Christian von Alvensleben »
Götterbäume
Exhibition: 19 Mar – 15 May 2011
Galerie Villa Ruh
Strandstr. 11
18374 Zingst
038232-84673
fotografie@zingst.de
www.erlebniswelt-fotografie-zingst.de
Tue-Sun 10-18
GÖTTERBÄUME
In den Jahren 2000 – 2006 suchten Christian von Alvensleben und seine Frau Helga, die mit ihm zusammen als Partner stets einen Teil des Teams bildet, auf der griechischen Insel Rhodos nach diesen zum Teil mehr als zweitausend Jahre alten, knorrigen und schrundigen Bäumen. Sie wurzeln gewissermaßen sinnbildlich in der Antike und sind vielleicht sogar noch Zeitgenossen Christi. Diese Tatsache und deren kaum zu beschreibende Formenvielfalt und individuelle Unterschiedlichkeiten übten eine große Faszination auf den Photographen aus. Ähnlich wie bei Wolkenbildungen, in denen man als Kind dereinst Gesichter und Figuren zu erkennen meinte, bevor sie sich rasch verwandelten, regen auch die zum Teil bizarr wirkenden Stämme dieser Ölbäume die Phantasie des Betrachters an. Man vermag Augen, Nasen und Mäuler, Ungeheuer und Monsterwesen unterschiedlichster Art in ihnen zu erkennen. Obwohl es sich bei ihnen noch immer um lebende Pflanzen handelt, so muten sie gleichsam fremd und aus anderen Welten stammend an: lebende Märchenwesen oder bizarre botanische Dinosaurier.
Christian von Alvensleben, der einen Großteil seines künstlerischen Lebens als Mode- und Werbephotograph, aber auch weltweit als Photoreporter für große Magazine tätig war, verstand es auf genial zu nennende Weise , die ganz eigenständigen Charaktere seiner Baummotive mit Hilfe besonderer photographischer Methoden herauszuarbeiten.
Dem Photographen diente dabei eine aus dem Jahre 1912 stammende traditionelle Technik.
Er benutzte eine heute nicht mehr erhältliche Plattenkamera mit dem Format 9 x 12 cm und verwendete für diese Aufnahmen alter Olivenbäume zugleich auch historisches, zum Teil fehlerhaftes Photomaterial. Die Belichtungszeit währte zwischen 3 und 30 Sekunden.
Daß es sich hierbei um keine spezifische Marotte des Photographen, sondern um eine zielgenaue, dem Motiv und seinen Inhalten kongenial entsprechende technische Anwendung handelte, zeigt die aufmerksame Betrachtung der Ergebnisse.
Die historisch zu nennende photographische, d. h. analoge Technik bildet hier mit den Motiven eine untrennbare und damit zugleich auch überzeugende Symbiose.
Dr.Thorsten Rodiek
Museums-Direktor für Kunst und Kulturgeschichte
Kunsthalle St. Annen, Lübeck