Arne Meister »
ein/aus Sicht Ich
Exhibition: 29 Nov 2013 – 4 Jan 2014
Thu 28 Nov 19:00 - 21:00
Galerie für Moderne Fotografie
Schröderstr. 13
10115 Berlin
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+49 (0)30-23456770
mail@galeriefuermodernefotografie.com
www.galeriefuermodernefotografie.com
Thu-Sat 12-18 +
Arne Meister
ein/aus
Sicht
Ich
Ausstellung. 29.11.2013 bis 04.01.2014
Eröffnung: 28.11.2013
Sprechen wir von der Fotografie, so sprechen wir vom Phänomen des Sehens. Der von der amerikanischen Essayistin Susan Sontag beschriebene „Heroismus des Sehens“ beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Fotografen, sondern weitet sich zu gleichen Teilen auf den Betrachter aus. So wie der Fotograf auf einen visuellen Spürsinn angewiesen ist, ist auch für die Wahrnehmung einer Fotografie eine intensive, aufmerksame Betrachtung essentiell. Dem Fotografen fällt es zu, diese Aufmerksamkeit zu lenken. Dabei ist Verstehen nötig und Missverstehen möglich. Arne Meisters Fotografien verdanken ihre Entstehung dem Willen und Vermögen des Fotografen, seine Aufmerksamkeit jenen Objekten zu widmen, die eine solche Zuwendung kaum mehr zu verdienen scheinen. Für das vorliegende Projekt durchstreifte er
stillgelegte Bunker, Abrisshalden und Ruinen. So findet Arne Meister seine Motive inmitten jener abgelegenen wie abgelegten, dysfunktionalen Orte, die am Rande unserer Lebenswelt verrotten. Das Betreten solcher Plätze gilt dem Fotografen gleichsam als symbolische Übertretung der von den eigenen Ängsten hervorgebrachten Grenzen. Gleichwohl gelingt es ihm, das Sehen in ein Entdecken zu überführen, in ein Forschen. Er findet das Schöne innerhalb des Verwahrlosten und ist versucht, es mit Hilfe des fotografischen Bildes sowohl zu isolieren als auch zu konservieren.
Die Realisierung dieses Vorhabens bleibt nicht unbeeinflusst von Inspirationen und Ideen, die den Künstler selbst geprägt haben. So separiert Arne Meister, der Tradition von Fotografen wie Paul Strand und Edward Weston folgend, mit Hilfe von Nahaufnahme und Segmentierung. Im Zuge der Herauslösung des Sujets wird der figurative Charakter der Motive dem Verfall preisgegeben, er zerfällt ähnlich der verwitternden, endlichen Architektur, die Arne Meister mit dem fotografischen Sucher abtastet. Bruchstücke sterbender Welten erstarken auf diese Weise zu eigenständigen, ästhetischen Momenten. In diesem Pendeln zwischen Formverlust und Formerhalt korrespondieren Arne Meisters Fotografien mit der Art Informel der europäischen Nachkriegszeit und den Werken des amerikanischen Expressionismus.
Sie zielen dabei nicht nur darauf ab, konventionelle Sehgewohnheiten aufzubrechen. Vielmehr schafft Arne Meister großformatige Visualisierungen, deren Interpretation und Zuordnung als weitgehend willkürlich gelten darf. Die heimatlos gewordenen Versatzstücke ehemals evidenter Lebenswirklichkeit sind einer neuen Deutung zugänglich. Abstraktion und ausbleibende Erläuterungen erschweren eindeutige Zuordnungen, das Missverständnis gerät zur Notwendigkeit. Die Ausräumung von Gewissheiten ist dabei eine grundlegende Intention Arne Meisters. An dieser Stelle tritt die Frage „Was wurde fotografiert?“ hinter die Frage „Was wird gesehen?“ zurück.