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„Silence #1, # 2 - The Japanese Series“
Gerald Christ: silence #1 - tokyo, japan / 2009–11
später abend / print auf büttenpapier, 2010 / 136 x 106 cm

Gerald Christ »

„Silence #1, # 2 - The Japanese Series“

Künstlerführung:

Tue 26 Nov 18:00

Japanisch Deutsches Zentrum Berlin

Saargemünder Str. 2
14195 Berlin

Japanisch-Deutsches Zentrum

Saargemünder Str. 2
14195 Berlin

+49 (0)30-839070


www.jdzb.de

Mon-Thu 13-20, Fri 13-15:30

Lärm, Hektik und Menschenmassen, die sich in den U-Bahnen und durch Straßen drängen. Bilder und Assoziationen, die so oder so ähnlich über die Millionen-Metropole Tôkyô vorherrschen dürften.

Diesen Klischeevorstellungen treten die Fotografien von Gerald CHRIST entgegen: Seine großdimensionierten Portraits entführen den Betrachter in eine scheinbar entrückte, geborgene Parallelwelt der Stille. Die Aufnahmen der Stadt richten unseren Blick auf seltsam leere öffentliche Räume; aufgeräumt und scheinbar klar strukturiert, regen die Bilder zum Nachdenken an oder verleiten zum Schmunzeln.

Woran denken wir bei der »Stille«? Ist es eher ein Ort der Einsamkeit, weit weg von unserem lauten Alltag? Oder befinden sich unsere Gedanken eher in einem Zustand, der auch die Ruhe erfahrbar macht. Beides hat eine Gemeinsamkeit, den Rückzug.

Die in dieser Ausstellung zusammengeführten Werkgruppen untersuchen gleichzeitig Innen- und Außenwelten. Es sind stille Momente die der Fotograf Gerald Christ mit seiner Kamera festhält und dokumentiert. Walter Benjamin schreibt in seinem Essay »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner Reproduzierbarkeit« über die Kamera als ein ideales Medium, mit dem bestimmte städtische Räume nicht nur festgehalten werden sondern die Welt auch durch den Auslöser verlangsamt wird.

Von diesen Momenten des Anhaltens und Auslösens erzählen die Arbeiten von Gerald Christ. Er bedient sich dabei einer fotografischen Bildsprache, die uns aus der Straßenfotografie vertraut ist, ein Genre welches vor allem mit der amerikanischen Nachkriegsfotografie bekannt geworden ist. Wir denken an Garry Winogrand, Robert Frank, Lee Friedländer oder auch Diane Airbus. Meistens werden anonyme Personen in Außensituationen gezeigt, aber auch menschenleere Straßenkreuzungen und Plätze. Der urbane Raum dient als Kulisse, um unterschiedliche Alltagsthemen zu untersuchen. Heute wird die Straßenfotografie neu »gestaltet«. Mit dem Zufallsmoment wird eine bewußtere Bedeutung beabsichtigt.

Gerald Christ nimmt uns mit an diese Orte und richtet seinen zufälligen Blick auf einzelne alltägliche und auch immer wiederkehrende ritualisierte öffentliche Situationen, welche sich unserer allgemeinen Wahrnehmung entziehen. Er verbindet die für die Straßenfotografie typischen Situationen des Augenblicks mit einer außergewöhnlichen Stimmung, welche über den Moment den wir sehen, hinausgeht.  Es findet eine Verschiebung von Objekt und Subjekt statt.

Die stillen Bilder wirken auf den Betrachter wie angehaltene Filmsequenzen in denen etwas geschehen ist oder noch bevorsteht. Reale Situationen werden nicht nur zu surrealen Szenerien sondern erzeugen auch Traumbilder. Dabei kombiniert der Fotograf in seinen nicht geplanten und nicht inszenierten Fotografien auf eine poetische und metaphorische Weise Personen, Landschaften, Situationen und architektonischen Darstellungen miteinander. (Harald Theiss, Kunsthistoriker und Kurator)