Nachbilder Margret Hoppe und Johanna Diehl
Johanna Diehl » Margret Hoppe »
Exhibition: 6 Feb – 27 Mar 2011
Schloss Ritzebüttel
Im Schlossgarten
27472 Cuxhaven
04721-721812
Mon 10-13, Tue-Thu 10-13+14-17, Sat/Sun 11-15
„Nachbilder“ - Ausstellung mit Fotoarbeiten von Margret Hoppe und Johanna Diehl -
im Ausstellungsraum des Schlosses Ritzebüttel in Cuxhaven
kuratiert von Erle Bessert - Auftakt der Reihe „Junge Fotografie im Schloss“
vom 6. Februar bis zum 27. März 2011.
»Nachbilder« so der Titel der Ausstellung der Fotografinnen Johanna Diehl und Margret Hoppe. Seit ihrem Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, beide waren in der Klasse von Prof. Timm Rautert, kennen sich die Künstlerinnen. In der Auftaktveranstaltung der Reihe »Junge Fotografie im Schloss Ritzebüttel« werden ihre Fotoarbeiten zum ersten Mal gemeinsam unter einem Thema präsentiert.
Auch wenn Johanna Diehl und Margret Hoppe einen ähnlichen Ansatz haben, an ihre Themen und Bilder heranzugehen, detaillierte Recherchen, nichts wird gestellt oder arrangiert, die Orte werden so belassen, wie sie vorgefunden sind, so unterschiedlich erscheinen die Ergebnisse: die Fotografien von Johanna Diehl an manchen Stellen fast malerisch romantisch mit vielen kleinen erzählerischen Einzelteilen, die Arbeiten von Margret Hoppe dagegen eher spröder, direkter, minimalistischer ohne etwas beschönigen zu wollen. Doch eines haben sie auf alle Fälle gemeinsam: Auf den Fotos sind keine Menschen zu sehen, und doch geht es bei diesen Arbeiten weit mehr um Menschen, als der Betrachter es auf dem ersten Blick erahnen mag.
Die aus Hamburg stammende, jetzt in Berlin ansässige Johanna Diehl (* 1977) ist mit ihrer Fotoserie „Displace“ vertreten. Die Arbeiten entstanden 2008/09, als Johanna Diehl im Rahmen eines DAAD-Stipendiums auf Zypern arbeitete. Fern ab der Touristenpfade durchstreifte sie die seit über 35 Jahren geteilte Insel und entwickelte eine Serie über die leer stehenden und umgewandelten Kirchen und Moscheen: im muslimischen Teil, dem türkisch besetzten Norden und im christlich-orthodoxen Süden. Und selbst die Hauptstadt Nikosia ist durch eine Grenze in zwei Bereiche gespaltet. In beiden Landesteilen findet man verlassene Ortschaften, die von ihren ehemaligen Bewohnern fluchtartig geräumt und dem Verfall überlassen wurden.
Der englische Titel „Displace“ ist bewusst gewählt, denn er kann sowohl „Vertreiben“ als auch „Ersetzen“ bedeuten. Zudem verweist der Titel auf die in den Fotografien abwesenden Menschen, die ihre Heimat und ihre Gebetsstätten verlassen mussten. Der Begriff beschreibt aber auch den „Vorgang der Umwidmung und des Wiederbeschreibens“ durch eine andere Volksgruppe, die sich in den verlassenen Dörfern angesiedelt hat, so wurden christliche Kirchen in Moscheen umgewandelt, die Fußböden mit Teppichen ausgelegt und die aus Kreppstreifen aufgeklebte Linien geben die Richtung gen Mekka an.
Ähnlich der Serie „Die verschwundenen Bilder“ (2007), bei der die Künstlerin Margret Hoppe den Spuren von Kunst aus der ehemaligen DDR nachging und die Leerstellen in Räumen, an Wänden oder an Hausfassaden fotografierte, die nach dem Abnehmen oder Übermalen der Bildern entstanden sind, ist die Fotoserie „Bulgarische Denkmale“ aufgebaut: Auch hier dokumentiert Margret Hoppe den Umgang mit der sozialistischen Vergangenheit. In Bulgarien suchte sie Wandgemälde, Denkmäler und Statuen auf, die - zumeist Auftragsarbeiten des Bulgarischen Staates - während der kommunistischen Zeit errichtet und angebracht wurden. Die ehemals überdimensionalen Monumente sind dem langsamen Verfall überlassen, wobei umso mehr auch der Bedeutungswandel von Denkmälern im postkommunistischen Bulgarien deutlich wird. Margret Hoppes Hauptinteresse gilt, wie auch in früheren Bildserien der Erinnerungsarbeit, die - so stellte sie 2008 auf ihren Reisen durch Bulgarien fest - dort weniger ausgeprägt ist, als in Deutschland.
Im thüringischen Greiz 1981 geboren und aufgewachsen, lebt und arbeitet Margret Hoppe seit ihrem Studium in Leipzig. Beim Fall der Berliner Mauer 1989 war sie gerade acht Jahre alt und somit zu jung, um den Systemwechsel selbst bewusst miterlebt zu haben. Heute positioniert sich Margret Hoppe mit ihren Arbeiten zwischen empathischem Nachempfinden einerseits und einem dokumentarisch-archivarischem Aufzeichnen der Situation andererseits.
„Nachbilder“ - Ausstellung mit Fotoarbeiten von Margret Hoppe und Johanna Diehl -
im Ausstellungsraum des Schlosses Ritzebüttel in Cuxhaven
Vernissage: Sonntag, 6. Februar 2011, 16.00 Uhr
Einführung: Erle Bessert M. A. (Kuratorin)
Laufzeit: 6. Februar bis zum 27. März 2011
Öffnungszeiten: Montag: 10.00-13.00 Uhr, Dienstag/Mittwoch/Donnerstag: 10.00-13.00 Uhr und 14.00-17.00 Uhr, Freitag geschlossen, Sonnabend/Sonntag: 11.00-15.00 Uhr
Eintritt: Erwachsene 2,00 Euro, Kinder 0,50 Euro
Die Ausstellung wird gefördert durch die Stiftung Niedersachsen.