Positionen Zeitgenössischer Fotografie aus der Hansestadt Wismar
Stefan Kratz » Knut Wolfgang Maron » Hannes Schüler » Janet Zeugner »
Exhibition: 10 Nov – 2 Dec 2012
Fri 9 Nov 19:00
POSITIONEN ZEITGENÖSSISCHER FOTOGRAFIE AUS DER HANSESTADT WIISMAR
Ausstellung vom 10. November 2012 bis 02. Dezember 2012
Eröffnung am Freitag, den 9. November
Begrüßung: Thomas Beyer, Bürgermeister der Hansestadt Wismar
Einführende Worte: Prof. Knut Wolfgang Maron
In einer völlig medialisierten Welt werden wir von Fotografien förmlich erschlagen. Im Internet, im Fernsehen, in Tages- und Wochenzeitungen, in Magazinen, auf Werbeprospekten und Werbetafeln werden wir bombardiert mit visuellem Müll, der unsere Vorstellungen, unsere Wirklichkeit und unsere Träume, unsere Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen stetig manipuliert. So entstehen entrückte und entfremdete Vorbilder, die gleichgerichtet um den Erdball vagabundieren.
"Sie alle erzeugen ein Zerrbild der Wirklichkeit, an das keiner glaubt! Und dennoch wird von »mainstream« gesprochen.
Gemeint ist jedoch Gleichschaltung. Deshalb ist der oberste Grundsatz meiner Lehrtätigkeit nicht, überholte und fragwürdige Standards zu vermitteln, sondern die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit dem ureigenen bildnerischen Antrieb. Durch die im gemeinsamen Studium vermittelten Impulse hat sich im Laufe der Jahre eine hochwertige fotografische Kultur zwischen den Studierenden, den Absolventen und mir entwickelt, die einen intensiven Diskurs über zeitgenössische Fotografie im nationalen und internationalen Kontext der bildenden Kunst und ihrer Strömungen eröffnete. Aus dieser Auseinandersetzung resultierte die künstlerische Position der "Erneuerten Subjektiven Fotografie", die die ausstellenden FotografenInnen vertreten. Dabei ist jeder Fotograf ein Autor, der die Subjektivität seiner Wahrnehmungen in eine ihm adäquate fotografische Form übersetzt. Für die Betrachter, die selbst von der Vielzahl korrupter Bilder geprägt sind, ist es deshalb nicht leicht, den neuen subjektiven Bildsprachen zu folgen, da dies ja die Befreiung vom Überholt-Überkommenen voraussetzt. Dennoch ist es möglich, die Welt durch die Positionen der Wismarer Fotoklasse etwas anders, wenn nicht sogar neu, zu entdecken. So bilden die Arbeiten der Neuen Subjektivität einen aktuellen Einblick in das Kunstschaffen der Foto-Klasse Maron." (Prof. Knut Wolfgang Maron)
Seit nunmehr 11 Jahren hat sich in diesem Kontext in der Hansestadt Wismar eine fotografische Kultur entwickelt, die weit über die Grenze des Landes Mecklenburg – Vorpommern hinausreicht. Nun zeigt das Baumhaus Wismar neueste Arbeiten Studierender und Diplomierter aus der Wismarer Schule. Damit wird deutlich, dass die Mecklenburger Fotoklasse mit ihrem einzigartigen Profil zu einer festen Größe im kulturellen Leben der Hansestadt Wismar geworden ist.
Hannes Schüler beschäftigt sich mit Behausungen und Situationen in verschiedenen Roma/Sinti-Slums in Rumänien. Einige der Bilder geben plastisch Zeugnis über Armutsverhältnisse in Europa 2012. Die wilde, unkonventionelle Bauweise und farbliche Gestaltung eine lässt farbige Ästhetik entstehen, die Ihn fasziniert. Zwischen mit Dachpappe bedeckten Wellblechbaracken wird Wäsche getrocknet. Eine Satelliten-Schüssel deutet auf Weltempfang hin. Ein Pferd ohne Gespann schreitet im Zwischen-Raum - eine surreal-alltägliche Szene.
Stefan Kratz beschäftigt sich mit alchemistischen, lichtempfindlichen Substanzen, mit denen er das Büttenpapier beschichtet um hernach seine Motive darauf zu belichten. Es ist eine moderne Cyanotypie die so entsteht. Es sind Eindrücke die gleichzeitig an die Anfänge der Photographie erinnern. Ein dialektischer Prozess der so Erinnerung mit einbezieht. Ähnlich wie Tarkowski gelingt es Ihm so etwas wie eine Zone darzustellen, eine Zone die unheimlich aber wahr zu sein scheint.
Janet Zeugner arbeitet seit langen Jahren zu der Thematik der Erinnerung. Auf der Grundlage von Schwarz-Weiß-Vorlagen entwickelt die Künstlerin Bilder einer ganz eigenen sinnlichen und malerischen Qualität. Dabei knüpft sie an die Experimente der Avantgarde der zwanziger Jahre an und entwickelt diese weiter. Der konträre Umgang mit Fotopapier und Chemie, der fast gänzliche Verzicht auf Kamera, Objektiv und Fixierung bestimmen Zeugners experimentelle Arbeitsweisen. Durch den Einsatz von Bakterien und "alchimistischen" Substanzen löst sich das auf Schwarzweißpapier erzeugte Bild partiell auf. Das Blatt Papier erinnert an ein verblichenes, latentes Bild aus unserem Unterbewusstsein und lässt sich nur durch eigene Erinnerung rekonstruieren.