Lutz Matschke »
Schaufenster Berlin
Berlin 2011 - 2013
Exhibition: 7 Jun – 4 Jul 2013
Thu 6 Jun 19:00 - 21:00
Unterwegs Antiquariat & Galerie
Torstr. 93
10119 Berlin
+49 (0)30-44056015
unterwegs@berlinbook.com
www.berlinbook.com
Tue-Fri 15-19 . Sat 12-15 +
Lutz Matschke
Schaufenster Berlin
Ausstellung: 7. Juni bis 4. Juli 2013
Eröffnung: 6. Juni, 19-21 Uhr
Der Künstler wird anwesend sein
Was ist wirklich? Was spiegelt wen? Angezogene Puppen hinter Glas. Lutz Matschke fotografierte in Berlin die Resultate einer Textilindustrie, der Modebranche, inszeniert in Schaufenstern. Das Zur-Schau-Gestellte sucht stetig unseren Blick. Wir stehen an der Seite des Fotografen und blicken von Außen. Wir behaupteten, wir wären achtlos an den Schaufenstern vorüber gegangen und ahnen doch, dass das nur die halben Wahrheit ist.
Diese Fenster sind Teil einer Stadtkultur. Sie üben ihren Einfluss aus, haben Showcharakter, sind gegebenenfalls Event. Hier wird nicht aufgeklärt; hier wird geprägt. Das Geschäft ist dabei längst gemacht.
Was wird dabei wem versprochen oder gehen wir mit dieser Frage bereits allem auf den Leim? Nicht zu übersehen: Individualisierungsverpflichtung als Chimäre eines Konsumversprechens. Die Folie: ein temporäres Ideal. Subjektivität, die ihre Zeit hat und auf der Haut getragen wird. Massenkonsum als Lieferant der Selbstinszenierung. Werbung als Verheißung, dass dies auf diesem Wege möglich sei (als schlössen sich Masse, Konsum und Subjekt nicht aus). Und schließlich: nicht selber sehen aber gesehen werden. Fassaden scheinbarer Bewegung. Moralischer Verschleiß.
So viel Haut – und dennoch entsteht keine Erotik, nichts Amouröses. Es sind Oberflächen und diese werden zu Markte getragen; sie sind glatt, steril, aseptisch. Hinter den Scheiben Atmosphären von lauwarm bis kalt.
Die Fantasie der Hersteller trifft auf die Fantasie der Werbegestalter, die nicht zwangsläufig eine freiwillige sein muss. Es wird nicht denunziert. Die Abhängigkeiten sind zu klar. Meinung ist nicht gefragt. Spannend wäre es allerdings. Alle funktionieren – und das sieht man - bis zum nächsten Mal.
Die Fotografien deuten an, dass diese Räume ein Gegenüber haben; es muss irgendwo eine Gesellschaft geben. Bestenfalls ist sie es, die diesen Stillstand aufhebt und die dem Schein ein Ende macht. Uwe Warnke (Autor, Verleger und Kurator), Mai 2013
Lutz Matschke
- geboren 1959 in Lomas de Zamora, Argentinen, lebt und arbeitet in Berlin und in Villa La Angostura, Patagonien
- Ausbildung am International Center of Photography-New York bei Nancy Davenport und bei Juan Travnik in Buenos Aires
- Ausstellungen in Berlin, Köln, Santa Fe, Buenos Aires, La Plata und Lomas de Zamora
- Sammlungen: Museum Ludwig, Köln; Wifredo Lam Center, Kuba; Museum of Modern Arts MAM, Rio de Janeiro; National Gallery MNBA Photocollection und Museum of Modern Arts MAMba, B. Aires; Privatsammlungen in den USA, Spanien, Australen, Brasilien & Argentinien