Ralph Schulz »
Rekonstruktion unbekannter Interieurs
Exhibition: 8 Mar – 6 Apr 2013
Thu 7 Mar 19:00
pavlov's dog
Greifswalder Str. 8
10405 Berlin
+49 (0)30-531 629 78
iwan@pavlovsdog.org
www.pavlovsdog.org
Thu-Sat 16-20
Ralph Schulz
Rekonstruktion unbekannter Interieurs
Ausstellung: 8. März bis 6. April 2013
Vernissage: am Donnerstag, den 7. März 2013, 19.00 Uhr
Der Müll erzählt bekanntermaßen einiges über die Menschen, die sich seiner entledigen. So betrachtet ist jeder auf der Straße aufgeschichtete Sperrmüllhaufen auch ein Speichermedium für die mannigfaltigsten Informationen über einen nicht mehr existenten Raum und über die Menschen, die diesen Raum einmal gestaltet und bewohnt haben. Diese bruchstückhaften und fragmentierten Informationen zu entschlüsseln, hat sich Ralph Schulz zur Aufgabe gemacht.
Er bringt auf der Straße vorgefundenen Sperrmüll in sein Atelier und baut dort in einem langwierigen Rekonstruktionsprozess die weggeworfenen Gegenstände wieder zu einem Raum auf, wie er vielleicht tatsächlich einmal gewesen sein könnte. Zur Rekonstruktion des jeweiligen Raums werden dabei nur die Fundstücke aus einem einzelnen Haufen verwendet. Durch Einfühlung in den vormaligen Besitzer der Dinge versucht Schulz, einen möglichst glaubwürdigen Raum zu erschaffen, der gleichwohl immer ein hypothetisches Modell bleiben muss.
Durch die fotografische Ablichtung des Raumes, die auf den bildhauerischen Prozess der Rekonstruktion folgt, erhält das Modell noch einmal eine scheinbar realistische Zusatzkomponente: denn bei der Betrachtung einer Fotografie werden immer Wahrnehmungsprozesse wirksam, die einen Wirklichkeitsbezug der Abbildung voraussetzen und somit in der Abbildung eine Wahrheit zu finden hoffen. So ist Schulz' Arbeit nicht nur eine melancholische Studie über nicht mehr vorhandene Räume, sondern gleichzeitig eine Reflexion über das Wesen der Fotografie.
Ralph Schulz (*1980) machte seinen Abschluss in Photographie mit Auszeichnung an der Folkwang Universität der Künste 2011. Er studierte bei Jörg Sasse, Jörg Eberhard und Christopher Muller. Seine Arbeiten waren unter anderem in der Städtischen Galerie Iserlohn (Märkisches Stipendium, 2012), beim Festival Voies Off 2011 des Rencontres d'Arles, Arles, Frankreich (2011), beim FILE 11th edition, festival international de linguagem eletronica, São Paulo, Brasilien (2010) und der contemporary art ruhr, Kokerei Zeche Zollverein, Essen (2008) zu sehen. 2013 wurde Ralph Schulz ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds verliehen.