer Hochhausarchitektur, sind für ihn eine Möglichkeit, ein subjektives Element in seine Architekturfotografie einfließen zu lassen, visuelle Brüche zu inszenieren - eine Technik, welche die surrealistische Fotografie zur Meisterschaft gebracht hat. Doch Spiegelungen, Verzerrungen und Dopplungen - sein Hang zum Experimentellen - können nicht verbergen: Bréards fotografischem Werk wohnt stets ein klassisch-eleganter, aber auch technisch vollendeter Zug inne. Er fotografiert ausschließlich analog und ausschließlich in Schwarzweiß - weil Schwarzweiß, wie der Fotograf einmal gesagt hat, "in völlig unnachahmlicher Weise das Sein hinter dem Schein, die Emotion hinter der menschlichen Fassade hervortreten lässt". Und das ist es wohl, was uns an diesen Fotografien so fasziniert: die Tiefe in den Bildern. Die Tiefe der Kompositionen, der Schatten, doch auch die Tiefe in einem philosophischen und psychologischen Sinn: Die Kamera durchleuchtet das Leben der Menschen, sie beschreibt die Lebensweise in den großen Städten, skizziert die Anforderungen, welche an jene gestellt werden, die hier leben und arbeiten. Der im Hunsrück geborene amerikanische Soziologe Louis Wirth hat diese Anforderungen bereits in seinem 1938 erschienenen Buch Urbanism As A Way Of Life beschrieben: nicht leicht, hier zu bestehen. Architektur ist in diesen Bildern nicht nur gebauter Raum, ist nicht nur Ordnung und Detail. Sie wird - und das zeichnet Bréards Meisterschaft aus - zur Metapher des Lebens selbst. Hinter diesen Fenstern, transparenten Glasflächen und Architektur- Waben, hinter diesen Ornamenten der Moderne und Postmoderne leben und arbeiten Menschen. Wir sehen sie nicht, doch schlendern sie auf leeren Treppen, auf diesen einsamen Fluren. Über so etwas denken wir nach - beim Betrachten der Bilder. Es sind oft beklemmende Ansichten, die Bréard zeigt. Keinesfalls negiert er die Grobheiten, die Flachheiten, das Bedrohliche und die Brutalität der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts - etwa wenn er Architekturdetails wie spitze Schwerter in die Luft ragen lässt. Menschen sind im urban verdichteten Raum paradoxerweise fehl am Platz - nie zeigt er sie. Und dennoch sind sie immer anwesend. In dem Aufsatz 'Ontologie des fotografischen Bildes' hat André Bazin 1945 geschrieben: "Alle Künste beruhen auf der Gegenwart des Menschen, nur die Fotografie zieht ihren Nutzen aus seiner Abwesenheit." Nur selten hat die Abwesenheit des Menschen so eine menschliche Fotografie ermöglicht wie hier. Bréard, der Malerei und Bildhauerei an der École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs in Paris studiert hat, sagte einmal, er könne seine Fotografien nicht nur sehen, sondern auch riechen und hören. Ein ungewöhnliches Wort aus dem Mund eines Fotografen. Was erzählen diese Bilder über das Leben? In der Galerie Hilaneh von Kories kann man sie jetzt befragen. Marc Peschke Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von rund 50 hochwertigen Silbergelatine Handabzügen auf Baryt-Papier.