Ralf Peters »
Fotoarbeiten 1998 - 2010
Exhibition: 27 May – 16 Jul 2011
Galerie Andres Thalmann
Talstr. 66
8001 Zürich
+41 (0)44-2102001
galerie@andresthalmann.com
www.andresthalmann.com
Tue-Fri 11-18:30, Sat 11-16
Ralf Peters Photography 1998 – 2010
Ralf Peters does not consider himself as a card-holding photographer but emphatically claims to use his photographs as mere material: photography is the medium whereby he hopes to make meaningful statements on reality and its medial presentation. To achieve this challenges the viewer to be his partner – as an inquisitive and critically perceptive observer. It is only because the strange beauty and sometimes disturbing impenetrability of Peters' images exert a mesmerising fascination that significance is revealed. Many of his photographs already carry a high atmospheric charge due to the extraordinary lighting of the subjects before the artist proceeds to digitally manipulate them according to his intentions. He makes optimum use of available capacities by arranging the photographs in formal or thematic series. This enables the viewer to make comparisons to understand each photograph's individual essence while distilling an overarching message. The titles of the series vary, as do those of individual photographs, but all prove to be ingenious: the images in the Tankstellen Petrol (Stations) series respond to the interchangeable hotel complexes of Mix; individual titles are proper names or colours.
The Skyline series unites photographs in an extreme vertical format that gives centre stage to a strikingly neutral sky. While scenarios such as the "house islands" in Seehaus (Lakehouse) and Haus-Fluss (House River) have been reduced to a minimum, they are all the more fascinating for this reduction. Be they encircled by the waters of a lake, estuary or the sea, the islands in these beautiful images also illustrate the threat from rising sea levels due to global warming.
If full daylight exposes these objects, others are governed by a dark, sombre mood. In his Night / Colours series, an extremely bright light is thrown on objects, causing them to emerge in almost three-dimensional plasticity, dominating the image while its surroundings are in complete darkness. No light source being in evidence, light even seems to emanate from inside some of these objects. The bright Rad (Wheel), however, rises like a magic sign out of the vast blackness, which enhances the impression of miraculous luminosity. It is an effect that Peters has put to most powerful use in Brücke (Bridge) where a combination of strong lights and long frontal exposure reveals the sublime sculptural quality of what is actually a rather plain bridge. Despite the enhancement and sublimination of mundane and often banal subjects, Peters' photographs never lose touch with reality. In this instance, the pathos is undercut by graffity that deface the bridge. The banal and the extraordinary are siblings in a medial construction of reality that largely informs our perception of the world.
Be their predominant colour yellow, blue, red or green, the Tankstellen (Petrol Stations) resemble each other in terms of anonymous functionality, a reminder that they have long been in the hands of just a few companies. The colours of petrol stations are intended to dazzle and attract customers. It is a strategy not usually applied to tractors. Nonetheless, in Maschinen (Machinery), the light reflected in the vast glass panes enhances the impact of the garages and heavy machinery lined up in a narrow frieze. As in most of Peters' night-views, unusually large expanses of darkness intensify the mystery of the lighted parts.
Renate Puvogel
© Translation from German, May 2011: Margret Powell-Joss | www.powelltrans.ch
Ralf Peters Fotoarbeiten 1998 – 2010
Ralf Peters sieht sich selbst nicht ganz der Spezies der Fotografen zugehörig; er betont vielmehr, sich des Fotos als seinem Material lediglich zu bedienen; die Fotografie ist das Medium, mittels dessen er über die Realität und deren mediale Vermittlung etwas Wesentliches auszusagen hofft. Um dies zu erreichen, ist der Betrachter als Partner, als neugierig wie kritisch wahrnehmender Beobachter gefordert. Und nur weil die Fotos durch ihre fremdartige Schönheit und teilweise beängstigende Undurchdringlichkeit eine geradezu bannende Faszination ausüben, gelingt es, etwas Bedeutungsreiches sichtbar zu machen. Das selbst aufgenommene Foto als Basis ist häufig bereits durch aussergewöhnliche Ausleuchtung des Sujets geprägt, ehe es per Computer auf seine jeweilige Intention hin zusätzlich verändert wird. Diese Kapazitäten lassen sich optimal ausnutzen, wenn die Fotos nach formalen oder thematischen Kriterien zu Serien zusammengefasst werden. Denn eine serielle Ordnung erleichtert es dem Betrachter, vergleichend das Individuelle und Essentielle jedes einzelnen Fotos verstehen zu können, auch im Hinblick auf eine übergreifende Aussage. Die Titel der Serien wie der Einzelfotos differieren, erweisen sich aber als ausgesprochen sinnreich: den Fotos unter dem Oberbegriff Tankstellen antworten austauschbare Hotelanlagen, die zu Mix zusammengefasst sind; als Einzeltitel können Farben ebenso herhalten wie Eigennamen.
In die Serie Skyline finden diejenigen Fotos Aufnahme, die in extremem Hochformat gehalten sind und dem auffallend neutral gehaltenen Himmel jeweils den Hauptschauplatz einräumen. Die einzelnen Szenarien wie hier die Wohninseln in Seehaus und in Haus-Fluss sind hingegen auf ein Minimum reduziert, ziehen aber gerade dadurch die besondere Aufmerksamkeit auf sich. Ringsum von See, Flussmündung oder Meer umschlungen, zeigen die Inseln in Peters Fotografien bei aller Schönheit auch die Gefährdung auf, die sich bei steigendem Meeresspiegel auf Grund der Erderwärmung einstellt.
Was hier dem vollen Licht ausgesetzt ist, das offeriert Peters an anderer Stelle in nächtlicher, ja finsterer Umgebung. In den Fotos der Serie Night / Colours ist jeweils ein Objekt durch extreme Beleuchtung geradezu plastisch herausgehoben, wodurch es das Foto dominiert, während der andere, den Gegenstand umgebende Teil in gänzlicher Dunkelheit versinkt. Da eine Lichtquelle nie auszumachen ist, vermitteln manche Fotos sogar den Eindruck, als erstrahle ein Licht aus dem Inneren des Körpers. Das Rad hingegen taucht wie ein magisch helles Zeichen aus der weiten Schwärze auf; letztere verstärkt den Eindruck wundersamer Leuchtkraft. Dieser Effekt kommt in besonderem Masse in dem Foto Brücke zur Geltung. Hier hat Peters das technische Konstrukt mit der Kombination von langer Belichtung und starken Lampen frontal derart angestrahlt, dass die im Grunde simple Brücke skulptural freigestellt als erhabene Erscheinung aus dem Dunkel hervortritt. Trotz solcher Steigerung und Überhöhung des alltäglichen, vielfach banalen Bildthemas driften die Fotos nie ins Enthobene ab, weil sie den Bezug zur Realität nicht verlassen. Hier z.B. konterkarieren die Brücke verschmutzende Graffitis das Pathos. Belangloses und Ausserordentliches sind verschwistert in der medialen Konstruktion der Wirklichkeit, welche ja weitgehend unseren Zugang zur Welt prägt.
Die Tankstellen, seien sie nun auf ein Gelb, Blau, Rot oder Grün hin angelegt, ähneln sich in ihrer funktionalen Anonymität im Bewusstsein, dass sie realiter längst auf wenige Konzerne reduziert sind. Tankstellen blenden und werben mit ihren Farben, eine Methode, welche Traktoren normalerweise nicht nötig haben; trotzdem ist in dem Foto Maschinen die Ausleuchtung der zu schmalem Fries gereihten Garagen mit ihren schweren Fahrzeugen durch Spiegelungen der Glasfront noch gesteigert. Zudem intensivieren hier wie in den meisten Nachtbildern die ungewöhnlich grossen Schwarzpartien im Verhältnis zu den jeweiligen lichten Ereignissen deren unerklärlichen Zauber.
Renate Puvogel