Heinz Hajek-Halke »
The / Der Alchimist
Late Photo-Graphics / Lichtgrafisches Spätwerk
Exhibition: 8 Sep – 4 Nov 2012
Fri 7 Sep 19:00
Akademie der Künste am Pariser Platz
Pariser Platz 4
10117 Berlin
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
+49 (0)30-20057-1000
Tue-Sun 11-19
What László Moholy-Nagy did for the photography of the Bauhaus and of the 1920s, Heinz Hajek-Halke accomplished for the 1950s and Abstract Art. Hajek-Halke (1898-1983) was an artist who worked in a genuinely photographic manner: what he achieved in the darkroom in terms of physical-chemical work could well be called alchemy; even today, no software program is able to achieve the same effects.
Among the photographic artists of the twentieth century, Heinz Hajek-Halke was a maverick who did not belong to any school and nonetheless influenced many others. Already famous as a poster artist in the early 1930s, he reached artistic maturity in the 1950s. He is one of the great abstract artists and also one of the first artists in photography.
The Akademie der Künste has over 200 photographic works from his later years, which is being presented comprehensively for the first time in the exhibition on Pariser Platz. The exhibition offers one of the few rediscoveries that can still be made in twentieth-century art photography.
The exhibition will be accompanied by a catalogue (German/English) published by Steidl.
Within the context of the European Month of Photography Berlin, www.mdf-berlin.de, and the Berlin Art Week, www.berlinartweek.de
[Biography]
Heinz Hajek-Halke was born in Berlin in 1898. He spent his childhood in Buenos Aires and returned in 1910 to Berlin where he attended school and art college. He served as a soldier for two years during the First World War. From 1918 to 1920, he studied at the School of Arts and Crafts in Berlin where Emil Orlik taught him, among others. He then worked as a commercial graphic artist. His interest in photography began in 1924. During the years ahead he created a wide range of works including posters, advertisements, compositions and press photographs, collaborating partly with photographers like Yva and Martha Astfalck-Vietz. From 1934 to 1946, Heinz Hajek-Halke lived in Kressbronn, Lake Constance, where he bred small animals and continued his photographic work. During the early 1950s, he lived in Ehrenbreitstein near Koblenz and exclusively concentrated on experimental and abstract photography. His works were exhibited alongside other examples of “subjective photography”. In 1955, Karl Hofer appointed him as Lecturer in Photographics at the Hochschule der Bildenden Künste, (now the Berlin University of the Arts) where he lectured until 1967. When photography became an established artform in about 1965, Heinz Hajek-Halke, too, earned wider acclaim: by the late 1970s, he had successfully curated several solo exhibitions. He was also represented in numerous group shows and awarded several photography and art prizes. During this period, however, his health deteriorated. In 1973, he sold all his pictures and materials to the photographer Michael Ruetz. In spring 1983, Heinz Hajek-Halke died in Berlin.
[Introduction]
Alchemists are solitary individuals who experiment in a grey area between art and science and Heinz Hajek-Halke was an individualist par excellence among 20th century photo artists. He was not an affiliate of any school in particular, although he taught and influenced many others. Already established as a poster artist, photographer and photo collagist in the early 1930s, he started afresh and created entirely new groups of works in the 1950s. These made Heinz Hajek-Halke’s name as the first genuinely abstract photo artist. No exhibition of this era was complete without his pictures. Thanks to a foundation set up by the owner of the artist’s estate, Michael Ruetz, the Academy of Arts, Berlin has a collection of over two hundred light graphics – a term coined by the art critic, Franz Roh – that date from Heinz Hajek-Halke’s late work. These clearly chart his development from surrealist and often ironic over-exaggeration of the existing pictorial world to a formally stringent, but surprisingly rich cosmos of the individual imagination. Yet there is no particular chronological order. Time and again, his previous solutions were reviewed to decide whether or not they could support further experiments. Throughout this process Heinz Hajek-Halke always remained a photographer, even if many pictures were the result of his preliminary sketches. His preparatory work transformed his photographic prints into pictures in their own right; he thus relied on a modern, alchemist’s practice.
Der Alchimist
Heinz Hajek-Halke
Lichtgrafisches Spätwerk
Ausstellung 8. September – 4. November 2012
Eröffnung Freitag, 7. September, 19 Uhr
In der Kunst sind es immer Einzelne, die das Bild einer Zeit in einem Medium bestimmen: Wie László Moholy-Nagy die Fotografie des Bauhauses und die der 1920er Jahre prägte, so bedeutend war Heinz Hajek-Halke für die 1950er Jahre und die abstrakte Kunst. Seine fotografischen Bilder wurden anerkannt und geschätzt, und oft genug hat seine Kunst auf Zeichner, Maler und Bildhauer eingewirkt. Was er in der Dunkelkammer an physikalisch-chemischer Arbeit geleistet hat, darf getrost als Alchimie bezeichnet werden; es wird noch heute von keinem Software-Programm erreicht.
Heinz Hajek-Halke zählt zu den großen Exponenten der fotografischen Moderne und des Neuen Sehens. Zwar setzt die Rezeption seiner Arbeit bereits um die Mitte der 1920er Jahre ein, auch ist er auf allen großen Ausstellungen zur modernen Fotografie um 1930 vertreten, doch lässt sich sein Œuvre keiner Schule, keinem Gruppenkontext und keiner Vorgängerschaft zuordnen. Auch die Wahl seiner Mittel und die Genres, in denen er tätig wird, sind kaum einer stilistisch bewussten Intention entsprungen, sondern einer experimentellen Grundhaltung. Allerdings stagniert diese Arbeit während der Zeit des NS-Regimes; Heinz Hajek-Halke lebt zurückgezogen am Bodensee.
Nach 1945 nimmt er seine alten Experimente wieder auf, ohne Kamera, mit einfachsten Mitteln, dafür aber im Austausch mit vielen Künstlern und Fotografen, die in ihm schon damals den Wegbereiter der Moderne in der Fotografie verehren. Nach seinem Tod war er für gut zwei Jahrzehnte vergessen, bis 2005 die erste große Monografie sein Frühwerk würdigte und er mit Ausstellungen gefeiert wurde.
Nun zeigt die Akademie der Künste erstmals Hajek-Halkes Spätwerk umfassend in einer Ausstellung. In ihrer Kunstsammlung befinden sich neben dem kompletten Dokumentations- und Negativarchiv über 200 Lichtgrafiken aus dieser Schaffensphase, die mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs einsetzt. Diese Lichtgrafiken sind eine der raren Wiederentdeckungen in der Geschichte der künstlerischen Fotografie des 20. Jahrhunderts. Die ersten Arbeiten entstanden auf einem alten Tricktisch für Animationsfilme, ohne fotografische Vorlage und damit ohne Realbilder. Die Abstraktion dieser Arbeitsweise wird für sein noch gut zwei Jahrzehnte umfassendes Werk bestimmend: Selbst wo sichtbare Realität in die Bilder hineinspielt, ist deren Konstruktion abstrakt, oft von Zufällen in der Arbeit bestimmt und daher im wahren Wortsinn informel – vor der Form. Im Gegensatz zu Künstlern in Malerei und Skulptur seiner Zeit ist er ein genuin fotografisch arbeitender Gestalter geblieben: Endprodukte waren Prints, wiederholbare und in gleicher Form reproduzierbare Ergebnisse des Positiv-Negativ-Prozesses der klassischen Fotografie.
Heinz Hajek-Halke war ab Ende der 1940er Jahre mit seinen abstrakten Arbeiten nicht nur bei allen Manifestationen neuerer Fotografie wie den Bilderschauen der Gruppen »fotoform« und »subjektive fotografie« präsent, sondern auch bei regionalen und überregionalen Ausstellungen bildender Künstler. Das hatte einen regen Austausch zwischen ihm und den wichtigsten Künstlern der westdeutschen Abstraktion zur Folge, etwa aus dem Umfeld von »ZEN 49«, »junger westen« und anderen Gruppen. Das Spätwerk von Heinz Hajek-Halke erlaubt also nicht nur einen besonderen Blick auf die Geschichte der Fotografie als Kunst, sondern verändert den Blickwinkel der Betrachtung auf die Geschichte der bildenden Kunst in den 1950er Jahren insgesamt.
Eine Ausstellung des Archivs der Akademie der Künste, Berlin. Kuratiert von Rolf Sachsse, in Zusammenarbeit mit Michael Ruetz und Rosa von der Schulenburg
Im Verlag Gerhard Steidl erscheint zur Präsentation eine Publikation in Deutsch und Englisch, herausgegeben von Michael Ruetz.
Im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie Berlin (19.10.-25.11./www.mdf-berlin.de) und der Art Week Berlin (11.-16.9./ www.berlinartweek.de)
Kurzbiografie Heinz Hajek-Halke
Heinz Hajek-Halke wurde 1898 in Berlin geboren und wuchs in Buenos Aires auf. 1910 kehrte er zur Schule und zum Kunststudium nach Berlin zurück, leistete zwei Jahre Militärdienst im Ersten Weltkrieg und studierte von 1918 bis 1920 an der Kunstgewerbeschule Berlin, unter anderem bei Emil Orlik. Danach arbeitete er als Gebrauchsgrafiker und begann, sich um 1924 für die Fotografie zu interessieren. In den folgenden Jahren schuf er ein umfangreiches Werk an Plakaten, Werbeanzeigen, Schriften und Pressefotografien, teilweise in Zusammenarbeit mit Fotografinnen wie Yva und Martha Astfalck-Vietz. Von 1934 bis 1946 lebte Heinz Hajek-Halke in Kressbronn am Bodensee, wo er als Kleintierzüchter arbeitete und seine fotografische Tätigkeit fortsetzte. Von 1948/50 an lebte er in Ehrenbreitstein bei Koblenz und beschäftigte sich ausschließlich mit experimenteller und abstrakter Fotografie, die im Umkreis der Bewegung »subjektive fotografie« gezeigt wurde. 1955 berief ihn Karl Hofer zum Dozenten für Foto-Grafik an die Hochschule der Bildenden Künste in Berlin (heute Universität der Künste), wo er bis 1967 lehrte. Seit um 1965 die Fotografie als Kunst anerkannt wurde, stieg auch der Ruhm von Heinz Hajek-Halke: Bis zum Ende der 1970er Jahre konnte er mehrere Einzelausstellungen einrichten, er war auf zahlreichen Gruppenpräsentationen vertreten und erhielt einige Fotografie- und Kunstpreise. Allerdings verschlechterte sich in dieser Zeit sein Gesundheitszustand; 1973 verkaufte er all seine Bilder und Arbeitsmaterialien an den Fotografen Michael Ruetz. Im Frühjahr 1983 starb Heinz Hajek-Halke in Berlin.