Malte Wandel
PLEASE DON'T SMILE

Ausstellung vom 12. Oktober bis 21. Dezember 2012
Vernissage am Donnerstag, 11. Oktober 2012 um 19 Uhr

Begrüßung: Gunter Henn. Der Fotograf Malte Wandel ist anwesend.

Der Münchner Fotograf Malte Wandel (geb. 1982) hat im Jahr 2011 neun Monate in Ghana gelebt und ist unter anderem auch durch die Nachbarländer Burkina Faso und Togo gereist. Dabei entstand eine umfangreiche Portraitserie von Menschen, denen er unterwegs begegnet ist und die er zum Teil auch persönlich kennenlernen konnte. Einige hat er spontan fotografiert, andere in ihrer gewohnten Umgebung zu Hause besucht. In der Reihe "PLEASE DON´T SMILE" gelingt Malte Wandel eine Momentaufnahme der Gegenwart westafrikanischer Städte, aus denen er einzelne Protagonisten gezielt herauslöst und ihre Geschichte erzählt. Behutsam nähert er sich Passanten, rückt exzentrische Einzelfiguren und Vertreter unbekannter Subkulturen in die Bildmitte und erlaubt einen ungewöhnlichen Blick in das Leben und auf Persönlichkeiten im heutigen Westafrika. Wandels Arbeit thematisiert unbeschönigt und unbearbeitet die unterschiedlichsten Charaktere und ihre Lebenssituationen – während der harten, täglichen Arbeit, jedoch auch in ihrer Freizeit.

Neben dem einfachen FARMER in Kakum (Ghana), mit Machete und Spaten ausgestattet auf dem Weg ins Feld, der sein Mittagessen in einem kleinen Blechtopf auf dem Kopf trägt, zeigt die Serie in FOFO einen jungen Mann, der mit selbstgebastelter Hantelstange konzentriert
und stolz in die Kamera blickt, die Betonplatte unter ihm scheint unter seinem Gewicht zu bersten. OLD SKUUL nennt sich eine Gruppe Jugendlicher, die sich an Feiertagen kleiden wie ihre Vorfahren aus der Kolonialzeit, nicht afrikanisch, sondern europäisch geprägt. Alte Fotos dienen als Vorlage für ihre teils skurrilen, modischen Interpretationen. Malte Wandel fokussiert in seinen Ganzkörperaufnahmen auf den unverwandten Blick in die Kamera und lässt mit respektvollem Abstand Raum für individuellen Ausdruck – zwischen Demut, Stolz und Zuversicht. Ghana ist Hoffnungsträger Westafrikas, hier können auch Träume entstehen, die sich an Vorbildern der westlichen Welt bedienen. Beinahe liebevoll inszeniert Wandel in FOOTBALL PLAYER die jungen Freizeitspieler wie angehende Stars. Wie überall in Afrika träumen sie davon, eines Tages entdeckt zu werden für die großen Fußballteams dieser Welt und überlegen sich für jedes Training ein besonderes Outfit. Ähnlich selbstbewusst wirken die SURFER des ghanaischen Nationalteams am Strand von Busua. Dort hat sich um den – von einer amerikanischen NGO eingerichteten – örtlichen Surfshop eine eigene Subkultur gebildet, bei guten Wellen strömen die jungen Surfer mit Boards aus ihren Hütten.

Den 19-jährigen Stanley, der als Michael Jackson Look alike im Nachtleben von Ghanas Hauptstadt seinen Lebensunterhalt verdient, setzt Wandel am Felsstrand von Accra in Szene, rückt ihn somit selbst in die Welt der Künstler und der Kunst. Hier zeigt sich am stärksten die Motivation des analog arbeitenden Fotografen, hier distanziert er sich stilistisch eindeutig von der reinen Dokumentation und fordert dazu auf, fotografische Genres und die Beziehung zwischen Fotograf und Fotografiertem zu überdenken.

Malte Wandel (*1982 in München) studierte bis 2010 Fotografie an der Fachhochschule Dortmund bei Prof. Susanne Brügger mit einem Gastsemester an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich bei André Gelpke und Thomas Weski. Er ist Träger des 23. Internationalen BFF-Förderpreises. 2011 begann er ein postgraduales Studium an der Kunsthochschule für Medien Köln. Nach Ausstellungen in München, Leipzig, Köln, Den Haag und Amsterdam ist "PLEASE DON´T SMILE" in der Münchner HENN GALERIE bereits die sechste Ausstellung von Malte Wandel in diesem Jahr. www.maltewande.de