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The Thirty-Two Inch Ruler / Map of Babylon
John Gossage, ohne Titel, aus: The Thirty-Two Inch Ruler, 2008
fine art ink-jet-print, Privatsammlung, Courtesy Daiter Gallery
© John Gossage

John Gossage »

The Thirty-Two Inch Ruler / Map of Babylon

Exhibition: 22 Feb – 17 Jun 2012

Sprengel Museum Hannover

Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover

+49 (0)511-16843875


www.sprengel-museum.de

Tue 10-20, Wed-Sun 10-18

The Thirty-Two Inch Ruler / Map of Babylon
John Gossage, ohne Titel, aus: The Thirty-Two Inch Ruler, 2008
fine art ink-jet-print, Privatsammlung, Courtesy Daiter Gallery
© John Gossage

Der in Washington DC lebende Fotograf John Gossage (*1946) war in der Ausstellung PHOTOGRAPHY CALLING! mit The Pond, einer Arbeit aus dem Jahr 1985, vertreten.

Mehr als 30 Jahre später entstand The Thirty-Two Inch Ruler / Map of Babylon. In fotografisch ästhetisch reflektierender Weise beschreibt John Gossage den Ort, an dem er lebt und in dem Donald Rumsfeld sein Nachbar war.

Das Sprengel Museum Hannover zeigt ca. 25 Arbeiten aus dieser Serie.

’History Books’ nennt der 1946 in New York geborene John Gossage seine fotografischen Bücher. In Europa sind es vor allem jene über Berlin zu Zeiten des Kalten Krieges (Stadt des Schwarz. City of Black, 1987, und Berlin in the Time of the Wall, 2004), über die Grenze zwischen den USA und Mexiko (There and Gone, 1997), über die Industrie in Venedig (The Romance Industry, 1998) und das kürzlich neu aufgelegte Werk The Pond (1985/2010), die John Gossage bekannt gemacht haben.
In der nach 1996 zweiten Einzelausstellung des Fotografen im Sprengel Museum Hannover zeigen wir nun erstmals in Europa Arbeiten aus den Serien The Thirty-Two Inch Ruler und Map of Babylon. Eine Publikation, die beide Serien vorstellt, erschien 2010 im Verlag Steidl.

Gossage, der seine Ausbildung in den frühen 1960er-Jahren bei Lisette Model (1901-1983) und Alexey Brodovitch (1898 – 1971) erhielt, hat – wenn auch auf indirekte Weise – die europäische Fotografie entscheidend mitgeprägt. Anfang der 1980er-Jahre hielt er sich häufig in Berlin auf. Er bewegte sich im Umfeld der Werkstatt für Photographie der VHS Kreuzberg, einer Gründung von Michael Schmidt (*1945), und fotografierte das ‚Schwarz’ jener Stadt, in der die ökonomischen-ideologischen Systeme, deren Auseinandersetzungen die Nachkriegsjahrzehnte prägten, aufeinanderstießen.
Das Interesse für Grenzen scheint das Werk dieses Fotografen zu durchziehen. Seien es die zwischen ‚Ost’ und ‚West’, zwischen ‚Nord’ und ‚Süd’, zwischen ‚Natur’ und ‚Zivilisation’: John Gossage bietet sie mittels der Fotografie und im Medium ‚Fotobuch’ einer quasi literarisch-filmischen Lektüre dar. Seine Bilder sind so feingezeichnet, so nuanciert in den grafischen Strukturen, dass sie sich, obwohl stets dem fotografischen Befund verpflichtet, wie Texte lesen lassen.
„Stimmungsraum und Erlebniswahrheit“1 treffen in den Fotografien von John Gossage unmittelbar aufeinander. Das Nichtsensationelle, Alltägliche, die präzise phänomenologische Haptik des Banal-Alltäglichen trifft – vermittelt über gezielte Schärfe- und Unschärfesetzungen – auf das Imaginäre, das in dieser Bildwelt stets historisch konkret und zumeist mit epochaler Bedeutung unterlegt ist. Das ‚an sich Sichtbare’, das ‚bewusst Wahrgenommene’ und das häufig visuell schwer lastende ‚Unsichtbare’, ‚Unkonturierte’, werden auf höchst subtile Weise immer aufs Neue gegeneinander abgewogen.

Für The Thirty-Two Inch Ruler und Map of Babylon – zwei fotografische Serien in einem sowohl von hinten als auch nach vorne zu blätternden Buch – arbeitet John Gossage das erste Mal in Farbe. Von dort aus, wo er fotografiert, fahren Menschen am Morgen in Büros und treffen Entscheidungen, die folgenreich sind für das Leben von Milliarden von Menschen sind. In diesen Vorgärten, hinter diesen Fassaden denken sie, in ihren Küchen stehend, mit ihren Kindern spielend, in ihren Betten liegend, darüber nach, was sie zu tun haben, damit die Welt so ist, wie sie sie zu sehen wünschen.

Babylon ist jener imaginäre Ort, an dem wir woher auch immer kommend aufeinander treffen und an dem wir in der Lage sein sollten, eine Sprache zu finden, in der Kommunikation, kultur- und erfahrungsübergreifend, möglich ist. Der Thirty-Two Inch Ruler ist ein Maßband, amerikanisch genormt.
Inka Schube

1 Zitiert nach Wolfgang Ullrich, Unschärfe, Antimodernismus und Avantgarde, in: Ordnung der Sichtbarkeit, Fotografie in Wissenschaft, Kunst und Technologie, hrsg. v. Peter Greiner, Frankfurt a. M. 2002, S. 389

The Thirty-Two Inch Ruler / Map of Babylon
John Gossage, ohne Titel, aus: The Thirty-Two Inch Ruler, 2008
fine art ink-jet-print, Privatsammlung, Courtesy Daiter Gallery
© John Gossage