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HAWK-Professor Hans Pieler ist gestorben
Exhibition:
Die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst trauert um Professor Hans Pieler. Völlig unerwartet ist der 61-Jährige am Dienstag, 23. Oktober 2012, bei einer Exkursion mit vierzehn Studierenden auf Mallorca verstorben.
Hans Pieler war seit 2002 Professor für Fotografie an der Hildesheimer Fakultät Gestaltung. „Wir, die Lehrenden und die Studierenden, haben mit Hans Pieler einen hochgeschätzten, sympathischen und kompetenten Kollegen und Dozenten verloren. Ein großer Verlust für die HAWK und die Fakultät Gestaltung in menschlicher und fachlicher Hinsicht“, sagt Dekan Professor Werner Sauer.
Hans Pieler war seit 1978 in Berlin als Fotograf für Werbung und Journalismus tätig. Parallel zur angewandten Fotografie arbeitete er an freien Projekten und es entstanden immer wieder Fotoserien unter bestimmten konzeptionellen und thematischen Aspekten wie „Zu Hause in Neufünfland“, „Nachtschicht“ oder „Zeitzeichen“.
Die Fotografien von Hans Pieler wurden seit den späten 80er Jahren in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, waren auf Kunstmessen und Biennalen zu sehen und sind in renommierten öffentlichen wie privaten Sammlungen vertreten.
1984 entstand zum Beispiel eine wohl einmalige Dokumentation über die Fahrt mit dem Auto über die Transitstrecke durch die DDR. Hans Pieler fotografierte aus dem Autofenster eines VW-Busses im Verborgenen, was damals natürlich streng verboten war. Doch er wurde nicht entdeckt und so konnte die eindrucksvolle S/W-Serie 20 Jahre später auf der Seoul Photo Triennale ausgestellt und im begleitenden Katalog publiziert werden.
1992 wurde sein Buch „StopOver“ mit Straßenfotografien von einer Weltreise veröffentlicht, 1998 erschien ein weiteres Buch „Augenblicke - Menschen in Berlin“. Der Zufall hat, wenn man so will, das Leben für einen Bruchteil einer Sekunde zu einem Bild arrangiert – dieses muss nur antizipiert und aufgenommen werden. Diesen Ansatz, der die Idee des „entscheidenden Augenblicks“ von Cartier-Bresson aufnimmt, verfolgte Pieler und transportierte ihn in die Gegenwart.
Eines seiner zahlreichen, spannenden Projekte an der HAWK war beispielsweise der Bildband, den Pieler und seine Studierenden zum 100-jährigen Bestehen des Beamtenwohnungsvereins zu Hildesheim im Jahr 2009 gestalteten und realisierten: Hundert Mieter im Alter von einem Jahr bis hundert Jahren werden darin vorgestellt.
„Und die Sonne geht um den Stein“ war das Thema seiner Forschungsarbeit an der HAWK 2007/2008. Dazu bereiste Hans Pieler viele Länder weltweit und machte durch die Fotografie der Schatten ausgewählter Bauwerke die Zeit in den unterschiedlichsten Formen und Ansätzen sichtbar. Daraus entstand eine groß angelegte Bildserie unter dem Titel „Shadows of Time“, die erstmals exemplarisch in Omaha, Nebraska ausgestellt wurde. Eine weitere Präsentation war für das Fotofestival in Triest geplant – sowie eine begleitende Verlagspublikation.
Hans Pieler war auf der Suche nach antiken Gebäuden, die wie Uhren funktionierten, und wurde in den entlegensten Winkeln dieser Erde fündig. Meist zur Sommer- oder Wintersonnenwende haben die früheren Hochkulturen bestimmte Schattenwürfe mittels teilweise monumentaler Architektur entworfen, und so musste Hans Pieler auf den Tag oder gar auf die Minute genau vor Ort sein, damit dieses faszinierende Natur- und Physikschauspiel festgehalten werden konnte. Das Buch mit den getonten Aufnahmen solcher Kalenderbauten hatte er mit einem befreundeten Berliner Kurator schon weit geplant, doch nun kann es bedauerlicherweise nur posthum realisiert werden.
In seiner aktuellen Forschungsarbeit „Fotografie als bewusstes oder nicht bewusstes Konstrukt“ untersuchte Hans Pieler den Einfluss des Zufalls in der Fotografie. Nach der theoretischen Auseinandersetzung und der Frage nach neuen Akzenten in der Fotografie ließ er sich auf einer mehrwöchigen Reise durch Deutschland fotografisch mit dem Zufall treiben.
Es war Hans Pieler nicht vergönnt, diese für ihn so wichtige Arbeit zu vollenden.