János Szász »
Tátorján
Ein Nachlass aus Ungarn
Exhibition: 12 Feb – 2 Apr 2011
Dr. János Szász
(1925 – 2005)
Die ungarische Fotografie gilt als ein seltenes Phänomen in der Kunstgeschichte: in einem kurzen Zeitraum trat eine hohe Anzahl an außergewöhnlichen Talenten in Erscheinung. In der Zwischenkriegszeit revolutionierten die Emigranten Kertész, Brassai, Moholy-Nagy, Capa, Munkácsy die Lichtbildkunst, wobei diejenigen, die in Ungarn blieben, auch nicht weniger beachtenswert sind; ihre Entdeckung lässt allerdings noch auf sich warten.
Das Oeuvre von Dr. János Szász ist ein solches Juwel. Er wurde 1925 in Pécs in eine wohlhabende Familie hineingeboren. Nachdem er sein Studium an der Universität für Rechtswissenschaft 1948 mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, wurde dem jungen Anwalt wegen seiner bürgerlichen Herkunft Berufsverbot verhängt. Er machte sein Hobby, das Fotografieren, zum Beruf, und begann in einer Fachschule Fotografie zu lernen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Schriftsetzer.
Seine fruchtbarste Zeit umspannt die Jahre 1960 bis 1976, als er von der Design-Abteilung der Stadt Pécs den Auftrag bekam, die zeitgenössische und rurale Architektur der Region festzuhalten. Zu dieser Zeit fand er seinen einzigartigen künstlerischen Blick und entwickelte seinen eigenen Druckstil, indem er Chemikalien innovativ verwendete und sein handwerkliches Können einsetzte.
Die Arbeitsbedingungen der Fotografen in Osteuropa waren prekär, sie verstanden es jedoch, aus der Not eine Tugend zu machen: Sie stellten kleine mobile Laboratorien in der Küche oder im Bad auf und führten jede Arbeitsphase – von der Belichtung bis zum Trocknen der entwickelten Fotos – mit großer Sorgfalt eigenhändig aus. Dieses fundierte Wissen zeitigte eine Menge technischer Innovationen und verlieh ihren Arbeiten eine sehr persönliche Note. „Niemals aufgeben!“ lautete sein Lebensmotto; er erweiterte seine eigenen Grenzen und schuf dabei die unnachahmliche Bilderwelt, die wir heute sehen können.
In den frühen Achtzigern verschlechterte sich seine Sehkraft zunehmend. Er unterrichtete jahrzehntelang Fotografie, organisierte Ausstellungen und Kurse, leitete Fotoklubs und publizierte regelmäßig in Fachzeitschriften. Er war der Initiator der jährlichen Nationalen Fotografieausstellung für Gymnasiasten, die bis heute jedes Jahr in Pécs veranstaltet wird und seinen Namen traegt.
Sein Engagement in Kunst wurde mit zahlreichen Preisen anerkannt wie z. B. dem Lebenswerk-Preis des Verbands Ungarischer Fotografen. Sein Album für volkstümliche Architektur erhielt 1976 den Titel „Schönstes Buch des Jahres” in Ungarn und wurde auch auf der Leipziger Buchmesse prämiert.
2008 wurde in Zusammenarbeit mit dem Organisationsbüro „Kulturhauptstadt Europas – Pécs 2010” ein repräsentativer Teil des Lebenswerkes ausgestellt mit einem äußerst positiven Resonanz. Art Portal bezeichnete János Szász „als einen der größten Meister der ungarischen Fotografie”. Die Kollektion wurde nach London, Stuttgart, Paris, Neu-Delhi eingeladen.