Barbara Klemm »
Fotografien 1968 - 2013
Exhibition: 16 Nov 2013 – 9 Mar 2014
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Gropius Bau
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Barbara Klemm. Fotografien
Ausstellung: 16. November 2013 bis 9. März 2014
Eröffnung:
Wie kaum eine andere deutsche Fotografin hat Barbara Klemm das Zeitgeschehen der letzten Jahrzehnte mit der Kamera begleitet. Ihre Aufnahmen zeigen Ereignisse von historischem Wert. Schlüsselbilder, die Wendepunkte und Epochen vergegenwärtigen. Für den Martin-Gropius-Bau entwickelt die renommierte Fotografin eine große retrospektive Werkschau. Arbeiten aus fünf Jahrzehnten stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie umfasst etwa 300 Exponate und stellt das gesamte Spektrum ihres Schaffens seit 1968 vor: politische Ereignisse, Studentenunruhen und Bürgerinitiativen, Szenen aus dem geteilten und aus dem wiedervereinigten Deutschland, Alltagsszenen und Straßensituationen aus allen Erdteilen, einfühlsame Portraits von Künstlern, Schriftstellern, Musikern und Menschen im Museum.
Die Tochter des Malers Fritz Klemm ist 1939 in Münster geboren, wuchs in Karlsruhe auf und erhielt dort ihre Fotografieausbildung. Von 1959 bis 2004 arbeitete sie für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, seit 1970 als Redaktionsfotografin mit den Schwerpunkten Politik und Feuilleton. Ihr erstes politisches Großereignis waren die Ostvertragsverhandlungen zwischen Breschnew und Brandt. Das Foto mit dem unspektakulären Titel „Leonid Breschnew, Willy Brandt, Bonn 1973“ ging um die Welt. Scheinbar unbeobachtet verhandeln Breschnew und Brandt umgeben von Übersetzern und Beratern. Die Kamera wird nicht wahrgenommen. Klemm hält einen intimen Moment fest, der wie kaum ein anderer sinnbildlich für die Ostverträge und die gesamte politische Entwicklung der 1970er stand. Die Augenblicksaufnahme besticht durch ihre Lebendigkeit, ihren überraschenden Moment und ihre formale und kompositorische Ausgewogenheit.
Klemm versteht es auf einzigartige Weise, Bildausschnitt und Bildinhalt mit formalen Kriterien wie Struktur, Bildkomposition und Perspektive zu verknüpfen. Ihre Arbeiten sind meist neutral mit Namen, Ort und der Jahreszahl betitelt. Ein Zeichen, dass sie sich als übergeordnete, neutrale Beobachterin sieht.
Von 1952 bis 1999 erschien die legendäre Tiefdruckbeilage der FAZ, ein Magazin, das immer samstags unter dem Titel „Bilder und Zeiten“ erschien, oft mit Titelaufnahmen von Barbara Klemm. In der Ausstellung werden circa 70 thematisch sortierte Beilagen zu sehen sein. Sie dokumentieren ein Stück Zeitungsgeschichte.
Barbara Klemm zählt aber nicht nur zu den bedeutenden Pressefotografen im Nachkriegsdeutschland, sie gehört auch zu den wenigen Vertretern ihres Metiers, die aus dem Fotojournalismus eine eigene Kunst entwickelt haben. Ihre konsequent in Schwarz-Weiß realisierten Bilder sind weit mehr als für den Tag gemacht. Es sind Aufnahmen mit Gespür für das Wesentliche, die zu den Ikonen der Zeitgeschichte werden. Dabei gilt ihr Interesse nicht der Sensation, vielmehr zeichnet sich ihr Werk gerade durch Respekt und Diskretion, durch Anteilnahme und ein untrügliches Gespür für den ausdrucksstärksten Moment aus.
Barbara Klemm ist neugierig - vor allem auf Menschen. Ihnen gilt ihr Interesse. Ob in den Reportagebildern, denen man nur deshalb nicht ansieht, dass sie Portraits sind, weil man die abgebildeten Personen nicht kennt oder in den vielen Künstlerportraits, denen sie sich in den 1980er Jahren widmet. Es sind Aufnahmen, die Distanz zeigen und gleichzeitig Einstellung, Werk und Charakter des Künstlers durchschimmern lassen. Barbara Klemm hat berühmte Personen der Kunstwelt fotografiert, darunter Janis Joplin, Mick Jagger, Andy Warhol, Neo Rauch, Gerhard Richter, Richard Serra, Friedrich Dürrenmatt, Thomas Bernhard, Herta Müller und Joseph Beuys.
Ihn hat sie im Landesmuseum Darmstadt fotografiert und im Martin-Gropius-Bau 1982 beim Aufbau seiner legendären Arbeit mit dem Titel „Hirschdenkmäler“ im Rahmen der Ausstellung „Zeitgeist“. Es ist ein stiller und dennoch energiegeladener Moment, den sie eingefangen hat: die Ruhe vor dem „Blitzschlag“. Diesen Augenblick zu erkennen, ist die große Kunst der Barbara Klemm.