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Zwei Leben für die Fotografie
Lillian Bassman
Barbara Mullen, New York, ca. 1958, neu interpretiert 1994. Platinotypie 65,5 x 51 cm
© Lillian Bassman

Zwei Leben für die Fotografie

Lillian Bassman » Paul Himmel »

Exhibition: 21 Nov 2012 – 3 Mar 2013

Grassi Museum für Angewandte Kunst

Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig

+49 (0)341-22 29 100


www.grassimak.de

Tue-Sun 10-18

Zwei Leben für die Fotografie
Lillian Bassman
Paris, 1946. Abzug 2009. Silbergelatine, 16 x 15,3 cm
© Lillian Bassman

Lillian Bassman und Paul Himmel
Zwei Leben für die Fotografie

Ausstellung bis 3. 3. 2013

Das GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig stellt in einer großen Retrospektive das fotografische Schaffen des amerikanischen Künstlerpaares Lillian Bassman (1917-2012) und Paul Himmel (1914-2009) vor. Dabei stehen die Modefotografie und die experimentellen Aspekte im Werk beider Künstler im Vordergrund. In über 77 Jahren gemeinsamer Arbeit haben Lillian Bassman und Paul Himmel jeweils ein beeindrucken- des fotografisches Œuvre geschaffen, das bis heute nichts an Modernität eingebüßt hat. Sie revolutionierten die Fotografie und haben Fotografiegeschichte geschrieben.Die gemeinsam mit den Deichtorhallen Hamburg/ Haus der Photographie kuratierte Werkschau stellt mit rund 460 Arbeiten das Lebenswerk beider Künstler umfassend vor.

Das Werk von Lillian Bassman besticht durch Eleganz und Stilsicherheit. Als Modefotografin entwickelte sie einen einzigartigen Stil: Durch immer neue experimentelle fotografische Verfahren gab sie ihren Bildern einen besonderen Schmelz, der eine malerische Anmutung in die Schwarzweiß-Aufnahmen einflie- ßen ließ. In ihren atmosphärisch aufgeladenen Inszenierungen bevorzugte sie einen für die Zeit der 1940er bis 1960er Jahre außergewöhnlichen, langgliedrig- schwanengleichen Frauentypus, der sich bald zu einer Ikone der Weiblichkeit entwickelte. "Was sie macht, hat eine geradezu magische Kraft. In der Geschichte der Fotografie ist es niemand anderem gelungen, diesen atemberaubenden Moment zwischen der Erscheinung der Dinge und ihrem Verschwinden sichtbar zu machen" sagte ihr Kollege Richard Avedon.

Als Art Direktorin bei Junior Bazaar, dem jungen Ableger von Harper’s Bazaar, hat sie in den 1940er Jahren maßgeblich das Layout der Zeitschrift geprägt. Zwischen 1948 und 1971 arbeitete sie als Fotografin für Mode, Accessoires und Schönheitsprodukte. Nach dem Auffinden ihrer verloren geglaubten Negative in den 1980er Jahren begann Bassman, ihre alten Aufnahmen mittels digitaler Technik zu bearbeiten und neu abzuziehen. Daneben entwarf die seit jeher modebegeisterte Fotografin eine Damenkollektion unter ihrem Namen. In den 1990er Jahren entdeckten Modedesigner wie John Galliano und junge Art Direktoren von Vogue und New York Times ihre Arbeiten wieder und beauftragten die bereits über 70-jährige erneut mit Modeaufnahmen. Durch die Möglichkeit digitaler Techniken interpretierte sie ihre Bilder neu, manipulierte sie und ließ sie neu abziehen.

Zwei Leben für die Fotografie
Paul Himmel
Nudes, New York, 1954. Silbergelatine 35,2 x 27,7 cm
© Paul Himmel

Auch Paul Himmels Werk ist geprägt von großer Experimentierfreude. Er arbeitete als Modefotograf für Zeitschriften wie Vogue, Junior Bazaar, Harper’s Bazaar und andere Magazine. Bekannt wurde er durch seine Teilnahme an der welt- berühmten Wanderausstellung „The Family of Man“, die 1955 im Museum of Modern Art in New York startete. Sein Interesse in der Fotografie galt vor allem der Bewegung; die Unschärfe als ein Charakteristikum seiner Fotografien findet sich fast überall. Er strebte danach, Bewegung im Bild zu erzeugen bzw. festzuhalten, was ihm durch eine Entschleunigung des Aufnahmeakts gelang. Fotografiegeschichte schrieben seine Aufnahmen vom New York City Ballet aus den 1950er Jahren, in denen Tanz nicht in Standbildern, sondern in fließenden Bewegungsstudien festgehalten wurde. Paul Himmels Werk entwickelte sich in den folgenden Jahren immer stärker zur freien Kunst. Die oft radikalen Experimente mit Über- und Langzeitbelichtungen waren ihrer Zeit bald derartig voraus, dass er keine kommerziellen Auftraggeber mehr finden konnte. Er beendete seine fotografische Karriere 1969 und arbeitete erfolgreich als Psychotherapeut.

Die Beziehung zur Kunst aber hat er nie verloren. Mit der Wiederentdeckung von Bassmans und Himmels Arbeiten in den 1990er Jahren begann auch für Paul Himmel eine späte, aber intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen. Mit dieser Ausstellung knüpft das GRASSI Museum für Angewandte Kunst an frühere Fotoausstellungen an und verweist auf die engen Beziehungen zwischen der angewandten Kunst des Modemachens und der Kunst großer Fotografen, Mode und Models schöpferisch im fotografischen Bild festzuhalten.

Publikation/ Sonderedition: Im Kehrer Verlag Heidelberg erscheint in überarbeiteter Neuauflage das Buch: Lillian Bassman & Paul Himmel : Die erste Retrospektive/Hrsg. von Ingo Taubhorn und Brigitte Woischnik. Deutsch/Englisch. Heidelberg, 2012. 416 Seiten mit 360 Farb- und Duplexabb. Festeinband mit Schutzumschlag (ISBN 978-3-86828-101-9) (Buchhandel 68 €, Sonderpreis zur Ausstellung 58 €)

Zwei Leben für die Fotografie
Paul Himmel
Aussicht von der Brooklyn Bridge, New York, 1946-1950. Silbergelatine 25,7 x 32,1 cm
© Paul Himmel