Jörn Vanhöfen
„Beyond Eden“

Vernissage
Freitag, 17. Januar 2014, 17 bis 20 Uhr

Ausstellung
18. Januar bis 27. Februar 2014

BEYOND EDEN

Zu den Hinterlassenschaften der Globalisierung hinzu – Landfills, Townships, misshandelte Erde, abgesoffene Schiffe oder Wüsten voller Abfall – , wie Jörn Vanhöfen sie in zahlreichen Ausstellungen sowie im seiner letzten Publikation „Aftermath“ präsentierte, macht der Künstler und Fotograf seine neusten Bilder zur Krise, zu Vorboten eines postindustriellen Zeitalters. Die ersten Arbeiten der Serie „Disturbia / Beyond Eden“ entstanden zwischen 2008 und 2012 in den nördlichen Bundesstaaten der USA um Detroit, weitere z.B. in Ägypten und Indien werden folgen. Nach dem Erfolg seiner Serie und dem Buch „Aftermath“, experimentiert Jörn Vanhöfen in der neuen Serie mit dem klassischen photographischen Moment des Augenblicks und seiner seriellen Abfolge von Bildern. Mit diesem konzeptionellen Ansatz geht er über seine bisherigen Werke hinaus, die stark auf das Einzelbild ausgerichtet waren. Seine neuen Arbeiten haben einen deutlichen filmischen Ansatz – eine Gesamtsituation wird begleitet von nachfolgenden Einzelbildern, die aus differenzierten Blickwinkeln aufgenommen werden und jeweils ein weiteres Fragment zur Szene hinzufügen. Beim Betrachten der einzelnen Arbeiten beginnen sich die Situationen bild für Bild zu entschlüsseln (Indianapolis Ave Chicago 2252) oder setzen sich Stück für Stück zu einem grossen Ganzen zusammen (Michigan Ave Detroit 2282). Innerhalb der Serie „Disturbia“ existieren auch Einzelbilder, die im Wechsel mit den filmischen Sequenzen gezeigt werden. Die Einzelaufnahmen haben dabei einen Momentcharakter und stehen alleine. Die metaphorische Kraft dieser Bilder ist Vanhöfen wichtiger als der dokumentarische Beweis.

Der Titel der Serie ist eine Wortschöpfung bestehend aus dem Englischen to disturb = stören, unterbrechen, beunruhigen und Suburbia = Vorort, Stadtumland, Film von Penelope Speehris (1984). Der Titel selbst lässt die Stimmung innerhalb der Arbeiten erahnen. Von Krisen geschüttelt, an den Rand gedrängt und den urbanen Raum dem allgegenwärtigen Verfall überlassen, zeigt Vanhöfen nicht allein Orte, sondern Schicksale. Innerhalb der filmischen Sequenzen folgt der Betrachter dem unruhigen Blick des Photographen, der immer wieder neue Aspekte einfängt. In „Ford Street 5782“ blicken wir auf eine Strassenecke, vor einem Schnapsladen sitzt eine Person in trotzigem Stolz auf einer Blechkiste, der Blick wird von der leuchtend grünen Hose angezogen, Hände, die das Leben geformt hat. Mit einem Mal wird man sich der umgebenden Personen bewusst, ein Mann im Rollstuhl fährt ungerührt die Strasse auf und ab, ein Paar entfernt sich händehaltend. Stille Beobachtungen, die sich durch die gesamte Serie ziehen und vom täglichen Kampf in der Krise berichten.

Jörn Vanhöfen, 1961 geboren, lebt in Berlin und Kapstadt. Er studierte Photographie an der Folkwang Schule in Essen, wechselte die Hochschule von West- nach Ostdeutschland inmitten der politischen-gesellschaftlichen Turbulenzen im Dezember 1989 und war Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.
Ausstellungen (Auszug): 2013: Museum Konstanz, 2012 Robert Mann Gallery, New York, 2011 Galerie Kuckei + Kuckei, 2010 Landesmuseum Oldenburg, 2009 Kuckei + Kuckei, Berlin, 2008 Galerie Römerapotheke Zürich, 2007 Kuckei & Kuckei, Berlin, 2004 Galerie Römerapotheke, Zürich, 2001 Kunstverein Glückstadt, Altonaer Museum, Hamburg, usw, sowie Altonaer Museum, Hamburg, Die Elbe, Hitzacker, Kulturhaus, Aalen, Instituto Cervantes, Rom, Museum Velbert, Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Habana Vieja, Göttingen, Centro Cultural Jose Marti, Mexico City, Universität Monterey, Monterey, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, Fototeca de Cuba, Havanna, Darmstädter Fototage, Darmstadt, Lost Places, Hamburger Kunsthalle, Leipzig. Fotografie seit 1839, Stadtgeschichtliches Museum, Grassi Museum für Angewandte Kunst und Museum derBildenden Künste, Leipzig, "Home less Home", Museum on the Seam, Jerusalem,
"10 Jahre Kunstverein Glückstadt", Palais für aktuelle Kunst, Glückstadt, Weather Report, Centro Atlantico de Arte Moderno, Las Palmas, Canary Islands, Paris Photo usw.

In den kommenden zwei Jahren werden Einzelausstellungen in Deutschland und Östreich zu sehen sein. So etwa 2014 in der Alfred – Erhardt – Stiftung, Berlin und bei FO.KU.S, Innsbruck. 2015 in der Opelvillen Rüsselsheim, in der VHS-Photogalerie, Stuttgart und im Museum Haus Ludwig, Saarlouis. Zeitgleich zur Ausstellung in der Galerie Römerapotheke erscheint das Buch mit dem Titel „Heimat Front“ als limitierter Editionsband mit Texten von Charles Simic und Arbeiten von Jörn Vanhöfen im Thomas Reche Verlag.