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Amerikanische Nacht
TV: – 5 Dec 2009
Sat 5 Dec 23:05
Julian Rosefeldt - Amerikanische Nacht "Amerikanische Nacht" nennt man ein Verfahren, tagsüber gedrehte Aufnahmen auf der Kinoleinwand wie Mondlicht wirken zu lassen. "American Night" heißt auch ein auf fünf Leinwänden simultan projiziertes Westernepos, das in eindrucksvollen Landschaften und authentischen Kulissen die Klischees von Lagerfeuerromantik und Waffenkult, heroischen Cowboys und gottesfürchtigen Siedlern beschwört. "Live for nothing, or die for something" Geschaffen hat diese Filminstallation der in Berlin lebende Künstler Julian Rosefeldt. Sein Werk ist ein melancholischer Abgesang auf Pionierzeit und Untergang des amerikanischen Weltreichs. "American Night", die in einer Kulissenstadt für Westernfilme in Spanien aufgenommen hat ist voller Zitate amerikanischer Blockbuster: "Live for nothing, or die for something" - Rambo lässt grüßen. Kampfhubschrauber landen im Westernstädtchen Wie in seinen Werken "Asylum" oder "Ship of Fools" geht es auch in Rosefeldts jüngster Arbeit "American Night" wieder um den Dialog von Kino und Malerei, Politik und Massenkultur, Vergangenheit und Gegenwart. Klassische Westernfragmente wie Lagefeuer oder Barschlägerei werden mit Anspielungen auf aktuelle Waffengesetze und Wahlkampfreden Barack Obamas gewürzt, Klischees vom Lonely Cowboy mit der Einsamkeit des Menschen in den romantischen Gemälden von Caspar David Friedrich gekreuzt. Kampfhubschrauber landen im Westernstädtchen, als sei es Bagdad, George W. Bush tritt als moralisierende Marionette auf und ein halbes Hundert Komparsen demoliert einen Saloon, ehe man Mozarts "Requiem" anstimmt - "American Night" zählt zu Rosefeldts bisher aufwendigsten, aber auch kurzweiligsten Arbeiten. Bildgewaltige Installationen und Found Footage Rosefeldt, geboren 1965 in München, stieg in Rekordzeit in den Olymp der internationalen Medienkunst auf. Innerhalb der Kunstszene bekannt geworden durch zeitkritische Kompilationen von Found Footage wie "News" oder "Detonation Deutschland", die noch in Zusammenarbeit mit Piero Steinle entstanden, werden seine seit 2002 im Alleingang gedrehten dialoglosen Filme, die als bildgewaltige Installationen auf bis zu neun Leinwänden laufen, weltweit von Sao Paolo, Bangkok oder New Delhi bis New York gezeigt. Wegen ihres hintergründigen Spiels mit Kinoklischees und Kunstgeschichte und ihrem lakonischen Humor sind Rosefeldts Arbeiten auch einem größeren, nicht kunstinteressierten Publikum leicht verständlich. Das ist einer der Gründe, weshalb Kinoregisseur Tom Tykwer sie als Kulisse für das Finale seines amerikanischen Thrillers "The International“ verwendete, der die diesjährigen Berliner Filmfestspiele eröffnete. Umfassender Einblick in Rosefeldts Werk Der Dokumentarfilmer Heinz Peter Schwerfel hat die Entstehung der "American Night" mitverfolgt. Entstanden ist ein Künstlerporträt, das vom Dreh in den legendären Westernkulissen des südspanischen Almeria bis zur Präsentation im Kunstmuseum Bonn alle Facetten der Arbeit Rosefeldts zeigt. Die Ausstellung "Julian Rosefeldt - American Night" findet vom 12. November 2009 bis zum 17. Januar 2010 im Kunstmuseum Bonn statt.