Landgang
Ein Projekt von ehemaligen Studierenden der Neuen Schule für Fotografie Berlin
Mercedes Debeyne » Inessa Dolinskaia » Cordula Giese » Lena Guimont » Markus Hahn » Kathrin Holighaus » Ulrike Lachmann » Hermann Loew » Eckart Pscheidl-Jeschke » Judith Schenk » Johanna Wunderlich »
Exhibition: 10 Sep – 9 Oct 2011
Fri 9 Sep 19:00
Neue Schule für Fotografie
Brunnenstr. 188-190
10119 Berlin
Landgang
Ein Projekt von ehemaligen Studierenden der Neuen Schule für Fotografie Berlin
Mit Arbeiten von Inessa Dolinskaia, Mercedes Debeyne, Cordula Giese, Lena Guimont, Markus Hahn, Kathrin Holighaus, Ulrike Lachmann, Hermann Loew, Eckart Pscheidl-Jeschke, Judith Schenk und Johanna Wunderlich.
Eröffnung: Freitag, 9. September 2011, 19 Uhr
10. September - 9. Oktober 2011
Mittwoch - Sonntag, 14-19 Uhr
Die Ausstellung Landgang präsentiert Arbeiten von elf ehemaligen Studierenden der Neuen Schule für Fotografie Berlin. Einige Absolventen der Abschlussjahrgänge 2008 und 2009 trafen sich auch nach ihrem Studium regelmäßig, um sich gemeinsam mit dem Thema Landschaft und deren Umformung durch den Menschen auseinander zu setzen. Die gezeigten Fotografien sind Resultat dieser Diskussionen: das Sujet der Landschaftsfotografie ist so alt wie die Fotografie selbst und wurde dementsprechend oft interpretiert.
Die ausstellenden FotografInnen versuchen, dem Genre in ihren dokumentarischen oder künstlerischen Positionen eine zeitgenössischen Perspektive hinzuzufügen und laden ein, ebendiese zu finden.
Mercedes Debeyne zeigt eine Serie von SW-Bildern, entstanden auf einer deutschen Insel, irgendwann zwischen Winter und Frühling.
Inessa Dolinskaia hat sich von alten Herbariumsblättern inspirieren lassen und diese als Ausgangspunkt für ihre modernen Kreationen verwendet. Sie nutzt die zufällig erhaltenen Stücke der Flora aus dem Jahre 1943, und gestaltet daraus ihre aktuellen Lebenseinblicke unter dem Titel Vers Libre.
Cordula Giese befuhr das Länderdreieck Polen – Tschechien – Deutschland und fotografierte mit der Rolleiflex SL 66 jene Orte, die ihre in den Kriegswirren 1945-1948 obdachlos gewordene Familie als Zwischenstationen nutzte. Im Jahr 1949 fand die Familie im brandenburgischen Jehserig eine dauerhafte Bleibe.
Lena Guimont kehrte nach vielen Jahren ihres Auslandsaufenthaltes in Amerika nach Berlin zurück. Mit Hilfe ihrer Kamera versuchte sie einen neuen Zugang zu finden zu einem Land und einer Stadt, in der sie sich als Fremde fühlt.
Was macht einen Ort zur Landschaft? Markus Hahn sucht die Grenzen des Sujets. In seiner Serie Entlegen fotografiert er Sofas im urbanen, öffentlichen Raum und stellt sie Aufnahmen einer Kulturlandschaft gegenüber. Durch Anlehnung an eine traditionelle Bildsprache und Fokussierung des Zersetzungsprozesses von Natur durch Kultur und dessen Umkehrung, verweist er auf formale und inhaltliche Parallelen.
Kathrin Holighaus dokumentiert in ihrer Serie Zwischenland die Umwandlung ostdeutscher Tagebaugebiete zu touristisch attraktiven, künstlichen Gewässerlandschaften. In der größten Landschaftsbaustelle Europas untersucht sie die Diskrepanz zwischen Vision und Wirklichkeit und zeigt teils befremdliche Ausschnitte einer Welt, die es nur vorübergehend gibt.
Into the wild: In monokulturell geprägten, menschengemachten Landschaften, in denen die Flora über endlose Strecken in ein Koordinatensystem gezwungen wird, findet Ulrike Lachmann Orte, in denen sich die Natur ihren Platz zurückerobert und wild und ungezähmt aus den Schemata ausbricht. Dort zeigt sich kein liebliches Bild von Landschaft, wie es aus den Darstellungen der Romantik geläufig ist, sondern ein kraftvolles, teilweise auch aggressives und bedrohliches Szenario.
In stillen, nahezu monochromen Bildern fotografierte Hermann Löw Berührungen von Himmel und Erde. Wer will kann beim Betrachten dieser Arbeit mit dem Titel Handschlag den Faden weiterspinnen und das Thema der Annäherung und der leisen Kompromisse entdecken.
Die Landschaft ist kein Bild, aber man kann Bilder von Landschaften machen. Durch die Zusammenstellung von Fotografien zu Bildpaaren formuliert Eckart Pscheidl-Jeschke seinen eigenen Landschaftsbegriff. Die Fotografien verdeutlichen die doppelte Künstlichkeit von Landschaft durch das Einwirken des Menschen auf seine Umgebung und durch die Wahrnehmung der gestalteten Umwelt durch den Betrachter.
Judith Schenk bezieht sich in ihrer Arbeit auf das Gedicht „Ziehende Landschaft“ von Hilde Domin (1909 - 2006). Die deutsche Lyrikerin behandelt darin Bleiben und Wandel, Verwurzelung und Loslösung im Leben. Im Gegensatz zur unbeständigen Natur kann es dem Menschen gelingen, Heimat in sich selbst zu finden.
Johanna Wunderlich untersucht in ihrer Serie Wichtig. Stolz. Schön. die Vergänglichkeit der Dinge anhand von Gegenständen, die einmal für ihre Besitzer wichtig waren, dann aber achtlos in der Landschaft ab-gestellt wurden.