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Herein!
Miriam Bäckström
Set Constructions, 1995-1999

Herein!

Fotografierte Interieurs

Miriam Bäckström » Laurenz Berges » Katharina Bosse » Lynne Cohen » Lucinda Devlin » Martin Doerbaum » Julian Faulhaber » Luigi Ghirri » Candida Höfer » Alex Hartley » Matthias Hoch » Sarah Jones » Louise Lawler » Robert Longo » Paulo Nozolino » Jason Oddy » Lois Renner » Georges Rousse » Raïssa Venables » & others

Exhibition: 14 Apr – 11 Jun 2011

ART FOYER DZ BANK

Platz der Republik
60265 Frankfurt (Main)

Kunststiftung DZ BANK

Platz der Republik
60325 Frankfurt (Main)

+49 (0)69-7680588 00


kunststiftungdzbank.de

Tue-Sat 11-19

Herein!
Lynne Cohen
Untitled, 1971

„Herein!“ Fotografierte Interieurs

Herein, bitte! Jeder ist willkommen. Die Einladung ist freundlich und ernst gemeint. Aber Vorsicht! Wer der Aufforderung nachkommt, wird aus den betretenen Räumen womöglich schnell wieder heraus wollen, handelt es sich doch in den meisten Fällen um Flucht und Zufluchtsorte, die es entweder gar nicht gibt oder die kaum einen Ausweg offen lassen.

Es sind Innenräume, die die Besucherinnen und Besucher im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung in Frankfurt am Main in jeder Hinsicht gefangen nehmen. Vom 14. April bis 11. Juni 2011 sind hier in der Ausstellung „Herein!“ fotografierte Interieurs von 20 internationalen Gegenwartskünstlern zu sehen. Vertreten sind u.a. Miriam Bäckström, Laurenz Berges, Katharina Bosse, Lucinda Devlin, Martin Dörbaum, Luigi Ghirri, Matthias Hoch, Candida Höfer, Sarah Jones, Louise Lawler, Robert Longo, Paulo Nozolino, Jason Oddy, Georges Rousse und Raissa Venables.

„Seit den Anfängen in den frühen 1990er Jahren haben wir den Aufbau unserer Sammlung zeitgenössischer Fotografie nach den Gattungen der Kunstgeschichte konzipiert. Anhand unserer großen Bestände an Werken, die sich mit den klassischen Genrethemen auseinandersetzen, lässt sich nachvollziehen, in welchem Maße die Fotografie die Prinzipien der Malerei mit anderen Mitteln fortführt. Für unsere thematische Ausstellung „Herein!“ haben wir eine Auswahl getroffen, die diese Bezüge an einem der ältesten künstlerischen Sujet sichtbar macht“, erläutert Luminita Sabau, Leiterin der DZ BANK Kunstsammlung.

Lichtbildner des späten 20. und des 21. Jahrhunderts schaffen mit aus der Malerei entlehnten Motiven und Stimmungen innere Räume völlig neuen Zuschnitts. „Sobald wir die Künstler beim Bild nehmen, stellen wir fest, dass sie uns durch Irritation zu eigenen Gedankengängen herausfordern. Das ist Sinn und Zweck ihres trickreichen Treibens“, kommentiert der Kulturpublizist Günter Engelhard, der die Begleittexte zu dieser Ausstellung verfasste.

Der Becher-Schüler Laurenz Berges zum Beispiel erzeugt malerische Wirkung, indem er sich dem Lichteinfall auf Wandflächen widmet. Der Franzose Georges Rousse bemalt Architekturmotive mit geometrischen Blickfängen, bevor er die Kamera darauf ausrichtet. Raissa Venables (USA) bezieht sich auf surrealistische und kubistische Formen sowie auf den belgischen Symbolismus. Lois Renner, in Salzburg geboren, verbindet die Raumskulpturen seiner Atelier füllenden Gerüste zum Zweck fotografischer Verschmelzung mit der Gestik barocker Fresken.

Bei Paulo Nozolino (Portugal) entdeckt der aufmerksame Betrachter verblassende Wandfarben in einem orientalischen Café, wie man sie aus dem verwaschenen Anstrich einer Wand im „Balkonzimmer“ von Adolph Menzel kennt. Die nachträglich abfotografierte Kohlemalerei, mit der der Amerikaner Robert Longo die Wohnung des Psychoanalytikers Sigmund Freud in der Wiener Berggasse erkundet hat, erinnert etwa an Edvard Munch. Die gebürtige New Yorkerin Louise Lawler bezieht Kunstwerke (z.B. einen Akt von Gerhard Richter) kontextuell auf die Wohnungen der Sammler. Die gespiegelten Räume von Katharina Bosse sind vergleichbar mit spannungsvoll kombinierten Farbflächen. Der Blick des 1992 verstorbenen Italieners Luigi Ghirri in den Dom von Orvieto führt in die Frührenaissance zurück.

Eine weitere Gruppe von Künstlern repräsentiert in der Ausstellung den Bereich der digital hergestellten Interieurs, die auf Autonomie pochen und den Wiedererkennungswert so weit wie möglich mindern. Bei Matthias Hoch besteht das anonymisierte „Paris“ aus einer Sitzgruppe und „Leipzig“ aus Säule und Teppichboden. Julian Faulhaber verfremdet scheinbare Räumlichkeit zur lebensfernen Zone: Betreten verboten! Martin Dörbaum verfolgt das Motto „Natürlich künstlich“.

Ähnlich absolut reduziert der Engländer Jason Oddy Innenräume auf das Zusammentreffen von Ecken und Kanten und säuberlich ausgerichtete Details. Demgegenüber wirken die „Camouflagen“ der in Kanada lebenden Amerikanerin Lynn Cohen vergleichsweise wie Interieur-Parodien.

Vielfach sind Interieurs auch Leerräume. Auf sich selbst gestellt durchwandert man die repräsentativen Kulturräume von Candida Höfer. Allein im Interieur fasziniert der Blick auf die Couch in den von der Engländerin Sarah Jones fotografierten „Consulting Rooms“. Letzte Lebensstationen hat Lucinda Devlin (USA) mit 30 ganz speziellen amerikanischen Interieurs zu einer „Omega-Suite“ zusammengestellt.

„Das Interieur“, so Günter Engelhard, „dient dem Selbstverhör. Reine Schönheit und wohliges Empfinden gibt es hier nicht mehr.“

Im ART FOYER der DZ BANK veranstaltet die Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank in Frankfurt am Main regelmäßig Ausstellungen. Die Bank verfügt über eine weltweit anerkannte Sammlung zeitgenössischer Fotografie und visueller Medien mit mehr als 6000 Werken von über 600 Künstlern.

Herein!
Lucinda Devlin
Lethal Injection Chamber, Nevada State Prison, Carson City, Nevada, 1991
Aus der Serie: The Omega Suites
Herein!
Julian Faulhaber
Cocoon, 2004
Herein!
Anton Henning
Himmelstillleben, 1998