Unbeugsam und ungebändigt
Dokumentarische Fotografie um 1979
Robert Adams » David Bennett » Joachim Brohm » David Goldblatt » Candida Höfer » Miyako Ishiuchi » Sanja Iveković » Ute Klophaus » Karl C. Kugel » Boris Mikhailov » Gabriele & Helmut Nothhelfer » Thomas Ruff » Raghubir Singh » & others
Exhibition: 28 Jun – 5 Oct 2014
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
+49 (0)221-22126165
info@museum-ludwig.de
www.museum-ludwig.de
Tue-Sun 10-18
"Unbeugsam und ungebändigt: Dokumentarische Fotografie um 1979"
Ausstellung: 28. Juni – 5. Oktober 2014
Kuratorin: Barbara Engelbach
Mit zwei Ausstellungen rückt das Museum Ludwig im Juni 2014 seine reiche Sammlung von Fotografien in den Mittelpunkt. Die Ausstellungen nähern sich der Sammlung aus zwei zeitlichen Perspektiven: Zum einen die Anfänge der Fotografie, als Erich Stenger dem technischen Medium ein eigenes Museum widmen wollte. Zum anderen die 1970er Jahre, als Fotografie als Kunst und als theoretisches Objekt entdeckt wurde.
Roland Barthes unterschied im Jahr 1979 in seiner Schrift „Die helle Kammer“ zwei Umgangsweisen mit der Fotografie – ihre Zähmung durch ästhetische Kategorien wie Autorschaft, Oeuvre und Genre oder das Zulassen ihrer Verrücktheit, das in dem „Erwachen der unbeugsamen Realität“ in der Fotografie begründet liege. Etwa zwanzig Jahre später zeigten die documenta 10 und documenta 11 1997 und 2001, dass die zweifache Betrachtung der Fotografie als Kunst und als Abbild der Wirklichkeit sich nicht widersprechen muss. Im Gegenteil – nach Okwui Enwezor ist gerade die Fotografie als Dokument dazu in der Lage, Ästhetik und Ethik in ein neues Verhältnis zueinander zu setzen. Heute – 35 Jahre nach Erscheinen von Barthes’ Essay „Die helle Kammer“ – zeigt die Ausstellung Unbeugsam und ungebändigt dokumentarische Fotografien, die um 1979 entstanden sind, um sie auf ihre ästhetischen und ethischen, performativen und politischen Bezüge zur „unbeugsamen Realität“ zu befragen.
Mit den Jahren um 1979 verbindet sich vor allem die Zeit umfassender gesellschaftlicher Umbrüche und Krisen, die das Dokumentarische zu einer künstlerisch wichtigen Haltung machte. Die Künstler und Fotografen beobachteten und dokumentierten den globalen Wandel über längere Zeiträume in der Regel dort, wo sie lebten. Zum Teil entstanden große Fotokonvolute. Daher steht in der Ausstellung nicht das Einzelbild im Mittelpunkt. Vielmehr sind aus der Sammlung von 15 Fotografen und Künstlern je eine Fotoserie ausgewählt worden, erweitert um Leihgaben, die exemplarisch die Sammlung ergänzen. Die dokumentarische Haltung ist nicht in den Fotografien allein, sondern auch in ihrem Gebrauch zu entdecken. Fünf Fragen werden daher in der Ausstellung an jede Fotoserie gerichtet: Wer hat die Aufnahmen gemacht, wann und wo, in wessen Auftrag, an wen sind sie adressiert, wo und wie wurden sie erstmals veröffentlicht? Und welche Möglichkeiten der Annäherung an Fotografie können in der Gegenwart bestimmt werden?
Dr. Barbara Engelbach betreut als Kuratorin für zeitgenössische Kunst die Fotografie ab 1960. Sie kuratierte eine Reihe monografischer Fotoausstellungen u.a. von Ed Ruscha, Anna und Bernhard Blume, Jochen Lempert und Hugo Schmölz. In der Ausstellung „What does the jellyfish want? Künstler & Fotografien“ arbeitete sie die Fotografien ab 1960 aus der Sammlung auf und publizierte einen Bestandskatalog.