Knut Wolfgang Maron »
Knut Maron: Bilder
Exhibition: 9 May – 22 Jun 2012
Wed 9 May 19:00
FHV-Galerie
Hochschulstr.1
6850 Dornbirn
FHV Fachhochschule Vorarlberg
Hochschulstr. 1
6850 Dornbirn
+43 (0 )5572-7922115
bibliothek@fhv.at
www.fhv.at/bibliothek/fhv-galerie/fhv-galerie
Mon 15-19, Tue-Fri 9-21, Sat 11:30-17
"The extraordinariness of Knut Maron's universe does not lie in astonishing forms or new themes. Its profound distinctiveness is not the consequence of breaking through hitherto accepted boundaries of art. Instead it results from a meditative reversion to art itself, from transcending its timeless truths. Knut Maron doesn't shock us, he just sees things differently. His art doesn't participate in modern civilisation's innate urge to advance with technological breakthroughs and revolutionary ambitions. And that's exactly how it evades a last restraint, the desire to serve or adhere to the development of the society around us. By bringing the prerequisites of his medium in accordance with the command of a newly created universe, he avoids the need to gloss over or to prove anything. And that's how he creates his astounding scale of colours, and transfers us to another world where familiar notions of old and new, natural and artificial, reality and dream no longer apply, as they have been replaced by a supreme vision." - Jean Claude Lemagny
"Taking the perspective of the eye, in pure and attentive observation, without touching, disturbing, or causing any kind of irritation - to Knut Maron reverential reflection is perhaps the ultimate human attitude. There is a possible answer to nature, which offers us its rivers, its marred viscera, its rocks and trees: it is the gift of observation." - Dominique Baqué
Maron studied at the Folkwangschule in Essen in the class of Prof. Dr. Otto Steinert and Prof. Erich vom Endt along with Gosbert Adler, Joachim Brohm and Andreas Gursky. Fundamental discourses among the Folkwang students took place in the colour photography lab at the first professional colour photography department in a German university set up by Erich vom Endt.
Ute Eskildsen initially exhibited Maron's first colour photographs from 1979 at the Museum Folkwang in 1981. Knut Maron has received numerous scholarships and prizes, among them the Leopold Godowsky Jr. Award for Color Photography awarded to him by the Photographic Resource Center at Boston University in 1993. Knut Maron's works are represented in many collections, such as Museum Folkwang, Essen; Museum Ludwig, Cologne; Staatsgalerie Stuttgart; Musée Européen de la Photo, Paris; Bibliothèque Nationale de France, Paris, where Jean-Claude Lemagny, who wrote the above observations on Maron's "Bilder über Landschaften", is head of the photo collection.
Knut Wolfgang Maron - Bilder über Landschaften
courtesy by: zone B, Berlin
curator : Prof. Claudio Hils
FHV Galerie
9. Mai bis 22. Juni 2012
FH Vorarlberg - Bibliothek
Hochschulstraße 1, 6850 Dornbirn - Austria
T +43 5572 792 2100
Öffnungszeiten: Montag 15:00 bis 21:00 Uhr
Dienstag bis Freitag 9:00 bis 21:00 Uhr
Samstag 11:00 bis 17:00 Uhr
Knut Wolfgang Maron steht in der Tradition der Subjektiven Fotografie. Er hat diesen fotografischen Ansatz von Otto Steinert aus den 50er Jahren zusammen mit Janet Zeugner und und Marc Grümmert erneuert und eine Bewegung unter dem Titel „Neue Subjektive Fotografie“ gegründet. 2006 erschien die programmatische Publikation „Absage an die Wirklichkeit“. In dieser bekennt sich eine Gruppe von Fotografen weg von einer dokumentarischen und Realität vermittelnden, hin zu einer metaphorischen, visionären und poetischen, subjektiven Auffassung zeitgenössischer Fotografie. 2011 zeigte Maron zum 10-jährigen Jubiläum der Ausstellungen im Baumhaus der Hansestadt Wismar in der Ausstellung „Neue Subjektivität“ aktuelle Positionen dieser Bewegung. Ein gleichnamiges Buch ist dazu erschienen. Mit seiner hier gezeigten und bereits in den 1970er Jahren begonnenen Arbeit mit dem Titel „Bilder über Landschaften“ gehört er zu den Wegbereitern der modernen Farbfotografie in Deutschland. Knut Wolfgang Maron versucht hier, die fotografierte Realität Werkstoff und nicht Fluchtpunkt seiner bildnerischen Arbeit sein zu lassen.
"Das Universum Knut Marons überrascht weder durch befremdende Formen noch durch neue Sujets. Seine tiefgreifende Andersartigkeit ist nicht mehr Ergebnis eines Abweichens von den bisher zulässigen Grenzen der Kunst. Sie resultiert vielmehr aus einer meditativen Rückkehr der Kunst zu sich selbst, aus einer Vertiefung ihrer zeitlosen Wahrheiten. Knut Maron schockiert uns nicht, er sieht die Dinge nur anders. Die Kunst partizipiert hier nicht mehr an dem Vorwärtsdrang moderner Zivilisation mit ihren technologischen Durchbrüchen und revolutionären Ambitionen. Und genau dadurch befreit sie sich von einer letzten Hörigkeit, nämlich derjenigen, sich der Entwicklung der uns umgebenden Gesellschaft anzudienen, ja sich ihr anzuhängen.
Weil er die Grundgegebenheiten seines Mediums mit der Beherrschung eines neu geschaffenen Universums in Übereinstimmung bringt, hat er es nicht nötig, etwas zu vertuschen oder nachzuweisen. So kommt er zu der Farbenskala, die uns erstaunt und in eine andere Welt versetzt, wo unsere gewohnten Vorstellungen von Altem und Neuem, von Natürlichem und Künstlichem, von Realismus und Traum nicht mehr gelten, da sie durch eine souveräne Vision ersetzt worden sind." - Jean Claude Lemagny
"Sich zum Blick machen, zum reinen aufmerksamen Blick, nicht berühren, nicht stören, nicht aufrühren - für Knut Maron ist die ehrfürchtige Betrachtung vielleicht die Haltung menschlichen Seins schlechthin. Auf die Natur, die uns ihre Flüsse, ihre verletzten Eingeweide, ihre Felsen und Bäume entgegenhält, gibt es eine mögliche Antwort: Die Gabe des Blickes." - Dominique Baqué
Andreas Steffens
Die reine Natur
Knut Marons frühe Bilder über Landschaften
Auf die politischen Aufregungen des 'Deutschen Herbstes', mit denen die unerträglichen 70er zu Ende gingen, folgte die intellektuelle Aufgeregtheit über die 'Neuen Franzosen' und die 'Postmoderne', mit der die 80er Jahre begannen. Es war die Zeit, als erste Theoriebildungen über das 'Immaterielle' und die 'neuen Medien' entstanden, und die neueste Ästhetik sich ihrer ältesten Ursprünge in einer nun neu gedeuteten Romantik besann, und die Wiederentdeckung des 'Erhabenen' bewies, wie genau altes Denken neue Phänomene erschließen lassen kann.
Es war auch die Zeit, als die Farbfotografie kunstfähig zu werden begann. 1976 hatte das Museum of Modern Art in New York mit seiner William Eggleston-Schau den Bann gebrochen. Von da an gab es die Herausforderung, das inflationär verbreitete Medium der Bildberichterstattung zu einer konzentrierten Ausdrucksform der Bildkunst zu machen.
In dieser Hinsicht erweisen Knut Marons 'Bilder über Landschaften' sich in der Rückschau als eine Pionierleistung hohen Ranges. Im ersten an einer deutschen Hochschule überhaupt eingerichteten Farbfotolabor der Folkwang-Schule in Essen entstanden, waren sie auf Anhieb mehr als nur Experimente. In genauer ironischer Umkehrung des Verhältnisses zwischen Motiv und Aussage machten sie aus dem populären Polaroidfoto ein Medium einer nahezu metaphysischen Kriegsberichterstattung aus den Niederungen des kleinbürgerlich-sommerfrischlerischen Naturmissverständnisses.
Sie machen Ernst mit dem ästhetischen Gebot der Bedeutungslosigkeit des Menschen als Motiv des Landschaftsbildes, das Heinrich Wölfflin 1926 in einer Böcklin-Kritik aufgestellt hatte. So, wie Marons Naturbilder Menschen in der Natur zeigen, wird ihre Unzugehörigkeit zur Natur anschaulich. Selbst in einem Massenbild, in dem mehr als 30 Personen erfasst sind, scheinen sie zu verschwinden. Kompositorisch als Figur unentbehrlicher integraler Bestandteil dieser Bilder, ist die Entbehrlichkeit des Menschen als Weltgegebenheit deren Aussage.
In diesem Übersprung metaphysischen Ranges wird der Gehalt jenes 'Erhabenen' anschaulich, das die Ästhetik der 80er Jahre mit anthropologischem Akzent wiederentdeckte: so sehr wir Menschen Bestandteil der Natur sind, so sehr befinden wir uns zu ihr in dem Verhältnis einer Fremdheit auf Gegenseitigkeit.
Die bildkünstlerische Emanzipation der Farbfotografie von der Ästhetik des Dokumentarjournalismus geschieht in diesem frühen Werkkomplex Marons anhand der Ausbildung einer extremen Außenposition des Fotografen: der Blick des Bildproduzenten schaut nur noch von außen; der, der sieht, ist nicht mehr Bestandteil der Situation, die er zeigt. Genau darin liegt das erste und wichtigste Kriterium des Fotokunstwerks: zu kommentieren, was es ansichtig werden läßt.
Der Kommentar dieser 'Bilder über Landschaften' ist denkbar nüchtern, und dabei von einer verhalten intensiven Schönheit, deren ebenso verhaltene Andeutung elementarer Bedrohlichkeit das romantische Missverständnis der Romantik als Verheimelung der Natur konterkariert: die Welt existiert auch ohne uns; es gibt uns, aber notwendig werden wir erst durch die Position, die wir selbst in ihr einnehmen.
Maron studierte an der Folkwangschule in Essen in der Klasse Prof. Dr. Otto Steinert und Prof. Erich vom Endt gemeinsam mit Gosbert Adler, Joachim Brohm und Andreas Gursky und Volker Heinze. Wesentliche Prozesse der Auseinandersetzung unter den Folkwangschülern spielten sich dabei im Farblabor der ersten, von Erich vom Endt an einer deutschen Hochschule konzipierten, professionellen Farbfotoabteilung ab.
Erste Farbarbeiten Marons von 1979 stellte Ute Eskildsen bereits 1981 im Museum Folkwang aus. Knut Maron erhielt neben zahlreichen Stipendien und Preisen bereits 1993 den Leopold Godowsky Jr. Award für Farbfotografie des Photographic Recource Centers, Boston USA. Knut Maron ist in zahlreichen Sammlungen vertreten u.a. im Museum Folkwang, Essen; im Museum Ludwig, Köln; in der Staatsgalerie Stuttgart; dem Musée Européen de la Photo, Paris; der Bibliotheque Nationale de France, Paris, dessen Direktor der Fotosammlung, Jean Claude Lemagny, obige Betrachtungen zu Marons Bildern über Landschaften verfasste.