Ara Güler »
Das Licht von Istanbul
Exhibition: 19 Sep – 18 Dec 2013
Galerie Hilaneh von Kories
10823 Berlin
mail@galeriehilanehvonkories.de
www.galeriehilanehvonkories.de
Das Licht von Istanbul
Ara Güler 1950 – 1970
Galerie Hilaneh von Kories
Ausstellung: 19. September – 18. Dezember 2013
Vom 19.09. bis zum 18.12. 2013 präsentiert die Hamburger Galerie Hilaneh von Kories Arbeiten des bedeutendsten Fotografen der Türkei. Sein Name und sein Werk sind legendär; im Laufe eines halben Jahrhunderts hat Ara Güler, der kürzlich seinen 85. Geburtstag feiern konnte, zahlreiche Ehrentitel erhalten: Fotograf des Jahrhunderts, Dokumentar des Wahren, Visueller Historiker, doch am besten charakterisiert ihn die Auszeichnung er sei das Auge Istanbuls.
Denn wie kein anderer hat er seit den fünfziger Jahren das lebendige Straßenleben, den Trubel der Großstadt und das Alltagsleben der Bewohner festgehalten. Seine Bilder sind angefüllt mit Impressionen der Gehsteige, Läden und dem Gewirr der Straßen, vom Verkehr der Pferdewagen, den Bussen und Taxis.
Die besondere Atmosphäre Istanbuls ist eine Symphonie aus Häusern, Brücken, aber auch Schiffen und Wolken, die aus der Enge der Straßen den Blick in die Ferne lenken. Bei allen Momenten des Alltags, ob fröhlich oder trübe, ausgelassen oder melancholisch, stehen immer die Menschen im Mittelpunkt. Mit seiner Beobachtungsgabe, seiner Neugier und Beharrlichkeit hat er maßgeblich die türkische Fotografie geprägt.
Längst ist Güler ein Chronist der Veränderungen geworden, denn wie kaum eine andere Großstadt befindet sich Istanbul in einem fortwährenden rasanten Veränderungsprozess. Umso schmerzlicher dokumentieren daher seine Aufnahmen den Verlust von gewachsener Architektur und traditionellen Lebensformen. Fragt man den Fotografen selbst, was von dem „alten“ Istanbul noch erhalten ist, so ist seine Antwort eindeutig: „Nichts“, denn er „habe nicht das alte Istanbul, sondern das verlorene Istanbul fotografiert.“ Die alte Galatabrücke ist längst durch einen Neubau ersetzt, die alten Holzhäuser werden immer seltener und auch die Fischer am Bosporus sind längst verschwunden. Doch in den Aufnahmen von Ara Güler gibt es dies alles noch. „Istanbul ist meine Stadt. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Ich bin noch immer da,“ so der Fotograf.
Im Stadtteil Taksim, auf der von Bosporus und Goldenem Horn gefassten Stadtspitze, wurde Güler 1928 als Sohn eines angesehenen Apothekers geboren.
Das mehrstöckige Elternhaus im Stadtviertel Beyo?lu wird noch immer von Güler bewohnt und ist längst zu einem ganz persönlichen Museum angewachsen. Nach einer Schauspielausbildung und dem Studium der Wirtschaftswissenschaft entschied sich Güler für eine Karriere als Bildjournalist. Er begann als Autodidakt, war allerdings nach ersten Arbeiten für Istanbuler Zeitungen schnell international gefragt. Mitte der fünfziger Jahre lernte er über Marc Riboud in Paris auch Henri Cartier-Bresson kennen und gelangte in den elitären Kreis der Fotografenagentur Magnum. Obwohl er nie Vollmitglied der Agentur wurde, ist er der Agentur bis heute eng verbunden. Güler fotografierte in der ganzen Welt, gestaltete Reportage und Auftragsarbeiten für die wichtigsten internationalen Magazine, doch Istanbul blieb sein unerschöpfliches Reservoir für immer neue Bildentdeckungen und so wurde er zum Auge Istanbuls.
„Ara Gülers Fotografien sind mustergültige poetische Dokumente dafür, wie Mensch und Stadtbild, Macht der Vergangenheit und Zufälligkeit des Tages Teile ein und desselben schwarzweißen Gewebes und des gleichen verwirrenden Ganzen sind,“ so der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk. Er konstatiert, dass Güler nicht einfach „nur das Sichtbare der Istanbuler Straßen fotografiert, sondern ihre Seele.“
Aus dem unüberschaubaren riesigen Werk Gülers, von ihm selbst ganz bescheiden als „Archiv“ bezeichnet, kann nun durch die Vermittlung des Filmemachers und Fotografen Erdal Bulduns die besondere Auswahl von 44 Fotografien erstmals in Hamburg gezeigt werden. In der Präsentation in der Galerie Hilaneh von Kories sind neben berühmten Bild-Klassikern auch unbekanntere Motive Gülers zu entdecken.
Ergänzt wird diese Präsentation durch Erdal Bulduns Film „Der Fotograf Istanbuls – Ara Güler“ (1998) sowie durch dessen eigene Fotografien unter dem Titel „colours of memory“.
ARA GÜLER wurde am 16.08.1928 in eine wohlhabende, kunst- und kulturinteressierte Familie geboren. Schon in der Schulzeit begann er sich für den Film und das Theater zu interessieren.1948 erwarb er seine erste Kamera, eine 6x6 Rolleicord 2, später sollte eine Leica sein unverzichtbares Arbeitsinstrument werden. Er studierte an der Istanbuler Universität Wirtschaftswissenschaften, ging nach seinem Militärdienst zur Zeitschrift „Yeni Hayat“ und arbeitete dort bis 1961 als Leiter der fotografischen Abteilung. Ab 1956 wurde er Pressefotograf für Time-Life und ab 1958 entstanden Reportagen u.a. für Paris-Match und Stern. Zahlreiche Ausstellungen und Ehrungen folgten; Güler ist in den renommiertesten fotografischen Museumssammlungen vertreten und er hat mehr als dreißig Bildbände veröffentlicht.
Erdal Buldun wurde 1964 in der Türkei in Izmir geboren und lebt seit 1980 in Deutschland. Nach seinem Studium an der Fachhochschule München absolvierte er eine Ausbildung als Videografiker bei Arri TV München und produzierte in der Folge zahlreicher Kurzfilme, Kulturfeatures und Dokumentarfilme. Seine Arbeiten als freier Fotograf werden in zahlreichen Magazinen veröffentlicht. 2011 erschien der Bildband „colours of memory“.
Publikationen zur Ausstellung:
Ara Güler
„ISTANBUL“, Orhan Pamuk, Gebundene Ausgabe, DuMont Buchverlag, 2012, Preis 34,95 Euro, ISBN 978-3-8321-9292-1
Erdal Buldun
„colors of memory“, Gebundene Ausgabe, edition m, 2010, Preis 30 Euro, ISBN 978-3-9812695-2-9