Irina Ruppert »
Rodina
Exhibition: 15 Mar – 27 Apr 2012
IRINA RUPPERT RODINA
15. März bis 27. April 2012
Montag bis Freitag 10–18 Uhr
Goethe-Institut Hamburg
Hühnerposten 1/6. Stock
Das Goethe Institut in Hamburg präsentiert vom 15. März bis zum 27. April 2012 die Ausstellung Rodina der Fotografin Irina Ruppert. Gezeigt werden 28 Fotografien, die auf einer autobiographischen Reise der Künstlerin in ihre alte Heimat in Osteuropa entstanden sind.
Irina Ruppert – Rodina
Erinnerungen an Kindheit. Barfuß über grüne Hügel laufen, die fliegenden Haare und Kleider im Wind spüren. Innehalten an dieser gefühlten Grenze, an der die unbekannte Welt beginnt, die ein Stück zu weit entfernt ist vom Haus der Eltern. Großmutter am Fenster beobachten, wie sie gedankenverloren hinausschaut. Die Sonne auf ihrem Gesicht, die ihre Falten nachzeichnet.
Sich zurückbesinnen. Viele Jahre später und tausende Kilometer entfernt von diesem unbestimmten Ort, der Heimat heißt. Geblieben sind Farben und Gerüche, Gegenstände und Gesichter, Klänge und die besondere Stimmung des Lichts. Nachdenken über Heimat. Ist sie ein geografisch fassbares Gebiet? Ein Gefühl, eine Sehnsucht? Das Bedürfnis nach Verankerung und Zugehörigkeit? Vielleicht, wie Edgar Reitz sagt, auch immer etwas Verlorenes?
Die Fotografin Irina Ruppert hat sich auf die Suche gemacht nach den inneren Bildern, die sie begleiten, seit sie im Alter von sieben Jahren mit einem Teil ihrer Familie von Kasachstan nach Deutschland übersiedelte. Auf einer autobiografischen Reise durch Osteuropa bewegte sie sich auf den Pfaden ihrer Vorfahren und spürte ihren traditionellen Wurzeln nach. Gefunden hat sie ausdrucksstarke und gefühlvolle Bilder, die sich wie Erinnerungsfragmente aneinanderreihen, wie vereinzelte Impressionen, die durch ihre Intensität und Eindringlichkeit im Gedächtnis haften geblieben sind: das leuchtend rote Blut eines geschlachteten Huhns; ein Flugzeug gestrandet inmitten einer Wohnsiedlung; eine Trauergemeinde auf einer vertrockneten Wiese, die sich um einen offenen, mit Spitze ausgelegten Sarg versammelt.
Jede der Fotografien steht für sich, für ein Puzzlestück in der lückenhaften Biografie. „Keine Logik verbindet sie, kein Sinn, nur die Tatsache, dass sie gerade mir widerfahren sind.“ So heißt es in Andrzej Stasiuks Fado und so trifft es auch auf die Arbeit Rodina zu. In Irina Rupperts Momentaufnahmen spiegelt sich das aus der Ferne mit Wehmut betrachtete Herkunftsland. Ein Land mit fließenden Übergängen, das aus leuchtenden Farben und gemusterten Stoffen, aus dem atmosphärischen Zusammenspiel von Licht und Schatten besteht. Es ist die andere, poetische Seite einer Region, die nicht selten mit Armut, Obdachlosigkeit oder Krankheit in Verbindung gebracht wird. Auch in Irina Rupperts Fotografien ist das Leben ländlich und ursprünglich. Sie zeigt jedoch die Schönheit und Ästhetik, die darin liegt und konzentriert sich auf die Eindrücke, die sie über die Jahre geprägt und begleitet haben. Rodina bringt ihre bisherigen fotografischen Arbeiten auf einen gemeinsamen Nenner, in dem die Essenz ihres künstlerischen Schaffens spürbar wird: die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Erinnerung und den osteuropäischen Wurzeln. Die Suche nach den Bildern, in denen die verlorene Heimat wieder greifbar wird.
© Sophia Greiff
www.irinaruppert.de/