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Meeresstücke
Henrik Lund Jørgensen, Friends He Lost at Sea-Vil han klare pynten, 2009 © courtesy of the artist

Meeresstücke

Henrik Lund Jørgensen » Eva Koch » & others

Exhibition: 30 May – 12 Sep 2010

Museum Kunst der Westküste

Hauptstr. 1
25938 Alkersum/Föhr

Museum Kunst der Westküste

Hauptstr. 1
25938 Alkersum/Föhr

04681-747400


www.mkdw.de

Tue-Sun 10-17

Meeresstücke
Eva Koch, NoMad, Videostill 1998 © courtesy of the artist

Meeresstücke Die Ausstellung Meeresstücke beschäftigt sich mit dem ambivalenten Verhältnis des Menschen zum Meer, das mit vielerlei Ängsten und Sehnsüchten verbunden ist. Das Meer erscheint gleichsam als Theaterbühne, auf der erschütternde Dramen und zugleich der Traum vom anderen Ufer aufgeführt wird. Die Ausstellung richtet den Blick nach Norden und versammelt Werke der Skagener Künstlerkolonie sowie zwei Positionen zeitgenössischer dänischer Videokunst. Von besonderer Bedeutung sind die Werke von Michael Ancher (1849-1927), der zu den Protagonisten der Skagener Künstlerkolonie gehört. Ancher gelang um 1880 der künstlerische Durchbruch mit realistischen und im Stil der Bildreportage gehaltenen Darstellungen des gefährlichen Alltags der Fischer von Skagen, die in der rauen See zwischen Skagerrak und Kattegat häufig Rettungsaktionen von Schiffbrüchigen durchführten. Für Anchers Heldenepos über das harte Leben der Skagener Fischer und ihren selbstlosen Einsatz für die Rettung von Menschen in Seenot ist kennzeichnend, dass das dramatische Geschehen selbst sich häufig außerhalb des Bildes ereignet. Immer wieder begegnet dem Betrachter das Motiv der schauenden Figur, die über das Meer blickt – man muss in den Gesichtern lesen, um zu erschließen, was sich draußen auf See abspielt. In dem Video Friends He Lost at Sea (2009) arbeitet der dänische Künstler Henrik Lund Jørgensen (*1975) mit den Motiven und Kompositionen von zwei der bekanntesten Werke von Michael Ancher: Vil han klare pynten? [Wird er es um die Landspitze schaffen?] (1879) und Mandskabet reddet [Mannschaft gerettet] (1894). Wie bei einem Tableau vivant werden die beiden Gemälde nachgestellt, allerdings treten anstelle der Fischer nunmehr Flüchtlinge aus anderen Ländern auf. Indem der Künstler "boat people" die heldenhaften Skagener Fischer spielen lässt und damit Anchers Bilder in den Horizont der Gegenwart holt, werden Fragen nach Flucht und Rettung, Emigration und gesellschaftlicher Verantwortung neu aufgeworfen. Henrik Lund Jørgensens Foto- und Videoinstallation steht ebenso wie Michael Anchers heroischer Realismus auf der Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion und ermöglicht vielfältige Deutungsmöglichkeiten. In der eindringlichen Videoinstallation NoMad (1998) der international renommierten Künstlerin Eva Koch (*1953) pilgert eine große Zahl von Menschen in beiden Richtungen auf einer Mole, die als Passage zwischen Himmel und Meer erscheint und ohne Anfang und Ende ist. Mächtige Wellen brechen sich an der Mole und überschwemmen diese und die unablässig weiterschreitenden Menschen. Durch die strömende Bewegung von Menschen und Wassermassen und die horizontalen Schwenks der Kamera wird eine Endlosschleife inszeniert, die ein Ankommen oder Innehalten ausschließt. Im Zusammenwirken mit dem asynchronen künstlichen Sound aus abstrakten Geräuschen und Stimmfragmenten wird der Betrachter mit einem Sinnbild des menschlichen Daseins konfrontiert. Die Menschen sind in diesem Meeresstück rastlose "NoMaden", die sich ihren Weg über einen unsicheren Steg bahnen. Das Leben erscheint als ein Balanceakt im Strom der Zeit. In der Ausstellung Meeresstücke sind neben Werken aus der Sammlung Kunst der Westküste auch Leihgaben aus dänischen Kunstmuseen vertreten. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.