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The Place We Live
Robert Adams: Eden, Colorado, 1968 © Robert Adams

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The Place We Live

Retrospektive des fotografischen Werks

Exhibition: 30 Jun – 10 Nov 2013

Josef Albers Museum Quadrat Bottrop

Anni-Albers-Platz 1
46236 Bottrop

+49 (0)2041-372030


quadrat.bottrop.de

Tue-Sat 11-17, Sun 10-17

The Place We Live
Robert Adams: Colefax Avenue, Lakewood, Colorado, 1968-71 © Robert Adams

Robert Adams
The Place We Live. Retrospektive des fotografischen Werks

Eine Ausstellung der Yale University Art Gallery

Ausstellung: 30. Juni bis 29. September 2013

Der Amerikaner Robert Adams (geb. 1937 in Orange, New Jersey) gilt heute mit Lee Friedlander und Robert Frank als Klassiker der künstlerischen Fotografie der letzten Jahrzehnte. 1975 nahm er an der legendären Ausstellung New Topographics: Photographs of a Man-Altered Landscape im George Eastman House in Rochester teil. Nachdem sein bekanntestes Buch The New West im Jahre 2000 erstmals in Deutschland veröffentlicht wurde, ist sein Werk in jüngerer Zeit auch in Europa zunehmend bekannt geworden. Gleichwohl handelt es sich bei Robert Adams: The Place We Live um die erste umfassende Präsentation seiner Arbeit überhaupt. Diese Ausstellung, die mehr als 300 fotografische Originalabzüge, sowie Erstausgaben seiner insgesamt fast 40 Publikationen umfasst, wird 2013 – nach Stationen in Vancouver, Los Angeles, Denver, Madrid (Museo Reina Sofia) und Paris (Musée Jeu de Paume) auch im Bottroper Josef Albers Museum als einziger Station in Deutschland gezeigt. Robert Adams verbindet mit Josef Albers und dessen Museum in Bottrop eine lang andauernde Wertschätzung. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Yale University Art Gallery gemeinsam mit dem Künstler.

Wie kein anderer Fotograf des 20. Jahrhunderts hat sich Adams mit der Landschaft des amerikanischen Westens auseinandergesetzt. Der Westen ist bei ihm zunächst eine Region mit klaren geografischen Koordinaten – das Gebiet von den großen Ebenen über die Rocky Mountains bis zum Pazifik. Adams’ Blick ist ausdrücklich sachlich, detailliert und versucht eine genaue Bestandsaufnahme. In schwarz-weißen Fotografien, die oft mit einer großformatigen Plattenkamera aufgenommen sind, zeigt er die urbanen Zentren und ländlichen Gebiete Colorados, Kaliforniens und Oregons.

Wer die Region mit dem Fotografen besucht, erkennt die Wunden, die unsere Zivilisation der Landschaft geschlagen hat. Die Bilder zeigen die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die keine Rücksicht auf die Interessen der sozialen Gemeinschaft nimmt; sie beschreiben die Verdichtung der Population und die Zersiedelung der Landschaft durch das ungeregelte Wuchern der Städte, die nicht nur dem Menschen die Luft zum Atmen raubt, sondern auch den Lebensraum der Tiere zunehmend beschränkt; schließlich die Banalisierung unserer Lebenswelt, deren Dinge - die billigen Wohnhäuser in den Vorstädten, die Shopping Malls, Motels und ihre Werbung – eine deprimierende internationale Gleichförmigkeit erkennen lassen, die ästhetisch mehr als unbefriedigend ist. Das öffentliche Leben ist bestimmt durch eine Tyrannei des Populären. Die Prognose dieser Bilder, die der Künstler genauso in seinen Essays formuliert hat, ist skeptisch, gerade weil sie universale Gültigkeit hat. Getrieben von Eigennutz und einem unbewussten Zerstörungswillen, hat unsere Gesellschaft ihre Lebensräume seit dem beginnenden 19. Jahrhundert zunehmend ihrer Qualitäten beraubt. Die Misere, die wir verursacht haben, blickt uns nun im amerikanischen Westen als Spiegelbild an.

Doch entgegen den unübersehbaren Zeichen des Niedergangs, lassen Adams’ Fotografien genauso Momente der Hoffnung erkennen. Denn auch die Weite und Stille der amerikanischen Landschaften, die Majestät der Gebirge und die üppige Gestalt der über Jahrhunderte gewachsenen Wälder sind noch gegenwärtig. Sie halten die Erinnerung wach an das, was der Westen einst für seine frühen Siedler war: ein Reich der Freiheit, das jedem, der es betrat, Raum bot zur Entfaltung des Lebens nach seinen Vorstellungen. Dabei war die Natur nicht nur Ressource zur Erhaltung des Lebens, sondern in ihren überwältigenden Erscheinungen zugleich Vorschein einer jenseitigen Dimension.

Gegen den ersten Anschein künden Adams’ Bilder deshalb auch von der Hoffnung auf Versöhnung. In den chaotischen Szenerien der Gegenwart zeigen sich plötzlich Momente der Harmonie. Die Fotografien beschreiben, so genau wie möglich, wie der Mensch sich die Erde rücksichtslos untertan macht, und zugleich halten sie fest an dem, was Adams als das Ziel aller künstlerischen Arbeit sieht: die Schönheit des Lebens. Deren Ausdruck ist die gelungene ästhetische Form, wie sie sich etwa in einem Baum in der Landschaft, dem Flug eines Vogels und in der Erscheinung des Lichts zeigt. Sie sind die Boten dieser stillen Schönheit und eröffnen einen geistigen Raum. Robert Adams formuliert es mit Hölderlin: „Leben ist die Suche nach Form.“

The Place We Live
Robert Adams: Community Methodist Church, Bowen, Colorado, 1965 © Robert Adams

Die Ausstellung wird von der standardsetzenden Publikation: Robert Adams: The Place We Live. Eine Retrospektive seines Gesamtwerks 1964 bis 2009, Hrsg.: Yale University Art Gallery, begleitet. Das dreibändige Buch versammelt mehr als 400 Abbildungen und Essays von Joshua Chuang, Tod Papageorge, Jock Reynolds und John Szarkowski.

Darüber hinaus ist mit What Can We Believe Where? Photographs of the American West, Hrsg.: Yale University Art Gallery, eine konzentrierte und kommentierte Auswahl aus Robert Adams Schaffen erschienen. What can we believe Where? präsentiert mehr als 100 Abbildungen und Essays von Joshua Chuang, Jock Reynolds, sowie einen Beileger mit Übersetzungen der Texte und einem Essay von Heinz Liesbrock.

Die Ausstellung wird gefördert durch Evonik Industries und die Kunststiftung NRW.

The Place We Live
Robert Adams: North of Keota, Colorado, The Planes, 1965-1973 © Robert Adams