Jean-Paul Deridder »
Stadt der Kinder
Exhibition: 24 Sep – 27 Nov 2011
Fri 23 Sep 19:00
Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
50670 Köln
Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur, Köln
Im Mediapark 7
50670 Köln
+49 (0)221-88895300
photographie@sk-kultur.de
www.photographie-sk-kultur.de
Thu-Tue 14-19
Jean-Paul Deridder
Stadt der Kinder
The group of works by the Belgian photographer Jean-Paul Deridder was produced between 1998 and 2010 at a derelict lot in Berlin-Mitte that was temporarily used as an adventure playground for children. The children could freely build huts, jungle gyms, or other constructions according to their own wishes and ideas using materials such as boards and tarps, often made available by adjacent construction sites. They produced countless imaginative sculptural structures with their own, occasionally anarchic aesthetic. While they may appear to be provisional and fragile, they radiate temperament and creativity.
Jean-Paul Deridder visited the site on numerous occasions, each time discovering things that had been added, existing constructions arranged in new constellations, or noticing that other things had been destroyed. Deridder’s black-and-white photographs take up this aspect of change in different ways. He looks at numerous details, such as an elephant sawn out of a slab of wood—perhaps a piece of scenery left over from a children’s theater—or a wooden wall with children’s drawings and handwriting that is partially covered by a plant in the foreground. The photographer took another picture of this motif in which one sees the wooden wall without drawings and in a somewhat different format. It is not readily apparent how much time passed between the two images.
In order to visualize as many facets as possible of his object, Jean-Paul Deridder selected a variety of perspectives—he approaches, backs away from, walks around his motifs as well as the playground. Thus, beyond individual formations the photographer repeatedly shows views of entire ensembles of shacks, wooden walls, and connecting paths that enable the viewer to take an imaginary walk over the terrain with its individual trees and bushes. One is occasionally reminded of a labyrinth of odd, confusing structures without a specific function. What aids orientation is the graffiti, which could be an encrypted comment, on the wall of one of the adjacent buildings. In some of the photographs, structures from the city surrounding the playground, such as the façades of apartment buildings, or parked cars emerge from the background, giving the Stadt der Kinder a location. The adventure playground, one of whose characteristics is the element of constant change, constitutes a microcosm in big-city life in Berlin, a place that is also undergoing a vital change and as a macrocosm provides a meaningful pendant to the playground.
Jean-Paul Deridder (*1963) studied from 1984–88 at the Ecole des Recherches Graphiques in Brussels. From 1990 to 1993 he received funding from the Stichting Ateliers ’63 in Haarlem, and in 2002 he was awarded a grant from the State of North Rhine-Westphalia. Jean-Paul Deridder lives and works in Brussels. His work is represented by the Galerie Thomas Zander, Cologne. Solo exhibitions have taken place at the FotoMuseum Provincie Antwerpen (2000, 2007), at the Filmmuseum Düsseldorf (2003), and at the Galerie Micheline Szwajcer, Antwerp (1992, 1995). The first presentation of the project Stadt der Kinder took place in 2001 at Nagel-Photo-Planke, Galerie am Scheunenviertel, Berlin. A catalogue documenting the project, Stadt der Kinder, Berlin: City of Transience, with texts by Michael Hirsch was published in 2008 by Hatje Cantz.
Jean-Paul Deridder will be conducting a guided tour through the exhibition Stadt der Kinder on Thursday, October 13, 2001, at 7:00 p.m.
Jean-Paul Deridder
Stadt der Kinder
Die Werkgruppe des belgischen Photographen Jean-Paul Deridder ist zwischen 1998 und 2010 auf einem brachliegenden Grundstück in Berlin-Mitte entstanden, das in diesen Jahren als Abenteuerspielplatz für Kinder zwischengenutzt wurde. Mit Materialien wie Brettern und Planen, oft von angrenzenden Baustellen zur Verfügung gestellt, konnten die Kinder nach ihren eigenen Wünschen und Ideen Hütten, Klettergerüste oder andere Spielkonstruktionen frei gestalten. So entstanden unzählige phantasievoll skulpturale Gebilde in einer eigenen, bisweilen anarchisch anmutenden Ästhetik. Wirken diese einerseits provisorisch und fragil, so strahlen sie doch Temperament und Gestaltungsfreude aus.
Jean-Paul Deridder hat den Ort viele Male aufgesucht. Bei jedem Aufenthalt entdeckte er neu Hinzugekommenes, bereits Bestehendes in anderen Konstellationen, aber auch Zerstörtes. Diesen Aspekt des Wandels greifen die Schwarzweißphotographien von Deridder verschiedentlich auf. Er blickt auf zahlreiche Details, wie auf einen aus einer Holzplatte ausgesägten Elefanten – vielleicht eine verbliebene Kulisse aus einem Kindertheater – oder auf eine Bretterwand mit kindlichen Zeichnungen und Schriften, die zum Teil von einer Pflanze im Vordergrund verdeckt werden. Dieses Motiv hat der Photograph ein weiteres Mal abgelichtet. Darauf sieht man die Bretterwand ohne Zeichnungen, in etwas anderem Aufbau. Wieviel Zeit zwischen den Aufnahmen vergangen ist, wird auf Anhieb nicht ersichtlich.
Um möglichst viele Facetten seines Gegenstandes vor Augen zu führen, hat Jean-Paul Deridder vielfältige Blickpunkte gewählt, geht näher heran, entfernt sich, umschreitet seine Motive wiewohl das Gelände. So zeigt der Photograph über einzelne Formationen hinaus wiederholt Ansichten ganzer Ensembles von Behausungen, Holzwänden und Verbindungswegen, die auch dem Betrachter einen imaginären Gang durch das mit einzelnen Bäumen und Gebüsch bewachsene Terrain ermöglichen. Bisweilen fühlt man sich an ein Labyrinth aus seltsam-verwirrenden Gebilden unklarer Funktion erinnert. Was zur Orientierung hilft, sind die zum Vorschein kommenden Graffiti auf einer der angrenzenden Hauswände, die ein verschlüsselter Kommentar sein könnten. Bauten der das Gelände umgebenden Stadt wie Fassaden von Wohnhäusern oder auch parkende Autos treten auf einigen der Aufnahmen aus dem Hintergrund hervor. Sie geben der Stadt der Kinder eine Verortung. Der Abenteuerspielplatz, zu dessen Charakteristika das Moment steter Veränderung zählt, bildet einen Mikrokosmos im großstädtischen Leben Berlin, ein Ort, der ebenfalls in vitalem Wandel begriffen ist und als Makrokosmos ein sinnfälliges Pendant bietet.
Jean-Paul Deridder (*1963) hat von 1984–1988 an der Ecole des Recherches Graphiques in Brüssel studiert. Von 1990 bis 1993 hat er von der Stichting Ateliers ’63 in Haarlem eine Förderung erhalten, 2002 ein Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieses ermöglichte ihm das Photographieprojekt Cinema, welches er mit Unterstützung des FotoMuseum Provincie Antwerpen und im Rahmen des Forschungsvorhabens The Enligthed City der Universitäten Antwerpen und Ghent bis 2007 fortführte. Jean-Paul Deridder lebt und arbeitet in Brüssel. Seine Arbeit wird von der Galerie Thomas Zander, Köln, vertreten. Einzelausstellungen fanden statt im FotoMuseum Provincie Antwerpen (2000, 2007), im Filmmuseum Düsseldorf (2003) und in der Galerie Micheline Szwajcer, Antwerpen (1992, 1995). 2001 wurde das Projekt Stadt der Kinder erstmalig bei Nagel-Photo-Planke, Galerie am Scheunenviertel, Berlin, präsentiert.
Zum Projekt Stadt der Kinder ist 2008 eine gleichnamige Publikation mit einem Text von Michael Hirsch im Hatje Cantz Verlag erschienen.
Am Donnerstag, 13. Oktober 2011, 19 Uhr, findet eine Künstlerführung mit Jean-Paul Deridder durch die Ausstellung Stadt der Kinder statt.