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AlpenFalten
Flügelfliegen, 2011
Gelatin silver print on bartya paper
100 x 125 cm

Guido Baselgia »

AlpenFalten

Exhibition: 20 Jan – 10 Mar 2012

Thu 19 Jan 18:00

Galerie Andres Thalmann

Talstr. 66
8001 Zürich

+41 (0)44-2102001


www.andresthalmann.com

Tue-Fri 11-18:30, Sat 11-16

AlpenFalten
Inversion, 2011
Gelatin silver print on bartya paper
125 x 100 cm

Guido Baselgia
AlpenFalten


Guido Baselgia is a photographer. But what pulls him is not the naturalistic reproduction of a landscape. Shouldering his large-format camera, he invests heavily in his works, the result of lonely marches across empty landscapes. In all weather, in complete silence and isolation he communes with what he sees, tenaciously struggling to achieve his vision. The Swiss Engadine and the Bolivian Altiplano, Chile’s Atacama desert, the Far North with its fjords and polar seas, the world’s oceans, the sun and the stars provide his scenery and backdrops. The title of Baselgia’s show – AlpenFalten (Alpine Folds) – refers to the glaciation, the creation of the Alps and their slow disappearance. This time, he has taken to the air to create works combining proximity and distance, and rendering palpable the flow of time, a philosophical dimension that is always present in Baselgia’s work.

Ernst Ludwig Kirchner painted them, Conrad Ferdinand Meyer’s poetry celebrated them: the peaks of Bergün, and in particular the Tinzenhorn, “the small dazzling peak“(*) that forms a magical dolomite triad with Piz Ela and Piz Mitgel in the Grisons Albula valley. Guido Baselgia cannot resist these striking mountains. In his latest works he confronts them at eye level. Airborne and circling the mountains, the photographer does not seek to capture monumental awe but takes a subtle approach to the sheer cliff-faces’ rugged beauty. In this manner, four large-scale works have been created. Despite their painstakingly high definition of these images, they go far beyond an exact reproduction as their vast size imparts on the viewer a sense of immediate presence.

Piz Ela, the tallest of the three peaks, carries the wing, carries flight in its name. This mountain, too, is folded into precipitous chasms and gentler moraines. In his second panoramic image and from his aerial vantage point, Baselgia focuses on the relative nature of point of view and on the passing of time. In flight the striking background appears to remain immobile and immutable, while the foreground changes continuously, each photograph producing a new view and revealing geological dimensions. Vast and minute objects become interchangeable; proximity and distance both depend on and cancel each other out. None of these images can be recaptured; everything is in constant flux, changing continuously.

Baselgia’s glacier works in neutral LED lightboxes are his most recent. The series transforms the analogue into digital images. Again, the artist has used a large-format camera; he also exploits the translucence of the silver grain. The glass negative becomes a projection surface which releases the image. As he cautiously stepped across the glacier, the photographer perceived the rigid beauty of the ice. In these images, the interior of the Morteratsch glacier vaults outward, ist jagged folds and soft waves shot through with light. Negative reverts into positive. A radiant
image appears whose luminosity lingers even when the power has been cut off. The continuous shift and change from one state into another, from water into ice, also appears to be visible and even audible – at least if one imagines the sound of water dripping off the melting ice.

In the triptych Calanda a black arrow, a shadow, a bird appears to be floating across the rocky plain. Here, Baselgia has created the optical illusion of shifting the perspective; the mountain appears to be tipping into the plain. Whether the image is “up” or “down” becomes irrelevant – any position is “right“. What looks concave turns convex, outside and inside become interchangeable – an illusion is transformed into image. Like a woodcut in its clarity and presence, the black-and-white photograph is striking.

Gisela Kuoni

*„Ein blendendes Spitzchen blickt über den Wald / Das ruft mich, das zieht mich, das tut mir Gewalt“, in: C.F. Meyer, im Gedicht Das weisse Spitzchen
Translator’s note: C. F. Meyer, Swiss poet and novelist, 1825-1898. The quotation can be translated thus: “A small dazzling peak flashes over the woodland / It calls me, it pulls me, it forces my soul”



Guido Baselgia
AlpenFalten


Guido Baselgia ist Fotograf. Doch ihn lockt nicht die naturgetreue Wiedergabe einer Landschaft. Beladen mit der Grossbildkamera erlebt und erleidet er seine Arbeiten, in einsamen Märschen durch menschenleere Gefilde, bei allen Witterungen, in aller Stille und Abgeschiedenheit hält er Zwiesprache mit dem Geschauten und ringt beharrlich um sein Werk. Das Engadin wie auch das bolivianische Hochland, die Atacamawüste in Chile, Eismeer, Fjorde und Hoher Norden, Weltmeer, Sonne und Sterne sind seine Schauplätze und Kulissen. Im Titel der Ausstellung – AlpenFalten – bezieht sich Baselgia auf die Zeit der Vergletscherung, auf die Entstehung der Alpen und auf deren Werden und Vergehen. Diesmal hat er sich in die Luft begeben. Er bringt Nähe und Ferne und das Dahinfliessen der Zeit mit ins Bild. Stets sind es philosophische Dimensionen, denen der Künstler in seinen Arbeiten Ausdruck verleiht.

Ernst Ludwig Kirchner hat sie gemalt, und Conrad Ferdinand Meyer hat sie besungen: die Bergüner Stöcke und mit besonderer Hingabe das Tinzenhorn, „das weisse Spitzchen“(*), das neben Piz Ela und Piz Mitgel die magische Dreiergruppe aus Dolomit bildet. Auch Guido Baselgia kann sich diesen markanten Bergen im Bündner Albulatal nicht entziehen und begegnet ihnen in seinen neuesten Arbeiten auf Augenhöhe. In einem Flieger umkreist der Fotograf den Berg, sucht dabei nicht monumentales Erschauern ins Bild zu bannen, sondern vielmehr eine subtile Annäherung an die schroffe Schönheit der felsigen Wand. Vier grossformatige Bilder sind dabei entstanden. Trotz deren minutiöser Schärfe geht der Künstler weit über das exakte Abbild hinaus. Die gewaltigen Ausmasse der Bilder übertragen auf den Betrachter ein Gefühl direkter Präsenz.

Der Piz Ela, der grösste der drei Berge, hat den Flügel, das Fliegen schon in seinem Namen. Auch er ist gefaltet in wilden Klüften und weichen Moränen. Aus der Luft thematisiert Baselgia in einem zweiteiligen Panoramabild die Relativität des Blickwinkels sowie das Vergehen der Zeit. Während vom Flieger aus der markante Hintergrund stehenzubleiben scheint und sich nicht verändert, wandert die Vorderansicht durch die Flugbewegung permanent und zeigt bei jeder Aufnahme ein neues Bild. Erdgeschichtliche Dimensionen werden sichtbar, Grosses und Kleines austauschbar. Nähe und Ferne bedingen sich und heben sich gleichzeitig auf. Keines dieser Bilder ist wiederholbar, alles ist in steter Bewegung und Veränderung.

Ganz neu sind die Gletscherarbeiten in den farbneutralen LED Leuchtkästen. Hier wird das analoge Bild ins Digitale übersetzt. Auch diese Aufnahmen macht der Künstler mit der Grossbildkamera und arbeitet mit der Lichtdurchlässigkeit des Silberkorns. Das Glas-Negativ wird zur Projektionsfläche und so zum sichtbaren Bild. Beim sorgsamen Schreiten über den Gletscher öffnet sich dem Fotografen der Blick auf die starre Schönheit des Eises. Im Bild wölbt sich das Innere des Morteratschgletschers nach aussen, durchleuchtet in spitzigen Falten und weichen Wellen. Negativ und Positiv kehren sich um, ein lichtvolles Gemälde erscheint, dessen Glanz noch bei unterbrochener Stromzufuhr leicht abgeschwächt erhalten bleibt. Auch die ständige Veränderung des einen Aggregatzustandes in den andern, von Wasser zu Eis, scheint sichtbar – mitunter sogar vernehmbar, wenn man beim Betrachten des Bildes sich einbildet, das Tropfen schmelzenden Eises zu hören.

Auf der dreiteiligen Bilderserie Calanda vermutet man einen schwarzen Pfeil, einen Schatten, einen Vogel über die felsige Fläche schweben zu sehen. Hier vertauscht Guido Baselgia illusionistisch die Bildrichtung, sodass der Berg in die Fläche zu kippen scheint. Es wird unwichtig, wie man das Bild dreht, es ist in jeder Position „richtig“. Was konkav aussieht, wird konvex, aussen und innen werden austauschbar – eine Illusion wird Bild. Die markante Schwarz-Weiss-Zeichnung der Fotografie hat holzschnittartige Präsenz und Klarheit.


Gisela Kuoni

*„Ein blendendes Spitzchen blickt über den Wald / Das ruft mich, das zieht mich, das tut mir Gewalt“, in: C.F. Meyer, im Gedicht Das weisse Spitzchen

AlpenFalten
Moteratschgletscher 1, 2011
Lightbox
100 x 125 cm
AlpenFalten
Elas (Diptych), 2011
Gelatin silver print on bartya paper
Each 125 x 100 cm