Edward B. Gordon »
Betrachtungen eines Außenseiters
Exhibition: 28 Jun – 27 Jul 2013
Thu 27 Jun 19:00
pavlov's dog
Greifswalder Str. 8
10405 Berlin
+49 (0)30-531 629 78
iwan@pavlovsdog.org
www.pavlovsdog.org
Thu-Sat 16-20
Edward B. Gordon
Betrachtungen eines Außenseiters
Ausstellung: 28. Juni bis 27. Juli 2013
Eröffnung: Donnerstag, den 27. Juni 2013, 19.00 Uhr
Wie die Höhlenbilder verschiedenster prähistorischer Kulturen bezeugen, ist es ein tief im Wesen des Menschen verwurzeltes Bedürfnis, die in drei Dimensionen angeschaute Welt auf einer zweidimensionalen Fläche abzubilden. Trotz immer neuer Stile und Techniken war diese Form der Repräsentation der Wirklichkeit über Jahrtausende hinweg das Privileg der Malerei, welches erst durch die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert gebrochen wurde. Das Aufkommen der Fotografie wurde von den Malern jener Zeit zunächst vor allem als Konkurrenz oder gar Bedrohung wahrgenommen, wirkte aber gleichzeitig befreiend auf die Malkunst, weil sie vom Streben nach möglichst exakter Ähnlichkeit zum abgebildeten Objekt entbunden war - das konnte die Fotografie ohnehin besser. So wurde die weitere Entwicklung der Malerei hin zur Abstraktion durch die Fotografie erst ermöglicht.
Es wäre aber falsch, zu glauben, Fotografie und Malerei wären fortan in streng abgegrenzten Wirkungsbereichen gefangen und voneinander völlig separiert gewesen. Ganz im Gegenteil ist die Geschichte dieser beiden Künste auch eine Geschichte der kontinuierlichen gegenseitigen Beeinflussung und Befruchtung. Daher ist es nur konsequent, dass mit Edward B. Gordon erstmals kein Fotograf sondern ein Maler bei pavlov's dog seine Werke präsentiert. Der Titel der Ausstellung - "Betrachtungen eines Außenseiters" - ist mehrdeutig: Einerseits verweist er auf den Umstand, dass hier ein Maler in einer eigentlich der Fotografie gewidmeten Galerie ausstellt. Andererseits nimmt Edward B. Gordon auch innerhalb der Kunstszene die Position eines Außenseiters ein. Als er sich in den achtziger Jahren der Malerei zuwandte, dominierte das abstrakte Malen die Szene, er aber wollte von Beginn an gegenständlich malen. Die Wahl des richtigen Ausschnitts, der Aufbau und die Komposition eines Bildes waren deshalb Dinge, die er eher von der Fotografie lernte. Zu dieser fühlt er daher eine große Nähe, ohne jedoch im eigentlichen Sinne fotorealistisch zu arbeiten.
Auch Gordons Produktionsweise ist ungewöhnlich: Seit nunmehr sieben Jahren malt er jeden Tag ein 15 x 15cm großes Ölbild. Etüden nennt er diese Tagesbilder, deren Motive er ähnlich wie ein Street Photographer auf ausgedehnten Gängen durch die Stadt aufschnappt und dann zuhause im Atelier auf die Leinwand bringt. Als Grundlage der Bilder dienen allerdings nicht Fotos, sondern unterwegs angefertigte Skizzen.
Der Blick des Außenseiters ist immer klar und unverstellt, er nimmt mehr wahr, sieht mehr Details, als der im Tunnelblick gefangene Insider. Von diesem Außenseiterstandpunkt aus blickt Edward B. Gordon auf die Welt, die er in immer neuen Ausschnitten auf seine Bilder überträgt. Dem Betrachter zeigen sie die täglich angeschaute und daher kaum noch bewusst wahrgenommene Welt in einem neuen Licht, und regen ihn gleichzeitig an zum Nachdenken über das Wesen von Malerei und Fotografie, und über das komplexe Verhältnis der beiden Künste zueinander. (Andreas Wolf)
Edward B. Gordon, 1966 in Hannover geboren, lebt als freischaffender Maler in Berlin und London. Sein Blog - a painting a day - genießt Kultstatus.