Louis Faurer
"so intelligent and so angry"

Ausstellung: 7. November 2013 bis 18. Januar 2014
Vernissage: 7. November 2013, ab 18 Uhr

Einführung: Walter Keller

Die gallery focus21 zeigt die meisterhaften, leider zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Fotografien von Louis Faurer. 1916 in Philadelphia geboren, mit polnisch-russischem Migrationshintergrund, kaufte sich Faurer bereits 1937 seine erste 35mm Kodak Vollenda Kamera. Bereits kurz nach seinem Erwerb gewann er mit dem Bild «Happy» den ersten Preis eines wöchentlichen Fotowettbewerbs.

Walter Hopps und John Gossage organisierten 1981 in der Art Gallery, University of Maryland, eine Einzelausstellung mit Faurers Werken. Walter Hopps war es auch, der Faurer mit Pablo Picasso verglich. Faurers Aufnahmen zeigen Menschen mitten in einer intimen Diskussion, beim Flanieren oder im Gedränge und Getümmel der Grossstadt New York. Er erkennt schon früh – obschon er nie Fotografie studierte, stattdessen einen Fotografie Grundkurs während der Army besuchte – eine Spannung zwischen körperlicher Intimität und psychologischer Distanz zu erzeugen. Seine Affinität zur Fotografie steigt im täglichen und nächtlichen Umgang mit der Kamera – beim Schlendern durch Philadelphias Strassen und ab 1951 am New Yorker Time Square. Das Leben in New York ist es, das ihn seine eigene, originelle Bildsprache entwickeln lässt. Die Energie der Bilder gründet auf Schnittstellen von Gewöhnlichem und Merkwürdigem: Faurers Blick konzentriert sich auf Zwischenräume von sich annähernden Personen, darauf, wie sich Personen auf Gehwegen aneinander vorbei schlängeln und auf das gleichzeitige Wahrnehmen des Innen und Außen eines Busses oder Geschäfts. Faurers New York ist eine Stadt von Hotels, Kinos, Verkehr, Lärm, Jazz, Schönheiten, Country Boys, Witwen, Provinzlern, Bettlern, Touristen, Strümpfen, Hüten, Gangster, Oldtimers, Zirkus Leuten und zig Nachtlokalen.

Faurer kennzeichnet einen Stil von Klarheit und Kontrolle – er definiert das Ereignis ohne gekünstelte Sentimentalität. Seine Fotografien oszillieren zwischen Flüchtigkeit und Vergänglichkeit. Faurers Kompositionen sind durchdacht – er überlässt nichts dem Zufall, sondern isoliert und prägt den einen, unwiederholbaren Moment, und lässt am Schluss das Bild für sich sprechen. Der Fotograf Elliott Erwitt sagte einmal, Faurer fotografiere Leute, die attraktiv seien, aber geschädigt. Faurer selbst kommentierte seine Werke nur selten und mochte keine Interviews.

Um Geld zu verdienen arbeitete Louis Faurer ab 1947 als Fashion Fotograf bei Junior Bazaar später auch für Flair, Glamour, Charm and Seventeen. Einer seiner Arbeitskollegen, Ted Corner, beschrieb ihn als zu erwartungsvoll und zu exzentrisch für die Redaktionswelt. Wirklich ernst nahm Faurer seine jüngsten Arbeiten als Fashionfotograf nicht. Robert Frank, sein engster Freund und Arbeitskollege, mit dem er die Verachtung gegenüber den meisten Mitarbeitern bei Junior Bazaar teilen konnte, wusste um seine Intelligenz: Faurers Zorn auf seine Zeit zeigt seine Leidenschaft für die Welt. Und dennoch nutzte er die Kamera weder als Mittel um gegen soziale Missstände anzukämpfen, noch hatte er den Anspruch mit seiner Kunst die Welt zu verändern. Er selbst sagte einmal: «…through photography, to understand the changing patterns of human behavior, to penetrate the barriers of communication and transform adversity into victories of love and hope.»

Faurer zeigt Menschen ein bisschen anders, ohne sie zu verurteilen oder gar zu bestrafen. Er schaut den Menschen zu und beobachtet, wie sie sich bewegen – er lebt und wirkt mit der Straße.

Die ausgestellten Photographien sind Leihgaben des Fine Art Invest Fund (www.FAIF.ch ).