Michael Lange »
WALD
Landschaften der Erinnerung
Exhibition: 13 Oct – 23 Dec 2012
Fri 12 Oct 19:00
Alfred Ehrhardt Stiftung
Auguststr. 75
10117 Berlin
+49 (0)30-20095333
info@aestiftung.de
www.aestiftung.de
Tue-Sun 11-18
Michael Lange
"WALD Landschaften der Erinnerung"
13. Oktober – 23. Dezember 2012
Eröffnung: Freitag, 12. Oktober 2012 um 19 Uhr
in Anwesenheit des Künstlers
Eröffnungsrede: Prof. Dr. Christoph Schaden
Vom 13. Oktober bis zum 23. Dezember 2012 präsentiert die Alfred Ehrhardt Stiftung in ihren Räumlichkeiten die Ausstellung Wald - Landschaften der Erinnerung von Michael Lange (*1953). In fein nuancierten und komponierten Farbaufnahmen von Wäldern, die allesamt in der Dämmerung entstanden, erkundet der in Hamburg lebende Fotograf das Phänomen der Waldeinsamkeit.
Die Vorstellung des Waldes ist seit Jahrhunderten imaginär. Ins kollektive Gedächtnis hat er sich nachdrücklich durch märchenhafte und mythische Erzählungen eingeschrieben. Hierin begreift sich die bildhafte Wesenheit des Waldes zumeist als ein psychisches Rückzugsareal, in dem kindliche Sehnsüchte und Ängste überdauern können. Doch inwieweit überdeckt die regressive Folie gegenwärtig unsere zivilisatorische Perspektive auf den Wald? Was bedeutet es konkret, was erkennen wir, wenn wir den Wald aufsuchen?
Michael Lange ist in seinem aktuellen Buch- und Ausstellungsprojekt Wald diesen Fragen nachgegangen. Über drei Jahre hinweg hat der in Hamburg lebende Fotograf zu den Zeiten der Dämmerung Deutschlands Wälder durchstreift. Mit sicherem Gespür hat er dort jene Rückzugsorte ausfindig gemacht, an denen sich die Imaginationen der Kindheit mit nüchternen Naturdokumenten zu eindrücklichen visuellen Prägungen verdichten. Seine Fotografien entstanden abseits der Wege und Wanderpfade, oftmals im Dickicht und dichtem Unterholz. Sie zeugen vom verspäteten Wagnis des erwachsenen Ich, endlich an jenen Ort zu gelangen, nach dem sich das kindliche Gemüt über all die Jahre gesehnt hat. Die Fotografien von Michael Lange sind Folien, sie lassen sich durchaus als Resultat einer inneren Bewegung verstehen. Bestimmend für die Arbeiten ist die immer wieder gestellte Frage, wie Stille im Bild entstehen kann.
Allerdings sind die querformatigen Farbaufnahmen ebenso Dokumente einer nüchternen äußeren Erkundung. Langes Waldszenerien zeichnen sich im Sinne einer Vergewisserung als betont zeitlose Naturaufnahmen aus, die gleichermaßen mythisch wie real wirken. Atmosphärisch sind seine Motive durchdrungen von einer tiefen Befriedung und Erhabenheit. Dabei zählt es zu den Eigentümlichkeiten der Bilder, dass sie in der Anschauung ein Geheimnis bewahren. Sie wollen offenkundig nichts enthüllen oder verbergen. Auch verharren sie nicht im Kalkül der Impression. Stattdessen schöpfen sie aus den Momenten des schwindenden oder erwachenden Lichts, das mit der Dämmerung einhergeht, ein fast zärtlich zu nennendes Konzentrat. Düster und gleichsam gegenwärtig tritt das Waldreich aus ihnen hervor.
Im Wald, sagte einmal ein Gelehrter, versagen die subjektiven Kategorien des Menschen. Aus dieser Irritation resultiert zwangsläufig eine erhöhte Wachsamkeit. In den fotografischen Bildern von Michael Lange ist aus diesem potenziert wachsamen Erleben eine künstlerische Strategie erwachsen. Sie ist wohl am ehesten mit jener Erfahrung vergleichbar, für die die Dichter der deutschen Romantik ein eigenes Wort ersannen: Waldeinsamkeit. (Text: Prof. Dr. Christoph Schaden)
Begleitende Veranstaltungen zur Ausstellung:
24. Oktober 2012 um 19 Uhr: Lesung und Gespräch mit Sabine Küchler über ihr Buch Was ich im Wald in Argentinien sah.
Moderation: Thomas Böhm, Leiter des internationalen literaturfestivals berlin
4. November 2012 um 14 Uhr: Künstlergespräch mit Michael Lange und Prof. Dr. Christoph Schaden
28. November 2012 um 19 Uhr: Bildervortrag von Prof. Klaus Honnef "Der deutsche Wald in der zeitgenössischen Fotografie"
Die Ausstellung findet im Rahmen des MONATS DER FOTOGRAFIE 2012 statt.