Before he left the GDR in 1985, Erasmus Schröter was one of the most important representatives of the young East German narrative photography scene. Trained at the Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, his photos were secretly held in high regard. His images from 1979-1985 tread a thin line between documentary photography and unique artistic expression, breaking every cliché about daily life in the GDR. People standing at bus stops at night, couples taking part in dance competitions, people who like to dress up in Native American costume, sleepwalkers, visitors to funfairs, bathers in lakes at disused quarries, these people are the protagonists in this richly varied portrayal of a society which no longer exists.

In his closely observed and meticulously composed photographs, we see a reflection of petty bourgeois narrowness and the bizarre stasis of the country. The forced use of additional artificial lighting gives his pictures an unusually modern photographic view. These heroes of everyday life move with their desires and passions across an imaginary stage.

In sharp contrast to Schröter’s own autonomous photographic work, the second part of the exhibition presents the official, censored and state approved view of the GDR, as seen on photo postcards created contemporaneously.

For many years, Schröter has been collecting GDR photo postcards at flea markets and now owns a comprehensive archive. These so called ‘Genuine Photo Postcards’ are actually small black and white original prints, taken by mostly unknown photographers, which were manufactured and distributed as postcards.

The emphasis of this postcard collection is on the cultural expression of GDR modernity. The cards depict idealised socialist architecture, state holiday camps, young peoples’ pioneer camps and socialist monuments in town and city centres. Other postcards provide interesting views of the inside of these buildings. They show us the interior decor, the furniture and lighting design as well as the visual art of the socialist era.

The two sections of the exhibition bridge the gap between independent critical photographic observation of the country and the officially sanctioned view as depicted in the photo postcard.




Der Fotograf Erasmus Schröter gehörte, ehe er 1985 die DDR verließ, zu den wichtigsten Vertretern der jungen Autorenfotografie - Szene Ostdeutschlands.

Ausgebildet an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, galten seine Fotografien als echter Geheimtipp. Auf dem schmalen Grat zwischen fotografischem Dokument und künstlerischem Einzelbild bewegen sich die Bilder Schröters aus den Jahren 1979 bis 1985, die jedes Klischee hinsichtlich des DDR Alltages brechen.

Menschen an nächtlichen Bushaltestellen, Tanzturnierpaare, Hobbyindianer, Nachtwandler, Rummelplatzbesucher, Badende an Baggerseen sind die Protagonisten des facettenreichen Bildes einer nicht mehr existierenden Gesellschaft.
In den genau beobachteten und sorgsam komponierten Fotografien spiegeln sich kleinbürgerliche Enge und der bizarre Stillstand eines Landes wider. Der forcierte Einsatz zusätzlicher, künstlicher Beleuchtung verleiht seinen Bildern einen ungewöhnlich modernen fotografischen Blick. Wie auf einer imaginären Bühne bewegen sich seine alltäglichen Helden mit ihren Wünschen und Sehnsüchten.

Im spannungsvollen Kontrast zu Schröters eigenem, autonomen fotografischen Ansatz steht der zweite Teil des Ausstellungsprojekts mit der offiziellen, zensierten und staatlich kontrollierten Ansicht der DDR auf Fotopostkarten, die zeitgleich entstanden.
Seit vielen Jahren sammelt Schröter DDR-Fotopostkarten auf Flohmärkten und besitzt inzwischen ein umfangreiches Archiv. Es handelt sich bei diesen so genannten Echt-Foto-Postkarten tatsächlich um kleine schwarzweiße Originalfotografien meist unbekannter Fotografen, die als Postkarten hergestellt und vertrieben wurden.

Der Schwerpunkt dieser Postkartensammlung liegt auf kulturellen Äußerungen der DDR-Moderne. So gibt es Karten von sozialistischer Musterarchitektur, staatlichen Ferienheimen, Pionierlagern für die Jugend und von sozialistischen Denkmälern in den Zentren der Städte. Andere Postkarten vermitteln interessante Einblicke in die Innenräume dieser Gebäude. Sie zeigen uns die Inneneinrichtung, das Möbel- und Lampendesign und die Bildkunstwerke der sozialistischen Ära.

Die beiden Teile des Ausstellungsprojektes schlagen einen Bogen zwischen der unabhängigen kritischen fotografischen Betrachtung des Landes und der offiziell erwünschten Sicht der Fotopostkarte.