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Eine Spurensuche im Bergell
Selbst-Porträt Andrea Garbald © Adrian Zschokke

Andrea Garbald »

Eine Spurensuche im Bergell

Film von Peter Spring und Adrian Zschokke, Schweiz 2013

TV:

Sat 5 Oct 22:45 - 23:35

3sat . TV


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Er machte eines berühmtesten Bilder der Künstlerfamilie Giacometti, sein Name hingegen war lange vergessen: Andrea Garbald (1877-1958), der als Auftragsfotograf im Schweizer Bergell wirkte - und dessen künstlerisches Werk jetzt erst entdeckt wird.
Andrea Garbald, erster Fotograf des Bergells, porträtierte sein Tal und die Bewohner: Einer davon hieß Alberto Giacometti.

Andrea Garbald hat das wohl berühmteste Familienportrait der Giacomettis geschossen. Ein guter Startschuss für eine große Karriere, doch jahrzehntelang blieb unerwähnt, wer der Fotograf war. So ging der erste Bergeller Fotograf beinahe vergessen. Doch sein Werk ist zu bedeutend. Er ist ein wichtiger Chronist des Bergells.

Es ist der 5. August 1911, ein schöner Sommertag im Bergell. Die Künstlerfamilie Giacometti wandert von ihrem Haus in Stampa nach Soglio. Mutter Annetta Giacometti feiert ihren 40. Geburtstag. Bei der Rast im Garten des Hotels Salis wartet ein kleiner Mann mit Brille und wirren Haaren, der Bergeller Fotograf Andrea Garbald. Ein kunstvoll arrangiertes Gruppenbild entsteht, das wohl berühmteste Bild der Künstlerfamilie Giacometti. Aus dem Lockenkopf Alberto wurde einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts, Andrea Garbald, der Fotograf, ist so gut wie vergessen.

Andrea Garbald, 1877 in Castasegna als Sohn des Zollinspektors Agostino Garbald und der Schriftstellerin Silvia Andrea geboren, ist der erste Bildchronist des Bergells.

Von 1900 bis zu seinem Tod im Jahre 1958 machte er Hunderte von Aufnahmen. Auftragsbilder für Passfotos, Familienfeiern, Hochzeiten, aber auch Bilder von öffentlichen Anlässen, Theateraufführungen, Landschaftsbilder, Stillleben, Brauchtum, alles was ihm vor die riesige hölzerne Fotokamera kam, wurde dokumentiert.


Zu seinen Lebzeiten kannte ihn jeder im Tal. "Andrein", wie ihn alle nannten, war eine auffällige Erscheinung: klein, scheu, höflich, mit wirren Haaren und Nickelbrille, mit seiner Kamera und dem schwarzen Tuch, hinter dem er sich für die Aufnahmen verbarg. Mit seinem Brillengeschäft, das er in der väterlichen Villa führte und mit seinen Filmvorführungen im Hotel Bregaglia in Promontogno.

Ein Tal-Original, oft verspottet, aber doch liebevoll geduldet. Ein hochintelligenter Einzelgänger, der nach dem Tod seiner Mutter und der Schwester immer mehr vereinsamte, sich mit seinen vielen Katzen ins Haus zurückzog und dort als bekehrter Buddhist Sanskrit studierte.

Er starb einsam und verwahrlost. Seine künstlerische Hinterlassenschaft ging vergessen. Eine letztlich gescheiterte Existenz. Im Gegensatz zu Alberto Giacometti, der das, was er selber als ständiges Scheitern empfand, zu Kunst von Weltgeltung machte.

Jahre nach seinem Tod wird der fotografische Nachlass von Andrea Garbald aufgearbeitet. Eine späte Würdigung an einen der wichtigsten Fotografen des Bergells.

Die beiden Filmer haben auch Plätze besucht, die Andrea Garbald vor 70, 80 oder 100 Jahren fotografiert hat und stellen die Schwarz-Weiß-Aufnahmen dem farbigen Heute gegenüber. Entstanden ist so eine zarte Biografie eines beinah vergessenen Fotografen und gleichzeitig ein wunderbares Porträt eines Tales, das sich als eigentliche Kultur-Fundgrube erweist.