Martin Munkácsi »
Think while you shoot
Exhibition: 23 Feb – 22 May 2011
Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern
Maximilianstr. 53
80530 München
Kunstfoyer
Thierschplatz im Lehel
München
+49 (0)89-2160 2244
RETROSPEKTIVE:
MARTIN MUNKACSI. THINK WHILE YOU SHOOT.
KURATOR: F.C. GUNDLACH
Martin Munkacsi (1896-1963) zählt unbestritten zu den wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Der Ungar hat die Anfänge des modernen Fotojournalismus geprägt und das bis dahin statische Medium in Bewegung versetzt. Munkacsi verband journalistische Genauigkeit mit einem hohen formal-ästhetischen Anspruch. Seine Modefotos waren bahnbrechend, als Sportfotograf bleibt er unerreicht. In dieser Ausstellung finden Munkacsis Fotografien aus dem Nachlass, die zuvor in aller Welt verstreut waren, wieder zusammen.
Die Ausstellung enthält Bilder aus allen Schaffensphasen und dokumentiert so eine spannungsvolle, technikversessene, glamouröse und widersprüchliche Epoche. Die von F.C. Gundlach im Jahr 2005 als Eröffnungsausstellung des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg kuratierte Retrospektive Martin Munkacsi – Think while you shoot macht vom 23. Februar bis 22. Mai 2011 im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern in München ein letztes Mal Station. Präsentiert werden rund 280 Werke, darunter Portraits von Fred Astaire, Katharine Hepburn, Greta Garbo, Joan Crawford, Marlene Dietrich, Max Schmeling, Louis Armstrong, Frida Kahlo und Diego Rivera
Für ihn tanzte Fred Astaire auf Zehenspitzen, für ihn liefen die Damen mit wehenden Kleidern über den Strand – Munkacsi brachte Bewegung in die statische Fotografie der 1920er Jahre. Der ausdrucksstarke Ungar gilt als unerreichter Sport- und Reportagefotograf, als Revolutionär der Modefotografie und als Inbegriff der Moderne.
„Think while you shoot“ – so fasste Martin Munkacsi sein fotografisches Credo 1935 im Modemagazin Harper’s Bazaar zusammen. Die vier Wörter charakterisieren seine Arbeitsweise auf das Vortrefflichste: spontan, ungezwungen, dynamisch, oft vor Lebensfreude überbordend wirken seine Aufnahmen. Sie sind Zeugnis einer Gabe, die Munkacsi wie wenige andere Fotografen auszeichnet: das intuitive Begreifen des Augenblicks. In Windeseile gelang es ihm, Bewegungen abzuschätzen, vorübergehende Arrangements zu erspüren, um im rechten Moment am rechten Ort zu sein und auf den Auslöser zu drücken.
Schon seine frühen Arbeiten für die ungarische Zeitung Pesti Napló lassen Munkacsis Gespür für Dynamik erkennen. 1928 verlässt er Ungarn in Richtung Berlin, der quirligen europäischen Metropole, Inbegriff der „Roaring Twenties“. Dort hat er die Fortune des Autodidakten: Der Ullstein Verlag macht ihn zum Chef-Fotografen der Berliner Illustrirten Zeitung, dem seinerzeit auflagenstärksten Bilderblatt der Welt. Munkacsis Themenspektrum ist weit gefächert: Es reicht vom Sport über die Reportage bis zur Mode. Das Jahr 1933 stellt auch für Munkacsi einen Wendepunkt dar. Das quirlig-avantgardistische Berlin verkommt unter den Nationalsozialisten zum Aufmarschplatz für SA und SS. Der Ullstein Verlag wird „arisiert“, der jüdische Chefredakteur Kurt Korff und der Verlagsdirektor Kurt Safranski werden entlassen. Im Mai 1934 verlässt auch Munkacsi Deutschland, um sich in den USA eine neue Existenz aufzubauen. Dort wird er mit vielen Publikationen bei Harper’s Bazaar, Life und Ladies’ Home Journal den Zenit seines Ruhms erreichen. Aber auch aus großer Fallhöhe abstürzen.
Seit 2005 auf Tournee im Haus der Photographie in den Deichtorhallen Hamburg, im Martin-Gropius-Bau Berlin, im International Center of Photography (ICP) New York, im Museum of Modern Art San Francisco, im Moscow House of Photography und im Ludwig Museum Budapest, hat die Ausstellung das Werk eines der einflussreichsten Fotografen des 20. Jahrhunderts der Vergessenheit entrissen und bei Publikum und Presse international begeisterte Reaktionen hervorgerufen.
Dank gebührt der Tochter des Fotografen Joan Munkacsi (1948-2008), dem ullstein bildarchiv Berlin, der Stiftung F.C. Gundlach und der Howard Greenberg Gallery New York. Ohne ihre Leihgaben und ihre Unterstützung wären die Ausstellung und der bei Steidl in Göttingen erschienene Bildband nicht vorstellbar.
Katalog bei Steidl
ISBN 978-3-86521-099-9 (Deutsche Ausgabe)
ISBN 978-3-86521-269-6 (Englische Ausgabe)
48,00 €