Kai-Olaf Hesse »
Dresden suite
Dresdner Stipendium für Fotografie 2012
Exhibition: 20 Sep 2013 – 12 Jan 2014
Technische Sammlungen der Stadt Dresden
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
Tue-Fri 9-17 . Sat,Sun 10-18
Technische Sammlungen Dresden
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
+49 (0)351-4887201
Tue-Fri 9-17 . Sat+Sun 10-18
Die Ausstellung „Dresden suite“ stellt Ergebnisse des 3. Fotografiestipendiums der Dresdner Stiftung Kunst & Kultur der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vor.
Kai-Olaf Hesse (1966) versteht den städtischen Raum als komplexes Zeichensystem geschichtlicher, kultureller und mentaler Bilder. In seinen Fotografien, die den Menschen aussparen, wechseln sich topografische Motive mit solchen ab, die intuitiv bestimmt, im Detail und in Oberflächenstrukturen das Besondere des Ortes zu ergründen versuchen. Dabei tritt oft Rätselhaftes zutage: Die Stadt zeigt und verbirgt sich zugleich im fotografischen Bild von ihr.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 24 Seiten, 4€ (ISBN 978-3-941843-17-2).
Rolf Sachsse:
"Kai-Olaf Hesse ist ein hinreißender Buchgestalter, einer der besten in Deutschland. Vor allem Fotobücher hat er entworfen, ein Genre, das zunehmend zum zweiten Träger der Kunst wird neben dem Fine Art Print. Gelegentlich gerät dabei aus dem Blick, dass er zuvörderst ein sehr guter Fotograf ist. Kein Wunder, dass er dann am besten ist, wenn er beides tut: eine Bilderzählung planen, ausführen und diese dann in einem Buch bestmöglich vor Augen zu bringen. Drei Monate lang konnte er mit einem Stipendium die Stadt Dresden durchstreifen, und was er an Bildern dabei auf- wie mitnahm, erinnert fotografisch an Nathan Lyons‘ wunderbare Notations In Passing und literarisch – nicht wirklich an Uwe Tellkamps Turm. Mit diesem Autor teil er zwar die Detailtreue, nicht aber das Pathos, ganz im Gegenteil: Besser kann man eine überbelichtete Stadt wie Dresden gar nicht dekonstruieren. Doch doch: Es gibt nahezu alle originalen Denkmäler der Stadt, vom Zwinger über Semperoper, Yenidze-Moschee und Stadtschloß zur Brühl’schen Terasse über das Blaue Wunder bis zum Weißen Hirsch, nur sind sie manchmal etwas in den Hintergrund geraten. Die meisten Bilder sind aus gutem Grund im alten Hochformat der analogen Kunst- und Pressefotografie, wenige Ausnahmen verstärken nur deren Wirkung. Denn Hochformate regen auf, weil der Mensch breite Horizonte gewohnt ist, aber seit seiner Zeit als Savannenläufer über senkrechte Hindernisse stolpert. Und Stolpern ist das Unglück des Flaneurs, dabei nimmt er auf, was seinen Gang beeinträchtigte – eine bessere Metapher für das fotografische Arbeiten gibt es nicht, gerade bei der Betrachtung des Werks von Kai-Olaf Hesse.
Selbstverständlich steht der Fotograf in einer langen Tradition, und ein so kluger Kenner der Geschichte wie Kai-Olaf Hesse ist sich dessen bewusst: Schon Albert Renger-Patzsch hatte bei seinem Buch für die deutschen Lehrer und ihr Treffen in Dresden 1928 keine Lust auf die bloße Ablichtung der touristischen Hotspots; ihm waren die gekurvten Treppenstufen des Hochbarock wichtiger als jede Fassade. So zitiert Kai-Olaf Hesse nun auch Werner Wunderlichs wunderbare Aluminium-Prismen als Teile eines abgerissenen Kaufhauses, sichtbar nun als Nachbauten die alte Konsum-Pracht simulierend. Wer lange genug sucht, findet in jedem Bild eine Tarantino gleiche Annäherung an die ostdeutsche Fotogeschichte, aber eben auch – wie bei jenem Regisseur – eine absolut eigenständige Bearbeitung. Eine Aufnahme des kommenden Fotobuchs von Kai-Olaf Hesse in ein späteres Buch der Bücher ist also sicher – wenn es denn, so hoffen wir alle, erscheint."