Fotos von rauchenden Kindern auf einer Müllkippe, von Menschen, die durch den Schutt waten. Schöne Kulissen und Postkartenmotive interessieren Rena Effendi nicht. Die Fotografin aus Baku möchte die alltäglichen realen Seiten ihrer Heimat ablichten.

Trotz des Öl-Booms ist das Leben vieler Menschen in Aserbaidschan von Armut bestimmt. "Die Schere zwischen Arm und Reich ist größer geworden", sagt Rena Effendi. Anfangs arbeitete sie selbst für den Energie-Weltkonzern BP als Dolmetscherin, bis sie sich entschloss, die Kehrseite der Medaille mit der Kamera festzuhalten. Sechs Jahre lang fuhr sie rund 1700 Kilometer entlang der Öl-Pipeline von Aserbaidschan bis in die Türkei und dokumentiere das dortige Leben jenseits von Wohltätigkeitsprojekten der Ölkonzerne und glücklichem PR-Lächeln.

"Die Menschen entlang der Pipeline dachten, das Öl löse all ihre Probleme, und ihr Leben würde sich verbessern. Doch irgendwann mussten sie erkennen, dass diese Hoffnungen unrealistisch waren", so Rena Effendi. Ihre eindringlichen Fotos veröffentlichte sie 2009 in dem Bildband "Pipe Dreams" in einem Schweizer Verlag. In Aserbaidschan ist das Buch nie erschienen. Die 50 Exemplare, die sie an Freunde verteilen wollte, wurden beschlagnahmt. Kein Grund aufzugeben, sondern weiterzumachen. Gerade bereitet Rena Effendi ein neues Buch vor, diesmal über ihrer Heimatstadt Baku.

Zur Fotografie kam die 1977 in Baku geborene Rena Effendi auf Umwegen. Sie studierte Englisch und später Malerei. Neben ihrer Dolmetschertätigkeit arbeitete sie als Beraterin für die US-Botschaft. 2001 begann sie zu fotografieren. Für ihre Fotoreportagen wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter 2008 mit dem "National Geographic All Roads Photography Award".

Metropolis trifft Rena Effendi in ihrer Heimatstadt Baku.